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Interview mit Matthias Schöbl, Lisec Head of Software Sales

Zeitersparnis, weniger Fehler und höhere Flexibilität

Glaswelt – Durch Corona bekam die Digitalisierung in der Glasbranche einen Schub. Wie wird das die Branche in 5 Jahren verändern?

Lisec – Wir merken deutlich, dass eine papierlose und digitalisierte Produktion eine der wichtigsten Anforderungen bei unseren Kunden ist. Ich sehe für die nächsten 5 Jahre die weitere vertikale Digitalisierung von den Lieferanten bis hin zu den Kunden als Ziel. So sehe ich in allen Bereichen mehr Automatismen und künftig mehr mobile Geräte und Apps im Einsatz. Die notwendigen Daten sind stets verfügbar und werden zu Anwendungen auch mit K.I. führen. Dadurch ist es u. a. möglich, die gesammelten Daten an den Maschinen zur vorbeugenden Wartung zu verwenden sowie eine selbstlernende und selbstoptimierende Produktionsautomation umzusetzen.

Matthias Schöbl, Lisec Head of Software Sales

Foto: Lisec

Matthias Schöbl,
Lisec Head of Software Sales

Glaswelt – Wie können Verarbeiter von der Digitalisierung profitieren, wo fallen die höchsten Kosten an und wo lauern Gefahren?

Lisec – Die größten Potentiale sehe ich bei der Zeitersparnis, der Fehlervermeidung und einer höheren Flexibilität. Zeitersparnis und Fehlervermeidung wird durch automatischen Datenaustausch erzielt, was mehrfache Erfassung vermeidet und die verschiedenen Systeme optimal synchronisiert. Die größten Gefahren und Kosten liegen im Kulturwandel in den Betrieben, der durch Digitalisierungs-Projekte angestoßen wird. Hier ist ein wichtiger Punkt das Veränderungsmanagement, damit alle Beteiligten direkt in das Projekt eingebunden werden und die Erwartungshaltung klar definiert ist.

Bestehende Arbeitsweisen zu ändern fällt schwer, dies merken wir bei den „Digitalisierungsprojekten“ unserer Kunden, bei denen mehr Software zum Einsatz kommt. Die Hochlaufphase wird mit Spezialisten zusätzlich unterstützt, damit von Beginn an die neuen Abläufe ganzheitlich eingeführt werden. Zusätzlich ist die weitere Qualifizierung der Mitarbeiter eine große Herausforderung, damit diese mit den digitalen Systemen und Aufgaben interagieren zu können.

Glaswelt – Sind die Glasverarbeiter in der DACH Region bereits gut genügend digitalisiert?

Lisec – In der DACH Region sehe ich die Digitalisierung bei unseren Kunden gut vorangeschritten. Ich denke, die Auslöser dafür sind der Kostendruck, steigende Lohnkosten und die begrenzte Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte. Verarbeiter sehen deshalb Vorteile und Einsparungen durch die weitere Automatisierung und Digitalisierung. Generell leben wir hier, auch außerhalb der Arbeit in einem zunehmend digitalisierten Umfeld. Für uns wird es immer selbstverständlicher mit Apps und digitalen Produkten zu arbeiten, statt mit Papier. Die Digitalisierung in der Glasbranche hat, im Vergleich zu anderen Branchen, etwas Aufholbedarf.

Glaswelt – Und wo sehen Sie Bereiche, in denen die Glasbetriebe zulegen sollten?

Lisec – Ich denke vor allem in der Vernetzung zu ihren Kunden und den Zulieferern sollten Verarbeiter weitere Schritte in die Digitalisierung und in weiterer Folge in die Automatisierung umsetzen, ebenso wie die Optimierung der eigenen Produktion und Standorte. Daraus werden spezialisierte Betriebe entstehen, die ihre Produkte hochautomatisiert und digitalisiert zu optimalen Kosten und höchster Qualität mit kürzesten Lieferzeiten fertigen. Komplexere Produkte werden wiederum in spezialisierte Standorte verlagert. Dort lassen sich dann selbst diese Spezialprodukte digitalisiert und automatisiert produzieren, was wiederum zu einer Effizienzsteigerung führt. Weiter wird sich in allen Bereichen das automatisierte Handling der Gläser durchsetzen, was so die Glasbranche ein Stück bedienerfreundlicher macht.

Glaswelt – Lisec bietet als Glasmaschinenhersteller zudem auch Steuerungs-Software für Glasverarbeiter an, bitte erläutern Sie das näher?

Lisec – Richtig, als Gesamtanbieter statten wir die Betriebe mit den Maschinen und mit der optimalen Produktionssteuerung aus. Im Extremfall muss der Kunde nur seine Anforderungen, bzw. seine Produktwünsche definieren, den Rest übernehmen wir. Im Detail beginnt das bei der Planung, geht weiter über die Digitalisierung der Abläufe für Auftragswesen und Arbeitsvorbereitung, zur automatisierten Produktion (inkl. Digitalisierung des Lagers und Zukaufs), bis hin zur optimierten Versandsteuerung. Da unsere Produktpalette die komplette Glasverarbeitung abdeckt, können wir gleichermaßen Glasverarbeiter, Isolierglas-Hersteller sowie hochspezialisierte Sicherheitsglas-Anbieter bedienen.

Glaswelt – Wie profitieren Verarbeiter am meisten, wenn Sie mit Lisec-Software arbeiten?

Lisec – Einen großen Vorteil erhalten unsere Kunden durch die enge Integration der Anlagen, also durch die direkte Verbindung unserer Software zu den Maschinen. Die Anlagen und Software unserer Kunden werden immer stärker miteinander verwoben und automatisiert, da hilft es enorm das Lösungen durch beide Fachbereiche konzipiert und umgesetzt werden.

Die Kollegen aus dem Maschinenbau und dem Softwarebereich sind in Teams organisiert und erarbeiten gemeinsam (neue) Lösungen. Da Lisec über eine eigene Glasverarbeitung verfügt, testen wir dort neue Software und neue Maschinen im Praxisbetrieb. Das Wissen aus 30 Jahren Software-Entwicklung, gemischt mit unserem Maschinenbau und der eigenen Glasveredelung sorgt für innovative und praxisnahe Lösungen, die sich stets bewährt haben.

Glaswelt – Wie unterstützt die Lisec-Software die Wartung für die Glasbetriebe?

Lisec – Wir bieten einen 24/7 Support an und haben lokale, spezialisierte Techniker in zahlreichen Niederlassungen weltweit. Durch unseren umfassenden Datenpool ist zudem ein frühzeitiges Erkennen z. B. von Wartung und Werkzeugwechsel möglich. Dies verbessert die Verfügbarkeit und die Langlebigkeit unserer Anlagen, passend dazu bieten wir noch einige Apps an.

Glaswelt – Welchen Stellenwert wird der Support in Zukunft einnehmen? Und welche Anlagen lassen sich nicht aus der Ferne warten?

Lisec – Ein guter Support wird künftig einen deutlich höheren Stellenwert einnehmen, und ist bereits heute ein integraler Bestandteil von neuen Projekten. Wir sehen das an der weltweiten Nachfrage zur digitalen Aufrüstung von Bestandsmaschinen und für die automatisierte Fernwartung. Das bringt Vorteile im Support der Systeme, da die Anlagenparameter und -logbücher stets verfügbar sind, worauf unsere Wartungs- und das Supportspezialisten direkten Zugriff haben. Zudem werden immer mehr Digitalisierungsthemen bei Kundenschulungen nachgefragt. Durch die Corona-Reisebeschränkungen wurde zudem die Remoteunterstützung zum Standard, ebenso bei Maschinenschulungen. Die Integration und (Fern-)Diagnostik hat ihre Grenzen, speziell für ältere Anlagen. Als Upgrade bieten wir spezielle Software an, wodurch auch ältere Maschinen grundlegende Daten kommunizieren können, was die Basis für eine Fernwartung ist.

Glaswelt – Wie wichtig ist die Ferndiagnose?

Lisec – Bedingt durch Corona wurden Ferndiagnose und Fernwartung zunehmend wichtiger. Unsere Service-Teams sind rund um die Uhr verfügbar, um rasch bei Problemen oder Stillständen eingreifen zu können. Wir führen auf Kundenwunsch auch diverse Diagnostiken am Produktionsserver durch, wie etwa Auslastung der Hardware, Effizienz der Datenbankabfragen, etc. Wir haben diverse Möglichkeiten die Maschinendaten zu sammeln und zu kategorisieren. Hier sehen wir noch einiges Potential und die Notwendigkeit das kontinuierlich auszubauen.

Glaswelt – Welche digitalen Helfer bietet Lisec für Verarbeiter heute schon an?

Lisec – Wir (www.lisec.com) bieten unseren Kunden diverse Software-Tools an sowie die Lisec Cloud, um die Effizienz der Anlagen zu unterstützen: Kennzahlen, wie Stückzahlen, Bruchscheiben, Fehler an den Maschinen, etc., lassen sich dafür automatisiert analysieren. Hinsichtlich der Services bieten wir mit unsere Spezialisten direkte Consulting- und Schulungsleistungen an, wo wir gemeinsam mit unseren Kunden, deren Arbeitsprozesse unter die Lupe nehmen und Konzepte für die Digitalisierung und Effizienzsteigerung erarbeiten und gemeinsam umsetzen.

Das Interview führte Matthias Rehberger

Der händische Eingriff wird in der Glasverarbeitung immer mehr ­automatisiert werden.

Foto: Lisec

Der händische Eingriff wird in der Glasverarbeitung immer mehr ­automatisiert werden.

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