Im Mittelpunkt des Programms standen die Themen Ökologie und ihre Auswirkungen auf die zukünftige Produktion von Fenstern, Türen und Sonnenschutz sowie die notwendigen Eigenschaften und zukünftigen Anforderungen an Fenster und Sonnenschutz. Darüber hinaus gab es zwei hochkarätig besetzte Podiumsdiskussionen zu aktuellen Themen der Branche.
Ökologisch wirtschaften
Mastermind der Veranstaltung Dr. Julia Bachinger (Holzforschung Austria) zeigte gleich zu Beginn anhand der Entwicklungsgeschichte des Fensters die Innovationskraft der Branche auf. Heutige Lösungen wie automatisierte Öffnungsmechanismen und hocheffizientes Vakuumglas sind auf dem Vormarsch. Dabei muss aber auch die Nachhaltigkeit im Sinne der Klimaziele im Auge behalten werden. Diesem Thema war der erste Block der Veranstaltung gewidmet.
Klimaresilienz ist teurer als Klimaschutz
Univ.-Prof. Dr. Sigrid Stagl (Wirtschaftsuniversität Wien) beschäftigte sich mit der Ökonomie der Nachhaltigkeit und ging auf Investitionen gegen die Folgen des Klimawandels ein. Sie kam zu dem Schluss, dass der Klimawandel zwar hohe Kosten verursacht, diese Investitionen aber weitaus geringer sind als die Folgekosten, wenn nicht gegengesteuert wird. Zudem rette der Mensch mit dem Planeten auch seine eigene Zukunft.
Schwerpunktthemen
Sonnenschutz und Lüftung
Auf Sanierungsstrategien und -maßnahmen für bestehende Gebäude ging Univ.-Prof. Dr. Kristina Orehounig (Technische Universität Wien) im nächsten Vortrag ein. Sie wies insbesondere auf den steigenden Energieverbrauch für die Gebäudekühlung unter zukünftigen Klimabedingungen hin und plädierte für passive und nachhaltige Kühllösungen wie Verschattung und Fensterlüftung. Damit könnte der Kühlenergiebedarf theoretisch um bis zu 84% reduziert werden.
Anschließend stellte KommR Ing. Helmut Mitsch (Landesinnung Tischler und Holzgestalter NÖ) das praxisorientierte Projekt „Fenster-Upgrade“ vor. Er sieht in der Sanierung von Holzfenstern ein großes Potenzial, bei dem das Tischlerhandwerk seine Fähigkeiten voll ausspielen kann.
Wie retten wir die Welt?
In der anschließenden Podiumsdiskussion „Wie retten wir die Welt“ ging es um nachhaltiges Wirtschaften in der Fenster- und Türenbranche. Moderator Dr. Gerhard Grüll (Institutsleiter Holzforschung Austria) und eine fachlich breit aufgestellte Expertenrunde, bestehend aus Prof. Jörn P. Lass (ift Rosenheim), Dr. Franz Dolezal (Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie) und Prof. Urs Thomas Gerber (CSD Ingenieure / CH), beleuchteten das Thema möglichst umfassend.
Insbesondere die Nachhaltigkeit und die vielfältigen Ansätze der Kreislaufwirtschaft beschäftigten die Experten. Prof. Lass gab auch einen Einblick in die Forschungsarbeit des ift: In einem Projekt will man mehr über die Möglichkeiten des Recyclings von Holzfenstern herausfinden.
Automatisierten Fenstern gehört die Zukunft
Urs Uehlinger (Berner Fachhochschule Biel / CH) sprach in seinem Vortrag über massentaugliche automatisierte Fenstersysteme für den Wohnungsbau. Bei der Entwicklung wird sowohl auf Schallemissionen als auch auf ausreichende Lüftung geachtet. Durch die Antriebe, die den Verzicht auf die Beschlagnut ermöglichen, sind schlanke Flügelquerschnitte möglich.
Albert Treytl (Donau-Universität Krems) widmete sich anschließend dem Thema „Automatisierung von Fensterlüftung und Sonnenschutz zur Gebäudekühlung“, das er am Beispiel der Erforschung automatisierter, selbstlernender Regelalgorithmen für die ventilative Kühlung näher brachte.
Den Abschluss des ersten Tages bildete Johannes Randolf (Physiotherapeut) mit seinem Vortrag über Gesundheit und den Zusammenhang mit Beschwerdefreiheit im muskulären Gleichgewicht. Er zeigte anhand von einfachen Übungen, die er gleich vor Ort mit den staunenden Zuhörern durchführte, wie man Schmerzen an der Wurzel packen kann.
Die Ausstellung bot wieder genügend Raum für Gespräche und Netzwerkpflege. Diesmal konnte das Publikum einen Brandversuch und einen Einbruchsversuch der Hauptsponsoren MB Fensterbau und Roto miterleben.
Technik & Zukunft
Am zweiten Tag des Fenster-Türen-Treffs ging es unter anderem um die Leistungsmerkmale von Zusatzprofilen für Türen und Fenster, wie Rahmenverbreiterungen und Bodeneinlaufprofile. Georg Steiner (Holzforschung Austria) wünscht sich eine klare Deklaration der Zusatzprofile durch die Inverkehrbringer, damit Planer und Verarbeiter die Möglichkeit haben, aufeinander abgestimmte Bauprodukte einzusetzen.
Darum ist das österreichische Fenster besser als andere
Gastgeberin Dr. Julia Bachinger bat beim erstmals im Rahmen des Fenster-Türen-Treffs stattfindenden Talk hochkarätige Expertinnen aus der Fenster- und Türenbranche auf die Bühne: Mag. Anette Klinger (IFN-Beteiligungs GmbH), Ing. Barbara Kranz (Kranz GmbH & Co. KG), Dr. Verena Oberrauch (EuroWindoor) und Karen Schausberger (IBS - Institut für Brandschutztechnik und Sicherheitsforschung) sprachen unter anderem über die Gründe für die hohe Qualität von Fenstern in Österreich und Süddeutschland, den Beitrag der Fensterbranche zur Sanierung, wie Innovationen entstehen können und den Nutzen der europäischen und nationalen Normung für den Endkunden.
Dr. Oberrauch gab auch einen Einblick in die Lobbyarbeit von EuroWindoor. So habe man erreicht, dass alte Kunststofffenster auf Dauer wiederverwendet werden können: Die EU hat festgelegt, dass ein Bleigehalt von 1,5 Prozent akzeptabel ist, wenn die Oberfläche auf der dem Innenraum zugewandten Seite eines Fensterprofils einen deutlich geringeren Bleigehalt (< 0,1 Gewichtsprozent) aufweist.
IFN-Geschäftsführerin Anette Klinger brach eine Lanze für das österreichische Fenster: „Wir haben Fensterhersteller, die sehr hohe Normen erfüllen und sehr hohe Standards setzen. Das sieht im restlichen Europa oft anders aus.“ Man könne also mit Qualität punkten – allerdings führe das hohe Qualitätsniveau zu hohen Produktpreisen und einer vergleichsweise geringen Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich. Es wäre wichtig zu erkennen, dass quer durch Europa die Fenstertraditionen völlig unterschiedlich aussehen und in Europa zu hohe Normen und Marktbarrieren in einem Land den freien Markt bremsen.
Auch Dr. Oberrauch ist der Meinung: „Das Fenster bringt unglaublich viel funktionalen Nutzen, wird immer individuell geplant und auch individuell eingebaut. Wir müssen noch mehr darauf achten, dass unser Produkt auch die Wertschätzung bekommt, die es verdient“.
Dr. Nikita Aigner (Berner Fachhochschule Biel / CH) gab dem Publikum einen spannenden Einblick in die Digitalisierung der Prozesse bei der Sanierung von Fenstern architektonisch wertvoller Gebäude. Dadurch können nicht nur in der Verwaltung, sondern auch in der Produktion Zeit und Kosten eingespart werden. Zudem können die Tätigkeiten der Mitarbeitenden auch in KMU aufgewertet werden.
Einen eindrücklichen Schlusspunkt setzte Martin Langen (B+L Marktdaten): Er präsentierte konkrete Zahlen zur Neubau- und Renovationsentwicklung in der D-A-CH-Region und zeichnete ein leicht positives Bild für die Entwicklung der Baukonjunktur in den nächsten Jahren.
Seminarleiterin Dr. Julia Bachinger kündigte in ihrem Resümee gleich den Termin für den nächsten Fenster-Türen-Treff an, der am 6. und 7. März 2025 wie gewohnt im Salzburg Congress stattfinden wird.
Ein Beitrag von Andreas Suttner / Daniel Mund