Rudolf Fortkord, Dieter Helfbernd und Heinrich Schröder gründen das Unternehmen EGE – ein Markenname, der sich zusammensetzt aus den Anfangsbuchstaben der Vornamen ihrer Ehefrauen: Elisabeth, Gisela und Erika.
50 Jahre später, am 1. April 2021 feiert EGE Jubiläum. In einem halben Jahrhundert hat sich das kleine Fensterbauunternehmen zu einer international tätigen Unternehmensgruppe entwickelt, die als Vollsortimenter und Spezialist für Fenster, Haustüren und Fassaden am Markt agiert. Mit Begeisterung erinnert sich der heute 76-jährige Heinrich Schröder an die Anfänge. Der Bedarf an Fenstern sei riesig gewesen, erzählt er. Allerdings verwendeten die vielen kleinen Fensterbauer, die es damals gab, in erster Linie Holz als Material.
Die ersten Kunststofffenster waren handgeschweißt
Schröder hingegen, der schon mit 24 Jahren die Vertriebsleitung bei Münkel, einem seinerzeit großen Verler Unternehmen für PVC-extrudierte Produkte übernimmt, erkennt die Vorteile, die Kunststoff für den Fensterbau bietet. Zudem knüpft der Experte bereits erste Kontakte zum Profilhersteller Kömmerling, der bis heute Hauptlieferant ist.
Mit sieben Mitarbeitern, darunter die drei Ehefrauen, starten die drei Unternehmer in einer ehemaligen Näherei im Verler Ortsteil Sende, arbeiten engagiert und viel, oftmals bis in die Nacht. Die ersten Fenster werden per Hand verschweißt. Das Produkt kommt gut an und die kleine Halle wird schnell zu klein.
1973 zieht das Unternehmen an den heutigen Standort in der Messingstraße in die Nähe der Autobahn A2. Die ersten Investitionen fließen in Schweißmaschinen und Verputzer, um Schweißnähte zu glätten und Beschlagbohrungen zu setzen. Aus den Kunststoffprofilen entstehen neben Fenstern zunehmend auch Haus- und Hebe-Schiebe-Türen. Die drei Gründer nehmen eine klare Aufgabenteilung vor: Heinrich Schröder leitet den Vertrieb, Dieter Helfbernd die Produktion und Rudolf Fortkord übernimmt Buchhaltung und kaufmännische Leitung.
Das Unternehmen entwickelt sich vor allem mit Fenstern und Haustüren für Wohnungsbauprojekte bis ins Ruhrgebiet hinein und agiert in den 1970er Jahren noch als reiner Objekter: Die eigenen Leute fahren mit den ersten 7,5-Tonnern gen Westen und montieren vor Ort die Bauelemente, die im Verler Werk entstehen.
Expansion im vereinten Deutschland
In den 1980er Jahren legt EGE die Basis für das heute erfolgreiche Handelsgeschäft. Zunächst greifen vorwiegend Fachhändler aus der Region zu den Fenstern aus Verl. Nach und nach baut EGE einen Außendienst auf, der erst in Westdeutschland und nach der Wende auch bundesweit agiert.
Einer, von dem man noch heute bei EGE als „Top-Vertriebler“ spricht, ist Egon Pape. Mit politischem, sportlichem, vor allem aber mit unternehmerischem Engagement stellt er Anfang der 1990er Jahre die Weichen für bis heute erfolgreiche wirtschaftliche Beziehungen zwischen den Städten Verl und Grimma in Sachsen. Pape managt den Aufbau eines zu Verl fast identischen EGE-Zweitbetriebes direkt an der A14 in Grimma. Später siedeln sich hier mit Nüßing und Elektro Beckhoff weitere Verler Firmen an sowie mit der Flachglas Sachsen ein wichtiger Vorlieferant für den neuen EGE-Standort.
Auf dem Weg zum Vollsortimenter
In den Folgejahren bedient EGE mit seinen Werken in Verl und Grimma zunehmend auch die Nachfrage nach Aluminiumkomponenten und kooperiert dabei mit heroal und Schüco als Zulieferer. 1995 entschließen sich die drei Gründer, mit Jochen Liedtke erstmals einen Fremdgeschäftsführer einzusetzen.
Im Dezember 1995 erreicht EGE den Status eines Vollsortimenters: Das Unternehmen übernimmt die Tischlerei HFT Holz-Fenster-Türen in Sangerhausen. Fortan entstehen in der neuen EGE Holzbau mit eigenen Systemen Bauelemente aus allen gängigen Hölzern sowie Holz-Alu-Konstruktionen.
Nach der Jahrtausendwende gelingt es, durch einschneidende Personal- und Strategieentscheidungen, das Unternehmen zukunftsfähig auszurichten. Seit 2011 und bis heute führt Dr. Markus Pauli die Geschäfte. 2012 übernimmt die Familie Schröder alle Anteile am Unternehmen; die Brüder Carsten und Thomas Schröder werden in zweiter Familiengeneration Gesellschafter zu gleichen Teilen. Der Gruppenumsatz liegt bei 50 Mio. Euro. 2017 schließlich steigt Thomas Schröder an der Seite von Dr. Markus Pauli als geschäftsführender Gesellschafter aktiv mit der Vorgabe ins Unternehmen ein, durch konzentrierte Investitionen weiteres Wachstum zu generieren.
Bedeutende Joint Ventures in Polen und Frankreich
Nahezu zeitgleich gewinnt EGE Marktanteile im Ausland. Als Joint Venture entstehen zwei Werke für die Herstellung von Kunststofffenstern in Koszalin und Bydgoszcz in Polen. Während EGE an den deutschen Standorten weiterhin hochwertige Fenster und Haustüren für den Fachhandel und anspruchsvolle Objekte fertigt, bedienen die polnischen Produktionsstätten preissensitive Key Account-Kunden und einfachere Großobjekte. Darüber hinaus schließt EGE immer mehr strategische Partnerschaften im In- und Ausland, so zum Beispiel auch mit Berres France im Elsass als einem Exklusivpartner.
Ferner stärkt EGE 2018 durch die Übernahme der Baltic Fenster aus Langenhorn seine Marktposition. Neben den polnischen Standorten nutzt das Unternehmen die Möglichkeiten in Langenhorn, Überkapazitäten zu bedienen und Lieferzeiten kurz zu halten.
Bundesweit fast 900 Fachhandelspartner
Mit der großen Material- und Sortimentsvielfalt „Made in Germany“ sieht sich die inhabergeführte EGE-Unternehmensgruppe heute gut aufgestellt. Mit 589 Mitarbeitern insgesamt erwirtschaftete sie im Geschäftsjahr 2020/2021 in Deutschland einen Umsatz von mehr als 80 Mio. Euro. „In 50 Jahren hat sich unsere Marktstellung sehr gefestigt“, erzählt Thomas Schröder. Die Ausgliederung des Objektgeschäftes in Schwester- und Tochterunternehmen verleihe Stabilität und Planungssicherheit. Besonders stolz sei man auf das hohe Stammkundenpotenzial, betont Schröder, „denn das sind über Jahrzehnte gewachsene, sehr stabile Beziehungen, für die wir in der täglichen Arbeit nahezu alles tun.“
Rund 900 Fachhandelspartner genießen derzeit bundesweit den Support des Herstellers. Bei EGE bekommen sie alles aus einer Hand: Qualitätsprodukte und Service, Marketingunterstützung und digitale Vertriebslösungen.
In die Zukunft geblickt: Renaissance der Holzfenster
Für die Zukunft geht EGE davon aus, dass vor allem das Holzfenster durch die ökologischen Vorgaben und den Trend zur Nachhaltigkeit eine Renaissance erleben wird. Derzeit prüfe man, inwieweit der Standort Sangerhausen entsprechend ausbaufähig sei, um der erwarteten steigenden Nachfrage begegnen zu können. Schon jetzt biete EGE im Bereich Holz und Holz/Alu eigene, vollständig geprüfte Serien; RC3-sichere Elemente seien über die gesamte Produktpalette hinweg möglich. Seit kurzem kann EGE zudem als einziger deutscher Hersteller eine Zertifizierung von Holzfenstern für den französischen Markt vorweisen.
Weiteres Wachstumspotenzial sehen die beiden Geschäftsführer Dr. Markus Pauli und Thomas Schröder zudem im Bau von Sonderfassadenelementen aus Aluminium sowie Hochsicherheitselementen und „Smart home ready“-Produkten, die man gemeinsam mit Komplementärprodukten von Partnerunternehmen vermarkte.
Dass der Werkstoff Holz dem Unternehmen besonders am Herzen liegt, zeigt auch die besondere Spendenaktion, an der sich EGE beteiligt: Sie dient zur Aufforstung des nahegelegenen und stark in Mitleidenschaft gezogenen Teutoburger Waldes. Pro 10 Euro sollen zehn Quadratmeter Wald neu angelegt werden. Ziel ist es, einen erheblichen Beitrag für den Klimaschutz, die Natur und die Zukunft der Region zu leisten.