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Industrie- und Gargentore immer energieeffizienter

Ganz schön dicht

_ Viel Aufmerksamkeit hatte die Studie der Technischen Universität München zum Thema „Unterschiedliche Torsysteme in Industriegebäuden unter Berücksichtigung energetischer, bauklimatischer und wirtschaftlicher Aspekte „ erfahren. Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Gerhard Hausladen vom Lehrstuhl für Bauklimatik und Haustechnik hatte mit seinem Team und der Unterstützung des Bundesverbandes Antriebs- und Steuerungstechnik.Tore (BAS.T) und seinen Mitgliedern anhand von Messungen und Simulation die energetischen Wechselwirkungen zwischen Torsystemen und Gebäuden überprüft. Sicher kann die dynamische Gebäudesimulation keine numerischen Simulationen (CFD) oder eine Windkanalmessung ersetzen, aber im Hinblick auf energetische Zielgrößen, wie dem Lüftungswärmeverlust eines Tores oder dem Wärmebedarf einer Halle, als Simulation ein sehr zielführendes Werkzeug für die Planung und Beratung bei der Erstellung von Gebäuden sein. Ergebnisse, die leider viel zu wenige Fachbetriebe bei ihrer täglichen Arbeit verwenden.

Sektional- und Knick- und Falttore klar im Vorteil

Für die Berechnung der Transmissionswärmeverluste ist der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) des Tores relevant. Dieser wird für die Tore nach DIN EN 12428 bestimmt und liegt in Abhängigkeit des jeweiligen Tortyps bei Werten von 0,5 W/(m²K) bei einem hochwärmegedämmten Sektionaltor und bis 5,9 W/(m²K) bei einem Folien-Rolltor. Einen Bewertungsschlüssel für die Angabe des U-Wertes ist eigentlich die Torgröße, da sich das Verhältnis von Torblatt zu Rahmen mit steigender Torgröße ändert und das Torblatt in der Regel einen höheren Wärmedurchlasswiderstand gegenüber dem Torrahmen aufweist. Hier sind Sektional-, Knick- und Falttore, aufgrund ihrer Möglichkeiten als Rahmensprossensysteme ausgeführt werden zu können, klar im Vorteil. Auftretende Leckagen in den Dichtungsbereichen werden durch die Luftdurchlässigkeit von Toren nach DIN EN 12426 bestimmt.

Die europäische Norm legt dabei eine Klassifizierung für den Widerstand gegen die Luftdurchlässigkeit von Toren in geschlossenem Zustand fest. Auch hier können die zuvor genannten Torsysteme punkten, und wie in der Abbildung oben rechts bereits heute eine hohe Energieffizienz bieten.

Die Zeitdauer und Öffnungshöhe sind entscheidend

Als ein ganz wichtiger Punkt bei der Energieeffizienz haben sich bei den Untersuchungen nachweislich die Öffnungsquerschnitte und die Zeitdauer bei der Toröffnung erwiesen. Ein offenstehendes Tor bedeutet fast immer einen Energieverlust, da es immer zu einem Luftaustausch kommt. Dabei ist es vollkommen unerheblich, ob es außen oder innen wärmer oder kälter ist. Es kommt hier immer auf die Hallennutzung an, ob es z. B. einen Heizbedarf in Lagerhallen bzw. einen Kühlbedarf wie z. B. im Bereich der Lebensmittelbranche gibt. Ein weiterer Aspekt ist die Öffungshöhe, aus der sich in der Regel der Öffnungsquerschnitt bestimmen lässt. In der Praxis werden Tore meistens über Auftaster gestartet und fahren dann in die obere Position. Gerade bei Industriehallen, die sehr häufig mit Torhöhen von 4,5 bis 5 Metern ausgeführt werden, damit große Lkw ungehindert ein- und ausfahren können, macht es keinen Sinn, wenn nur ein kleiner Transporter oder Pkw in die Halle fahren will. Deshalb sollten Torsysteme mit einer Erkennngsmöglichkeit für die Fahrzeughöhe ausgestattet sein, um nur soweit zu öffnen wie unbedingt notwendig. Lasersysteme mit einer Vorfelderkennung können hier hervorragende Dienste leisten und desweiteren auch gleichzeitig das Problem der Öffnungszeiten lösen. Über ein innen angeordnetes Lasersystem kann z. B. das Tor direkt geschlossen werden, wenn sich kein Fahrzeug oder keine Person mehr im Sicherheitsbereich befindet, und dadurch die Öffnungszeit maximal verkürzt werden.

Was für das eine gilt, gilt auch für das andere

Auch wenn die Studie der TU München für die Bewertung unterschiedlicher Torsysteme in Industriegebäuden unter Berücksichtigung energetischer, bauklimatischer und wirtschaftlicher Aspekte erstellt wurde, so kann man sie vom Tenor her doch sehr einfach auf typische Garagen, die heute von den Architekten und Planern wieder vermehrt in Wohnhäuser integriert werden, anwenden. Steigende Sicherheitsbedürfnisse der Bauherrn , die direkt von der Garage ins Haus gehen möchten, spielen da sicher eine große Rolle. Gerade bei diesen Häusern findet das Ankommen und Verlassen des Gebäudes bei den Familienmitgliedern zu einem großen Teil über das Garagentor statt. Das Herausfahren mit dem Auto oder Fahrrad oder das Herausstellen der Mülltonnen bedeutet Torbewegungen, bei denen jedesmal ein Luftaustausch in der Garage stattfindet. Der wiederum hat über die Verbindungstür zur Garage unmittelbare Auswirkungen auf das Klima im Inneren des Hauses. Hier kann natürlich auch der Einbau einer zusätzlichen Tür in der Garage die Erkenntnis sein, damit nicht für jede Gelegenheit das komplette Tor geöffnet werden müsste. Auch der Vorteil eines Seitensektionaltores würde sich über die Studie berücksichtigen lassen, da hier ja nur eine teilweise Öffnung des Tores bei voller Durchgangshöhe möglich ist.

Lüftung tut not

Auch wenn die Anforderung dichte Gebäudehülle heißt, gilt es trotzdem mit temporär auftretender Feuchtigkeit im Gebäude richtig umzugehen. Gerade der Fahrzeugbetrieb in Hallen oder Garagen schafft es bei Regen oder Schnee schnell die Feuchtigkeit über Lkw, Transporter, Stapler oder Pkw ins Innere der Gebäude zu tragen, und das je nach Witterung auch schon einmal in erheblichen Mengen. Gerade dann gilt es möglichst schnell diesen Feuchtigkeitsanteil wieder aus dem Gebäude herauszubringen, ohne die Tore offenstehen zu lassen.

Spezielle Lösungen bei Sektionaltoren, mit einer Lüftungssektion im Bereich der oberen Paneele, lassen eine gezielte und zeitlich gesteuerte Lüftung zu, ohne das Tor anheben zu müssen, und geben damit auch ungebetenem Besuch im Form von Nagern etc. keine Chance. Weitere Möglichkeiten sind natürlich spezielle Lüftungs- oder Entfeuchtungsanlagen, die aber meist kostenintensiver sind und einen zusätzlichen Wartungsaufwand bedeuten.

Der Nachweis ist schon bei der Planung möglich

Die Umsetzung der Studie von der Technischen Universität München hat sich bereits 2013 der Europäische Dachverband E.D.S.F (European Door and Shutter Federation) zunutze gemacht. Herausgekommen ist ein sehr sinnvolles Berechnungstool auf www.edsf.com, mit dem verschiedenste Gebäude- und Torvarianten durchgespielt werden können. Vom geografischen Standort bis zur Nutzung des Gebäudes berücksichtigen die Berechnungen alle relevanten Parameter.

Architekten und Planer können sich damit bereits bei der Gbäudeplanung ein genaues Bild darüber machen, wie sich der Einbau der Tore in das Gebäude je nach Größe und Ausführung bemerkbar machen wird. Auch bei der Kundenberatung lässt sich das sehr einfach zu bedienende Tool sehr gut einsetzen, wenn es darum geht den Bauherrn von einer guten Investition zu überzeugen.

Das visuell dargestellte Ergebnis muss da eigentlich gar nicht weiter erläutert werden. Deshalb sollten auch Fachbetriebe solche Werkzeuge, die zudem kostenfrei zur Verfügung gestellt werden, dementsprechend häufiger nutzen, um erfolgreich zu verkaufen. —

Olaf Vögele

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