Am 6. und 7. März 2025 stand die Mozartstadt Salzburg ganz im Zeichen der Fenster-, Türen- und Sonnenschutzbranche. Der 24. Fenster-Türen-Treff der Holzforschung Austria (HFA) bot den Teilnehmenden ein umfangreiches Programm mit exzellenten Vortragenden zu innovativen Themen aus Technik, Forschung und Wirtschaft. Kooperationspartner des beliebten Branchentreffs waren wie gewohnt der Verein Plattform Fenster Österreich, die Bundesinnung Tischler und Holzgestalter und der Bundesverband Sonnenschutztechnik Österreich.
Daniel Mund / GW
Seminarleiterin Dr. Julia Bachinger eröffnete die Veranstaltung, das in diesem Jahr unter dem Vorzeichen der zirkulären Transformation stand.
Den Auftakt bildete ein Keynote-Vortrag von Kathrin Masuch (Urban Human e.V.) zum Thema „Licht und Schatten“, der evolutionsbiologische Überlegungen zum Wohnen von morgen anstellte. Sie betonte, dass natürliche Elemente wie Licht, Luft und Pflanzen sowie eine klare räumliche Struktur unerlässlich sind, um die Diskrepanz zwischen unserer evolutionären Vergangenheit und dem modernen Lebensstil zu überbrücken.
Dr. Martin Weigl-Kuska (Holzforschung Austria) gab anschließend einen Überblick über die Grundlagen der österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie anhand der sogenannten 10R (Rethink, Reuse, Remanufacture, etc.). Er erläuterte die Sonderstellung und kommenden Aufgaben der Fenster- und Türenbranche hinsichtlich der Anforderungen der Umweltdeklaration (EPDs) und der abfallrechtlichen Situation.
Prof. Dr.-Ing. Sabine Flamme (FH Münster) zeigte auf, wie die zirkuläre Wertschöpfung für Fenster in der Praxis gelingen kann. Sie plädierte für eine materialübergreifende Bündelung von bestehenden und noch zu schaffenden Rücknahmesystemen durch Netzwerke und Zertifikate.
In einem weiteren Vortrag stellte Dr. Martin Weigl-Kuska zwei Repurpose-Szenarien aus dem mit dem ÖGUT-Preis ausgezeichneten Forschungsprojekt „TimberLoop“ vor: die Verwendung von Altfenstern in Recyclingparkettprodukten und von gebrauchten Fensterrahmen als Beschattungselemente.
Fensterhersteller integriert Lüftungselemente
Der zweite Themenblock widmete sich technischen Innovationen und aktuellen Forschungsergebnissen. Urs Uehlinger (Berner Fachhochschule Biel) und Bernhard Bieri (Wenger Fenster AG) präsentierten Projektergebnisse zur Entwicklung einer aktiven rahmenintegrierten Lüftung für Holz-Alufenster. Sie zeigten Prototypen, die sowohl für Sanierungen als auch für Neubauten konzipiert wurden und für frische Luft sorgen, ohne die Energieeffizienz zu beeinträchtigen.
Dr. Thomas Stöckli (Schenker Storen AG) berichtete von einer Studie zur Messung und Ermittlung der Auswirkung von böigen und schräg eintreffenden Windbelastungen auf Sonnenschutzprodukte. Diese Erkenntnisse sind zentral für die Sicherheit und Langlebigkeit dieser Systeme.
Daniel Mund / GW
Mag. Notburga Pfabigan (Holzforschung Austria) informierte die Teilnehmenden zur Thematik der Holzschutzmittelfreiheit von Holzfenstern. Ihr Fazit: Ein Verzicht auf chemischen Holzschutz ist nur bei entsprechend vorliegenden Normen und Regelwerken zulässig. Sie zeigte aber erste positive Versuche, über die Schichtdicke von Beschichtungssystemen das Befallsrisiko von Holz zu reduzieren.
Interdisziplinärer Blick über den Tellerrand
Einen ungewöhnlichen, aber faszinierenden Abschluss des ersten Tages bildete der Vortrag von Flugkapitän Capt. Hans Härting (Lufthansa Group Airlines), der anhand von Methoden und Strategien der Luftfahrt allgemeingültige Regeln für Prozesssicherheit und den Umgang mit Fehlern aufzeigte. Er verglich dabei die Entscheidungskompetenz von Piloten und Chirurgen und sprach über Entscheidungsfindung, Training und Fehlerkultur – Aspekte, die auch für die Fensterbranche relevant sind.
Praxis und Recht im Fokus
Der zweite Veranstaltungstag konzentrierte sich auf praxisnahe Themen und rechtliche Aspekte. Georg Steiner (Holzforschung Austria) und Peter Schober (TU Wien) gaben einen Einblick in die am 1. November 2024 in Kraft getretenen Änderungen der ÖNORM B 5320 „Einbau von Fenstern und Türen in Wände “. Sie wiesen darauf hin, dass diese Norm auch für den Fenstertausch gilt, allerdings mit besonderen Anforderungen. Die Experten warnten jedoch davor, die aktuellen Spielräume der Norm auszunutzen, da Missbrauch zu einer Verschärfung der Regelungen führen könnte.
Dipl.-Ing. Markus Gail (Bauwirtschaftliche Beratung GmbH) erklärte, warum die Normenregeln in Bezug auf den sogenannten Waagriss – die Referenzhöhe von Gebäuden – verwirren. Er schlug vor, dass der Auftraggeber gegenüber dem Auftragnehmer festlegen sollte, wer den Waagriss erbringt, oder einen externen Vermesser beauftragen sollte.
Martin Wieser (Holzforschung Austria) gewährte einen Einblick in die Prüfpraxis des Fenster- und Türenbereichs der Holzforschung Austria am Standort Stetten und erklärte, warum moderne Fensterkonstruktionen immer filigraner werden – mit der Problematik, dass Beschlagsschrauben teilweise „ins Glas gehen“. Auch der „Gemeinheitsstreifen“ wurde angesprochen, also der Papierstreifen, der erste Anzeichen von Wassereintritt bei der Schlagregendichtheitsprüfung anzeigt.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein Vortrag von Rechtsanwalt Dr. Helmut Liebel (E + H Rechtsanwälte GmbH) über die Gestaltung von allgemeinen Geschäftsbedingungen. Sein Fingerzeig dabei: „Kleine Klauseln können eine große Wirkung haben – insbesondere bei der Verteidigung gegen Abmahnungen.
Tagung mit hohem Netzwerk-Faktor
In den Pausen nutzten die Teilnehmenden die Fachausstellung mit mehr als 30 Ausstellern, um in lockerer Atmosphäre Fachgespräche zu führen, Bekannte zu treffen und neue Kontakte zu knüpfen. Die positive Resonanz der Teilnehmer zeigte, dass der Fenster-Türen-Treff als wichtige Plattform für den fachlichen Austausch in der Branche etabliert ist.
Dr. Julia Bachinger kündigte bereits den Termin für die 25. Auflage des beliebten österreichischen Branchentreffs an: Dieser wird am 5.-6. März 2026 wieder im Congress Salzburg stattfinden.
