Roto-Holding Vorstand Dr. Eckhard Keill zeigt sich zufrieden mit der Performance der 3 Roto-Divisionen. Das 2-prozentige Wachstum sei angesichts der schwierigen Lage als durchweg erfreulich zu bezeichnen. Enttäuschend agierten dagegen politische Gremien in einigen für Roto wichtigen Märkten: „Statt Branchen wie der unseren Rückenwind zu geben, produzieren die EU und die deutsche Bundesregierung sogar Gegenwind.“
Sanierung ausgebremst
Die bereits vorhersehbaren Einbußen bei der Nachfrage nach Bauelementen durch einen rückläufigen Neubau konnten viele Kunden der Roto Frank Fenster- und Türtechnologie GmbH (FTT) und der Roto Frank Dachsystem-Technologie GmbH (DST) im laufenden Jahr erwartungsgemäß durch ein gesteigertes Engagement in der Gebäudesanierung erfolgreich kompensieren, so der Holding-Vorstand. Auch die Roto Frank Professional Service GmbH (RPS) habe ihr enormes Wachstum in diesem Jahr zu einem beachtlichen Teil dem kritischen Blick auf ältere Fenster zu verdanken. Allerdings hätte die Begeisterung für den Fenstertausch in Bestandsgebäuden nach seiner Einschätzung noch deutlich stärker ausfallen können, wenn die Politik nicht in dem für Roto wichtigen deutschen Markt einen Rückgang der Sanierungsquote „zur Unzeit“ verursacht hätte.
Dr. Keill kritisierte einerseits die deutsche Förderpolitik, andererseits aber auch die schleppende Arbeit des EU-Parlaments an der Gebäuderichtlinie. Immer noch sei unklar, wie die Sanierung von Bestandsgebäuden in Europa schlussendlich gesteuert und forciert werden soll. Im Prinzip sanierungswillige EU-Bürger würden sich deshalb fragen, ob es nicht das Beste ist, noch ein oder zwei Jahre abzuwarten bis klar ist, was sein muss und was sein darf.
Mobilisierung des privaten Kapitals gefordert
Jetzt erfolgreich „die Bremse zu lösen“ sei aber für den Erhalt der Kapazitäten in der Bauzulieferindustrie und in den Baugewerken entscheidend, so die Einschätzung des Roto-Vorstands. „Wir brauchen eine Mobilisierung des privaten Kapitals in Europa. Die Politik sollte dringend ihren Beitrag zu dieser Mobilisierung leisten, indem sie Zuverlässigkeit in Fragen der Energie- und Förderpolitik herstellt“, betonte er.
Lust machen auf Sanierung
Aber nicht nur die Politik, auch die Unternehmen in der Wertschöpfungskette seien nun gefragt. Diejenigen, die Kontakt zu Konsumenten und Investoren haben, müssten mithelfen, die Sanierung aus der „Ecke“ herausholen, in die sie dank der Politik geraten sei. Die Rede sei stets von den Belastungen, die eine Sanierung mit sich bringe. Kaum noch spreche man dagegen von dem Mehrwert, der zu erzielen sei. „Wir brauchen eine neue Lust auf Sanierung, Lust auf Klimaschutz! Deshalb sollte sich gerade unsere Branche jetzt als zuverlässiger Partner derjenigen empfehlen, die Klimaschutz ernst nehmen und handeln wollen.“
Eigentümerwechsel als Momentum nutzen
Die im EU-Parlament diskutierten Mindeststandards für Gebäude müssten, dafür sprach sich der Holding-Vorstand deutlich aus, mittelfristig für alle Wohnimmobilien gelten. Dies sei keineswegs „sozial unverträglich“, sondern im Gegenteil die Voraussetzung dafür, dass das Wohnen in beheizten Räumen bezahlbar bleibt. Denkbar sei nach Einschätzung von Dr. Keill z. B., dass das Momentum eines Hausverkaufs oder eines Erbfalls genutzt wird, um Gebäude in Richtung der Mindeststandards oder darüber hinaus zu entwickeln. Die im deutschen Gebäudeenergiegesetz verankerte Beratungspflicht von Immobilienkäufern greife hier deutlich zu kurz.
Fenstertausch besonders beliebt
Früher als andere Industrien würden vermutlich die Hersteller von Fenstern und Türen von einer so gestärkten Motivation zur Sanierung profitieren. Energieberater wüssten zu berichten, dass der Austausch älterer gegen neue Bauelemente bei selbstnutzenden Hausbesitzern eine besonders beliebte Maßnahme sei. „Ich verstehe das gut, denn unsere Branche hilft nicht nur beim Energiesparen, sondern sorgt auch für eine ästhetische Aufwertung von Räumen und für mehr Wohnkomfort – ein echter Trumpf.“ Jetzt die Attraktivität neuer Fenster und Türen in den Vordergrund zu stellen, sei klug und lohnend. So könne der Wettbewerbsvorteil der Branche gegenüber z. B. der Dämmstoffindustrie gehalten oder sogar ausgebaut werden.
Absage an „Schwerpunktförderungen“
Warnend äußerte sich Dr. Keill noch einmal in Richtung des Gesetzgebers: Schwerpunktförderungen für bestimmte Produkte wie aktuell die Wärmepumpe in Deutschland seien am Schluss kontraproduktiv. Der Blick auf die Vorgehensweise verschiedener europäischer Regierungen zeige deutlich, dass es immer dann „vorangeht“, wenn diese den Hausbesitzern und Investoren relativ freie Hand bei der Umsetzung eines vom Fachmann erstellten Sanierungsfahrplans lassen. „Selbst Laien wissen inzwischen, dass es nicht unbedingt sinnvoll ist, für ein ungedämmtes Haus mit alten Fenstern zuerst eine Wärmepumpe anzuschaffen“, ist der Holding-Vorstand überzeugt. Manche Hausbesitzer täten es dennoch, wenn sie schlecht beraten werden und sich rein von den hohen Zuschüssen des Staates lenken ließen.
So blickt Roto in die Zukunft
Für das Geschäftsjahr 2024 rechne er erneut mit einem einstelligen Wachstum beim Nettoumsatz der Roto-Gruppe. „Unter der Voraussetzung, dass sich die internationale Politik darauf beschränkt, den Rahmen für eine klimagerechte Entwicklung von Gebäuden zu setzen.“
Marcus Sander kündigt Innovationen für die FENSTERBAU an
Die Roto Frank Fenster- und Türtechnologie GmbH (FTT) war auf dem Fachpressetag in Graz durch CEO Marcus Sander vertreten. Er blickte auf eine deutliche Portfolioerweiterung seiner Division zurück. Gleichzeitig habe der Beschlagslieferant 2023 durch eine große Zuverlässigkeit und außergewöhnliche Serviceleistungen überzeugt – was auch die fortgesetzte Neukundengewinnung begründe, so Marcus Sander.
Durch die Integration der europäischen Deventer-Gruppe und der US-amerikanischen Ultrafab Inc. stünden Kunden weltweit Dichtsysteme zur Verfügung, die optimal auf die Bewegungsgeometrie der Beschlagprogramme für alle Öffnungsarten und Rahmenmaterialien ausgelegt werden. Solcherart systembezogener Service werde laut Sander von Bauelementeherstellern geschätzt und gesucht, denn das funktionsspezifische Zusammenwirken von Beschlägen und Dichtungen beeinflusse die Performance von Fenstern und Türen direkt. Die integrierte Beratung zu Beschlag und Dichtung nähmen immer mehr Kunden in Anspruch. Ihr Vertrauen lege die Basis für den Erfolg von Roto.
In der Produktentwicklung der Beschlagprogramme bleibe man dem „Baukastenprinzip“ treu: Können Beschlagbauteile für die Herstellung unterschiedlicher Elemente, diverser Öffnungsarten und für alle Rahmenmaterialien genutzt werden, so steigert das die Wirtschaftlichkeit in der Bauelementefertigung. Auf der Fensterbau Frontale im März 2024 werde der Bauzulieferer weitere Neuheiten vorstellen und demonstrieren, wie Beschlag und Dichtung gemeinsam Funktionssicherheit und Bedienkomfort optimieren, versprach Sander.