GLASWELT – Wie sehen Sie die augenblickliche Lage?
Dr. Greiner – Diese sehe ich durchaus kritisch. Grundsätzlich sind die Preisentwicklungen ja nicht auf eine sprunghafte Steigerung der Nachfrage bzw. eine allgemeine Drosselung des Angebots zurückzuführen. Konkret: Selbst das Jahr 2021 liegt bezüglich des europäischen Baumarktvolumens unter dem Niveau von 2019 und damals konnte Nachfrage und Angebot ausgeglichen werden. Das verdeutlicht, dass die aktuellen Preissteigerungen auf andere Faktoren zurückzuführen sind. Dies sind unter anderem
Jeder Effekt für sich ist erklärbar – alle zusammen können jedoch recht toxisch werden. Aktuell führen die Materialpreissteigerung zu einer Verteuerung von rd. 9% eines Neubaus. Für Generalunternehmer oder Projekteure, die bereits vor längerer Zeit Fixpreise vereinbart haben, wird das zu einem existenziellen Problem, da sie diese Mehrkosten nicht abgedeckt bekommen.
GLASWELT – Was schätzen Sie, wann wird es wieder zu Entspannung kommen?
Dr. Greiner – Ich gehe davon aus, dass sich schon kurzfristig Veränderungen einstellen. Ob das Q3, Q4 oder Q1 2022 bedeutet, darüber möchte ich nicht spekulieren. Was ich jedoch als viel herausfordernder sehe, ist, dass aufgrund der vielschichtigen Einflussfaktoren die Preise auch in Zukunft sehr volatil bleiben werden und wir die nächsten Jahre eine ständige Auf- und Abbewegung sehen werden. Für Unternehmen wird es daher elementar sein, sich deutlich besser auf solche Herausforderungen einzustellen. Sonst laufen sie Gefahr, immer der Welle hinterherzuschwimmen, d.h. bei günstigen Preisen zu teuer zu kaufen und bei hohen Preisen das Material nicht zu bekommen. Beides keine schönen Szenarien.