GW – Frau Bachinger, wie viel Sonnenschutz-Themen stecken in der Tagungsagenda des Fenster-Türen-Treffs (FTT) im März?
Julia Bachinger – Sonnenschutz-Themen gab es auch bei den letzten Fenster-Türen-Treffs schon sehr viele, eben weil Fenster und Sonnenschutz als Einheit gedacht werden sollten. Dieses Jahr haben wir auch ganz bewusst Inputs für den Fachbereich der sommerlichen Überwärmung mit aufgenommen. So werden wir zum Beispiel im Vortrag „Cool air“ von einem Forschungsprojekt zur Beschattung und Lüftung bei Kastenfenstern hören, das an der Donau-Uni Krems durchgeführt und vom BVST unterstützt wurde. Außerdem versteckt sich hinter dem sehr technischen Titel „gtot ≤ 0,15: Die Lösung aller Probleme?“ eine kritische Betrachtung der Neuerungen zum sommerlichen Wärmeschutz – insbesondere der Beschattungsbewertung.
GW – Frau Bachinger: Zum FTT 24 gibt es eine erstmalige Kooperation des Bundesverbands Sonnenschutztechnik mit dem Fenster-Türen-Treff. Was steckt dahinter?
Bachinger – Das Forschungsprojekt „Coole Fenster“, das die Holzforschung Austria gemeinsam mit der TU-Graz bearbeiten durfte, war das erste gemeinsame Projekt der Plattform Fenster Österreich und des BVST (Anm. d. Red: Lesen Sie dazu auch Beitrag „Coole Fenster“ in Glaswelt 03 / 23). Wir konnten in diesem Projekt das Zusammenspiel von Fenster und Sonnenschutz sehr genau darstellen. Einmal mehr wurde klar, dass ein Fenster ohne Sonnenschutz aus technischer Sicht nicht denkbar ist.
Der Fenster-Türen-Treff wird seit vielen Jahren von der Plattform Fenster Österreich und der Bundesinnung für Tischler und Holzgestalter unterstützt. Nun ist es erstmalig gelungen, auch den BVST als Kooperationspartner zu gewinnen. Das freut mich sehr, weil so die Verbindung der beiden Komponenten auch in unserer Tagung noch sichtbarer wird.
Fuad Salic – Die enge Zusammenarbeit zwischen dem Bundesverband für Sonnenschutztechnik Österreich und der Holzforschung Austria erstreckt sich über viele Jahre, begann bereits unter meinem Vorgänger Hannes Gerstmann und gewinnt nun durch unsere Kooperation beim Fenster-Türen-Treff weiter an Bedeutung. Wir sind begeistert von den positiven Fortschritten und dem intensiven Austausch, den wir im Laufe der Jahre etabliert haben. Diese fruchtbare Zusammenarbeit erstreckt sich in der Zwischenzeit über verschiedene Projekte.
Unsere Zusammenarbeit unterstreicht das gemeinsame Bestreben, nicht nur energieeffiziente und komfortable Gebäude zu schaffen, sondern auch die Gesundheit der Bewohner zu fördern.
Diese Partnerschaft spiegelt sich nun auch im Fenster-Türen-Treff wider. Das Gesamtprodukt „Fenster und Sonnenschutz als Partner“ hat nicht nur technische bzw. energietechnische Vorteile, sondern leistet auch den Beitrag zur Gesundheit und Komfort der Bewohner.
Dieser umfassende Ansatz ist integraler Bestandteil unserer Bemühungen, die Standards in der Branche zu erhöhen und innovative Lösungen für gesunde, nachhaltige und energieeffiziente Gebäude voranzutreiben.
GW – Herr Salic, können Sie unseren Lesern die Ziele des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik in Österreich näherbringen?
Salic – Der Bundesverband Sonnenschutztechnik setzt sich maßgeblich dafür ein, hochwertige und nachhaltige Sonnenschutztechnik zu fördern und zu etablieren. Unser oberstes Ziel ist es, im Bauwesen einen hohen Komfort bei gleichzeitig minimalem Energieeinsatz zu gewährleisten.
Im Kern unseres Leitbilds steht die Inspiration durch die Natur, insbesondere durch dynamische Beschattungen wie Jalousien, Rollläden, Markisen und Fensterläden, die sich an den natürlichen Rhythmen von Tag und Jahr orientieren.
Der BVST betont die Notwendigkeit von Detailwissen, Sorgfalt in der Ausführung und professioneller Qualitätssicherung bei Bauherren, Planern, Beratern und Professionisten. Unser Verband leistet konkret seinen Beitrag im Bereich Beschattung, Blendschutz und Tageslichtnutzung. Wir stellen sicher, dass dieses Detailwissen auf firmenneutraler Ebene zugänglich gemacht wird. Damit möchten wir nicht nur die Bewusstseinsbildung für effizientes Bauen vorantreiben, sondern auch sicherstellen, dass die Branche vermehrt auf umweltfreundliche und energieeffiziente Lösungen setzt.
… Besonders erfreulich ist der Fortschritt, der in Bezug auf Normungen und im Österreichischen Institut für Bautechnik (OIB) erreicht wurde. Die kürzlich eingeführte OIB-Richtlinie 6, welche Zug um Zug in die Landesbaugesetze integriert werden soll, spielt dabei eine zentrale Rolle. Die Richtlinie setzt hohe Standards für Energieeffizienz, wobei ein gtot-Wert (Energiedurchlassgrad einer Verglasung in Kombination mit einer Sonnenschutzvorrichtung) von kleiner gleich 0,15 sowohl beim Neubau als auch bei der Sanierung von Wohn- und Gewerbegebäuden verpflichtend wird.
GW – Herr Salic, Sie sind seit Mitte 2023 Repräsentant des Verbandes – welche Aufgaben haben Sie?
Salic – Als Repräsentant liegen meine Hauptaufgaben in der Vertretung des Verbandes nach außen, der Pflege von Beziehungen zu Partnern, Medien und anderen Organisationen sowie der Interessenvertretung auf nationaler und internationaler Ebene.
GW – Frau Bachinger, 2023 haben Sie auf dem FTT über „Coole Fenster“ gesprochen, dabei ging es um das Fenster als passives Haustechnikelement. Ihnen liegt viel daran, dass man Bauelemente ganzheitlich bewertet?
Bachinger – Ja, das stimmt. Nur wenn wir alle relevanten Bauelemente des Gesamtsystems betrachten, gelingt am Schluss tatsächlich eine wirklich gute Lösung. Das gilt für den Bereich sommerliche Überwärmung natürlich für Fenster, Glas und Sonnenschutz. Aber um die besten Ergebnisse hinsichtlich Wärmeschutz im Sommer und Winter und hinsichtlich Tageslichtversorgung zu erhalten, müsste man sogar noch weiter gehen und auch die Architektur (z. B. Auskragungen durch Balkone) und das Nutzerverhalten mit einbeziehen. Wir konnten im Projekt „Coole Fenster“ aber zumindest aufzeigen, welchen wichtigen Beitrag Fenster und Sonnenschutz leisten können und wie eine optimale Gestaltung der beiden Komponenten erfolgen kann. Damit kann eine deutliche Reduktion des Kühlenergiebedarfs bzw. eine Reduktion der sommerlichen Raumtemperaturen bei gleichzeitig guter Tageslichtversorgung gelingen.
GW – Herr Salic: Fenster verkaufen, ohne dabei den Sonnenschutz zu berücksichtigen – geht das überhaupt noch?
Salic – Absolut nicht! In der heutigen Zeit ist es unerlässlich, beim Planen und Bauen oder Sanieren den Aspekt des Sonnenschutzes zu berücksichtigen. Der Einfluss von externen Umweltfaktoren auf das Raumklima und die Energieeffizienz eines Gebäudes ist von entscheidender Bedeutung. Die neue OIB Richtlinie 6 unterstreicht die Wichtigkeit einer ganzheitlichen Betrachtung von beiden Gebäudekomponenten. Die Richtlinie verdeutlicht, dass der Einsatz von außenliegendem Sonnenschutz nicht nur empfohlen, sondern vielmehr unverzichtbar ist, um den thermischen Komfort zu gewährleisten und Energieeffizienzstandards zu erfüllen.
Das Berücksichtigen von Sonnenschutz ist daher nicht nur eine gegenwärtige Notwendigkeit, sondern auch ein vorausschauender Schritt, um den Anforderungen der Klimaerwärmung aber auch des nachhaltigen Bauen gerecht zu werden. Es ist ein entscheidender Faktor für die Zukunftsfähigkeit von Gebäuden.
Die Fragen platzierte Chefredakteur Daniel Mund
Fenster-Türen-Treff 2024: Das erwartet Sie in Salzburg
Am 7. – 8. März 2024 findet wieder das beliebte österreichische Branchenevent der Holzforschung Austria statt. Themen sind unter anderem ökologisches Wirtschaften und dessen Auswirkungen auf die künftige Fenster-, Türen- und Sonnenschutzproduktion sowie notwendige Eigenschaften und künftige Anforderungen an Fenster und Sonnenschutz sowie an Türen. Darüber hinaus wird es auch zwei hochkarätig besetzte Talkrunden mit aktuellen Themen aus der Branche geben.
Erstmalig wird es beim Fenster-Türen-Treff auch einen Talk geben, der ausschließlich mit Frauen aus der Branche besetzt ist. In der Runde geplant sind neben Moderatorin Julia Bachinger: Mag. Anette Klinger (Internorm), Barbara Kranz (Kranz GmbH & Co. KG), Dr. Verena Oberrauch (EuroWindoor), Karen Schausberger (IBS Linz)
Die zweite Podiumsdiskussion umfasst das Thema „Wie retten wir die Welt“. Moderiert wird diese von Dr. Gerhard Grüll (HFA). Die Gesprächspartner sind Prof. Jörn P. Lass (ift / D), Dr. Franz Dolezal (IBO) und Prof. Urs Thomas Gerber (CSD Ingenieure / CH)
Wer steht mit welchem Thema auf der Bühne
Gebühr: Teilnehmer für beide Tage: 580,– Euro (exkl. Mwst.); 20 % Ermäßigung für ÖGH-Mitglieder
Anmeldung hier:
www.holzforschung.at/wissenstransfer/seminare/