Anhand der Prüfungen im ift Rosenheim zeigt sich deutlich, dass die meisten Hersteller von Montage- und Abdichtungssystemen ihre Produkte ständig weiterentwickeln und nach den ift-Richtlinien MO-01 und MO-02 prüfen lassen. Im Vordergrund steht dabei eine einfachere Anwendung, eine schnellere Verarbeitung und die Erweiterung der Anwendung (bspw. Temperaturbereich). Deshalb entwickeln die meisten Anbieter auch sogenannte „Flüssigkunststoffe“ oder „Flüssigmembrane“, mit denen sich komplizierte Geometrien wie Durchdringungen der Abdichtungsebene, Störungen der Abdichtungsebene durch Befestigungsmaterialien oder die Anbindung von Türschwellen einfach und schnell abdichten lassen.
Hierbei gilt es auch typische Verarbeitungsfehler schon in der Konfiguration des Produkts zu vermeiden. Der Klassiker sind zu dünne Schichtdicken, die leicht entstehen, weil der Verarbeiter Material oder Zeit sparen will. Ein probates Mittel sind daher die Verwendung dünner und flexibler Gitterstrukturen, die gleichzeitig die Festigkeit der Abdichtung verbessern und zu geringe Schichtdicken leicht „entlarven“.
Status 2-stufige Montage und Vorwandmontage
Die vielfältigen Vorteile und Anwendungen einer 2-stufigen Montage werden ausführlich und mit vielen Praxistipps in der kostenlosen ift-Fachinfo MO-06/1 beschrieben. Seit der Veröffentlichung 2022 kommen neue Anbieter für diese „Qualitätsmontage“ hinzu und die Mitherausgeber bestätigen eine deutlich steigende Nachfrage, insbesondere bei den Haustüren.
Denn die Mehrkosten gegenüber der Montage und Miete für eine „Baustellentür“ sind minimal. Planer und Bauherren sehen vor allem die Vorteile durch deutlich weniger Beschädigungen in der Bauphase und eine Entflechtung des Montageablaufs, insbesondere bei hochwertigen Elementen mit Beschattungen, Lüftern, Glasgeländern etc. Allerdings müssen die Anbieter der 2-stufigen Montage aktive Informations- und Überzeugungsarbeit leisten und in die intensive Schulung und Motivation der Fachberater und Handelspartner investieren.
Herausforderung Bauwerksabdichtung
Fenstertüren bzw. „French-Doors“ prägen das Bild der modernen Architektur und damit ist die schwierige Schnittstelle zwischen Fenstermontage und Bauwerksabdichtung nahezu auf jeder Baustelle zu finden. Die Bauschadenberichte der letzten Jahre nennen als Hauptursache der vielen Bauschäden, Planungsdefizite, Fachkräftemangel, Zeitdruck und immer komplexer werdende Anforderungen. Zwingend notwendig ist deshalb eine bessere planerische Berücksichtigung objektspezifischer Anforderungen mit den erforderlichen Abdichtungsmaßnahmen und baulichen Kompensationsmaßnahmen zur Sicherstellung einer dauerhaften und gebrauchstauglichen Abdichtung. Diese Problematik wird durch die zunehmenden Starkregenereignisse zusätzlich verschärft, weil der hohe Wasserstaudruck die Abdichtung stärker belastet.
Um diese Aufgabe zu erleichtern, erarbeitet das ift mit Vertretern aller betroffenen Gewerke eine Richtlinie, in der Begrifflichkeiten, Anforderungen und Ausführungsvorgaben eindeutig definiert werden.
Neue Kenngröße wird eingeführt
Wichtig ist eine definierte Übergabestelle zwischen den Gewerken für den Regeleinbau sowie Anforderungen für die Ausnahmen beim vertieften Einbau, bei der normative Abdichtungshöhen unterschritten werden müssen, um beispielsweise eine barrierefreie Passierbarkeit zu erhalten. Als wichtige Kenngröße wird die „Maximale Wasseranstauhöhe (max. WAH)“ neu eingeführt, um eine klare Bemessungsgröße für Anforderungen und Prüfungen und damit die konstruktiven Lösungen zu erhalten. Diese „Wasseranstauhöhe“ ist auch die Trennlinie für die Anforderungen, denn unterhalb muss die Stauwasserdichtheit in Verbindung mit der Bauwerksabdichtung und oberhalb eine Schlagregendichtheit durch den Fensterbauer bzw. Monteur sichergestellt werden.
Optimierung Fenstertausch im Gebäudebestand
Der Fokus des Fenstermarkts wird sich immer stärker in die Modernisierung des Gebäudebestands verlagern. Denn die energetische Sanierung der Gebäudehülle (und damit der Fenster) ist der größte Hebel im Kampf gegen den Klimawandel, der auch am stärksten mit Fördermitteln unterstützt wird. Der Engpass ist nicht die Fertigung neuer Fenster, sondern die Planung und Ausführung der Montage. Um diese Aufgabe zu erleichtern will das ift mit engagierten Vertretern von Fensterherstellern, Montagebetrieben und Zulieferern eine neue Fachinfo erarbeiten. Diese wird die notwendigen Anforderungen festlegen sowie konstruktive und bauphysikalische Lösungen für die Montage neuer Fenster in typischen Außenwandkonstruktionen (und deren Schwachstellen) beschreiben. Dabei werden auch die neuen Anforderungen an den Rückbau der Bestandsfenster (Schadstoffe, Entsorgung, Aufbereitung etc.) berücksichtigt. Die Fachinfo soll damit die Entwicklung neuer, innovativer Montagesysteme fördern und die Planung, Ausführung und Qualität der Montage vereinfachen und verbessern.
Um die anspruchsvolle Aufgabe der Montageplanung zu erleichtern, wurde der ift-Montageplaner als online Software entwickelt, der für Verarbeiter, Planer und Monteure kostenlos nutzbar ist und eine einfache und zeitsparende Planung für eine objektbezogene Fenster-Montageausführung ermöglicht.
ift-Montageplaner mit neuen Features
Der Fokus der Software liegt auf der einfachen Bedienung sowie der Vermeidung von Planungsfehlern durch eine intelligente Programmlogik. Das Ergebnis der Planung wird im ift-Montagepass dokumentiert und kann als Vorlage für die Ausführung sowie als Beleg für die fachgerechte und bauphysikalisch korrekte Planung der Anschlussausbildung inklusive Berechnung des Mindestwärmeschutzes (fRSI-Faktor) sowie der Dimensionierung der Befestigungsmittel genutzt werden.
Der Montageplaner wurde vor kurzem um die Anschlüsse oben und unten beim zweischaligen Mauerwerk erweitert und demnächst ist auch die wärmetechnische Berechnung des längenbezogenen Wärmedurchgangskoeffizienten ψ (Psi-Wert) möglich. Weitere Wandkonstruktionen und Einbausituationen sind in Planung.