An Büchern und Bibliotheken führt auch im 21. Jahrhundert kein Weg vorbei. Dies zeigt eindrucksvoll der Neubau des zentralen Bibliotheksgebäudes der Philipps-Universität im hessischen Marburg. Dort beherbergt der Neubau auf einer Fläche von rund 18 500 m2 mehr als 3,2 Millionen Medien.
Der Neubau war auch deshalb notwendig, da die bisherige Zentralbibliothek von 1967 nicht mehr den Anforderungen an modernes universitäres Schaffen entsprach. Beispielsweise fehlten in dem Altbau Computerarbeitsplätze.
Viel Tageslicht durch das Atrium
Einen außergewöhnlichen Blickfang setzt bei dem neuen Gebäude die Glasfassade der Eingangshalle. Gemeinsam mit dem Glasdach bildet sie das zentrale Element des Entwurfs. Sie durchschneidet das lang gestreckte Gebäude diagonal und formt dabei eine Passage, die den Zugang zum Inneren der Bibliothek ermöglicht.
Als markanter Durchgang ist die Halle ein gern genutzter Verbindungsweg zwischen der Stadtkirche St. Elisabeth und dem alten botanischem Garten. Damit fungiert das Atrium als ein Bindeglied zwischen Uni-Campus und öffentlichem Raum.
1300 m² Ornilux gegen Vogelschlag verbaut
Die imposante Atriums-Verglasung sorgt für ein lichtdurchflutetes Inneres, birgt aber auch eine Gefahr: Vogelschlag. Denn anders als Menschen nehmen Vögel konventionelles Glas nicht als Hindernis wahr.
Um dies zu verhindern, kam beim Bau der Universitätsbibliothek das Vogelschutzglas Ornilux mikado A70 von Isolar zum Einsatz. Das Glas verfügt über eine filigrane Beschichtung, die an ein Spinnennetz erinnert. Für den Menschen ist sie nahezu unsichtbar. Vögel jedoch sehen die Struktur und erkennen dadurch das Hindernis.
Die schützende Wirkung wurde in Anflugtests in sogenannten Flugtunnelanlagen bereits vielfach bestätigt. Insgesamt 1300 m2 Vogelschutzglas hat der Isolar-Partner Hunsrücker Glasveredelung Wagener für die verglaste Fläche der neuen Bibliothek gefertigt und ausgeliefert.
Spezielle Dachkonstruktion mit gebogenen Isolar-Gläsern
Eine Besonderheit stellt dabei die Dachkonstruktion dar. Sie ist als Stahl-Gitternetztragwerk in einer geschwungenen organischen Form mit quadratischen und rechteckigen Glasfeldern konzipiert.
Da Glas bis zu einem gewissen Grad flexibel ist, ließen sich die prinzipiell ebenen Scheiben problemlos der leicht gekrümmten Form der Tragstruktur anpassen. Nur an wenigen sehr stark gekrümmten Gefachen mussten sie mit den Klemmtellern in die Dichtung hineingezogen werden.
Die Struktur liegt Stahlrandträgern auf, die der Dachform folgen. Knapp 20 m hohe Stahlsäulen hinter der vertikalen Fassade stützen die Konstruktion. Für die Umsetzung des geometrisch komplexen Stahl-Glas-Aufbaus waren die Experten der Roschmann Group zuständig.
Michael Skopp, technischer Leiter bei Roschmann, erläutert: „Wir haben die gesamte Tragstruktur der vorgefertigten Elemente des Dachs in unserem Werk in Gersthofen vorgefertigt. Das Zusammenschweißen erfolgte dann vor Ort in Marburg.“ Daher bildet die Dachkonstruktion eine einzige Einheit.
Und Skopp weiter: „Es gibt zwar Losbrech- und Bewegungspunkte sowie Anschlussfugen zu den benachbarten Bauteilen, aber alle vertikalen und horizontalen Elemente der Gesamtstruktur aus Fassade und Dach hängen zusammen.“
Durch dieses Konstruktionsprinzip ergeben sich zudem Vorteile in der Längsversteifung.
Bautafel
Architektur
sinning architekten, Darmstadt
Glaslieferant
Hunsrücker Glasveredelung Wagener, Kirchberg
Stahl-Glas-Konstruktion
Roschmann Konstruktionen aus Stahl und Glas, Gersthofen