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WEttbewerbsvorteil herausragende Nachhaltigkeitskriterien

Transparente Wege, um eine erneuerbare Zukunft zu bauen

Basis für alle nachhaltigen Entscheidungen ist Transparenz. Transparenz, macht es möglich Bauprodukte miteinander zu vergleichen und Planungsentscheidungen auf Basis einer ganzheitlichen Lebenzyklusbetrachtung zu treffen. Auch Unternehmen selbst, sind im Zuge der Nachhaltigkeitsberichterstattung aufgerufen, ihre Bestrebungen in diesem Punkt und entlang der Lieferkette transparent und vergleichbar darzustellen. Um die erforderliche Transparenz zu gewährleisten, nutzen nationale und europäische Gremien Rahmenwerke, die die notwendigen Informationen auf allen Ebenen vergleichbar machen.

Die Rolle von Umweltprodukt­deklarationen

In Bezug auf das Bauprodukt selbst, spielen Umweltdeklarationen (kurz EPD – Environment Product Declaration) eine wichtige Rolle, um die Umweltleistung von Bauprodukten transparent darzustellen. EPDs bieten detaillierte Informationen über den Lebenszyklus eines Produkts, von der Rohstoffgewinnung über die Produktion und Nutzung bis hin zur Entsorgung. In der EPD wird das Produkt, die verwendeten Materialien, die Herstellungsprozesse sowie die Umweltauswirkungen im ganzen Lebenszyklus beschrieben.

Der Inhalt einer EPD hilft Architekten, Bauherren und Planern, fundierte Entscheidungen zu treffen und nachhaltigere Bauprojekte zu realisieren. EPDs basieren auf detaillierte Lebenszyklusanalysen und werden von unabhängigen Dritten verifiziert. Dies stellt sicher, dass die Daten präzise und vertrauenswürdig sind und bieten den Herstellern die Chance Ihre Wettbewerbsvorteile zu positionieren und im Vergleich zum Wettbewerb als auch zu den vorhandenen Branchen EPDs herauszuheben.

In der Gebäudezertifizierung entfalten diese EPDs gerade bei der Materialauswahl ihre Wirkung, da sie die ökologische Qualität von Bauprodukten transparent und vergleichbar machen. Bei Zertifizierungssysteme wie DGNB, LNB, LEVEL(S)… werden EPDs genutzt, um die Umweltleistung eines Gebäudes zu bewerten.

Gebäudezertifizierung: Mehr als nur Nachhaltigkeit

Während des Zertifizierungsprozesses werden die EPDs herangezogen, um die Umweltauswirkungen der verwendeten Materialien zu analysieren und zu dokumentieren. Dies hilft dabei, die Nachhaltigkeit des gesamten Bauprojekts transparent zu machen und entsprechende Punkte für die Zertifizierung zu vergeben.

Die zentralen Anliegen der Gebäudezertifizierungen hingegen, umfassen die Förderung von Nachhaltigkeit, Qualität und Zukunftsfähigkeit der Bauvorhaben. Neben den bekannten Nachhaltigkeitszielen Ökologie, Ökonomie und Soziokultur fließen darüber hinaus auch Prozessqualität, Funktionalität, Technik und Standortqualität in die Bewertung ein. Diese Kriterien helfen durch einen ganzheitlichen Blick auf das Bauvorhaben die Umweltauswirkungen zu minimieren, die Lebensqualität zu verbessern und die wirtschaftliche Effizienz eines Gebäudes zu gewährleisten.

Durch die Anwendung von Gebäudezertifizierungen wird nachhaltiges Bauen planbar und messbar. Experten oder geschulte Consultants unterstützen Architekten, Bauherren und Planer dabei, umweltfreundliche Materialien und Technologien zu verwenden, energieeffiziente Designs zu entwickeln und soziale Aspekte wie Komfort und Gesundheit zu berücksichtigen. Dies trägt zur Reduktion von Treibhausgasemissionen und Ressourcenschonung bei und fördert auch die langfristige Wertsteigerung und Investitionssicherheit von Immobilien und vor allem die Nutzerzufriedenheit.

Die Verpflichtung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung

Unternehmen selbst sind darüber hinaus verpflichtet, im Zuge der CSRD („Corporate Sustainability Reporting Directive“)-Berichtspflichten über ihre Geschäftsaktivitäten, Nachhaltigkeitsstrategien und deren Auswirkungen auf Umwelt, Gesellschaft und Governance zu berichten. Die CSRD ist eine EU-Richtlinie trat im Januar 2023 in Kraft und zielt darauf ab, die Transparenz und Rechenschaftspflicht europäischer Unternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeitsaspekte zu erhöhen.

Die CSRD verpflichtet eine breite Gruppe von „großen“ Unternehmen, die mindestens zwei der drei folgenden Kriterien erfüllen: Mehr als 250 Mitarbeitende / Nettoumsatz von mehr als 50 Mio. Euro / Bilanzsumme von mehr als 25 Mio. Euro, ab 2026 für das Geschäftsjahr das ab 1.1.2025 beginnt, über Ihre ESG- (Environment, Social, Governance) Themen zu berichten. Diese Unternehmen müssen sich an geltende EU-Standards (ESRS) ­orientieren. Berichte müssen sowohl die wesentlichen Auswirkungen der Unternehmenstätigkeiten auf Umwelt und Gesellschaft (Inside-Out) als auch die finanziellen Auswirkungen von Nachhaltigkeitsaspekten auf das Unternehmen selbst (Outside-In) umfassen. Dieses Prinzip wird als “doppelte Wesentlichkeit” bezeichnet.

Unternehmen definieren auf dieser Basis in einer Wesentlichkeitsanalyse, welche Nachhaltigkeitsaspekte für ihre Berichterstattung relevant sind, und warum andere nicht. Die Berichte selbst, werden künftig Teil des Lageberichts und unterliegen einer externen Prüfungspflicht.

Auswirkungen auf kleine und mittlere Unternehmen

Aber auch NICHT berichtspflichtige Unternehmen können über den Trickle-Down-Effekt betroffen sein. Der Trickle-Down-Effekt bedeutet, dass große Unternehmen aufgrund der Wertschöpfungskettenbetrachtung Daten von ihren kleineren Zulieferern benötigen. Dadurch werden auch kleine und mittlere Unternehmen indirekt dazu gebracht, Nachhaltigkeitsdaten zu erheben und bereitzustellen, obwohl sie selbst nicht direkt berichtspflichtig sind.

Hierbei soll der freiwillige VSME-Standard Hilfe bieten. Der Standard bietet einen einfachen und niederschwelligen Ansatz zur Bewertung und Berichterstattung von Nachhaltigkeitsaspekten. Dieser befindet sich aber noch im Konsultationsprozess. Der „Exposure Draft“ wurde am Anfang 2024 veröffentlicht, die Verabschiedung des Standards wird für Ende 2024 erwartet, nachdem das Feedback aus der Konsultationsphase ausgewertet wurde.

Durch die Anwendung des VSME-Standards können berichtspflichtige Unternehmen sicherstellen, dass sie umfassende und konsistente Daten von ihren Lieferanten und Partnern erhalten. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) profitieren von einer standardisierten Vorlage, die es ihnen ermöglicht, ihre Daten nur einmal zu erfassen und diese für verschiedene Berichtsanforderungen der Großkunden zu verwenden. Dies reduziert den Aufwand und die Kosten für die Datenerhebung, verhindert Redundanzen und bietet den KMU einen niederschwelligen Einstieg in die Welt der Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Aber wie fördert jetzt diese Transparenz die Nachhaltigkeit und vor allem, wie wirkt sich das wirtschaftlich gesehen auf das eigene Geschäftsmodel aus?

Der im 2018 vorgestellte EU-Aktionsplan „Finanzierung nachhaltigen Wachstums“ dient als Leitfaden für die Entwicklung eines nachhaltigen Finanzwesens in der EU. Dieser Plan stellt die erste umfassende Strategie in diesem Bereich dar und verfolgt drei Hauptziele: die Mobilisierung von Kapital, um nachhaltige Investitionen zu fördern und ein integratives Wachstum zu erreichen; das Risikomanagement, um finanzielle Risiken, die durch Klimawandel, Ressourcenknappheit, Umweltzerstörung und soziale Probleme entstehen, zu bewältigen und die Förderung von Transparenz, um Langfristigkeit in der Finanz- und Wirtschaftstätigkeit sicherzustellen.

Der Kapitalmarkt nimmt Einfluss auf die Nachhaltigkeit

Um diese Ziele zu erreichen, schlägt der Aktionsplan verschiedene Initiativen und regulatorische Maßnahmen vor. Ein Hauptthema war die Einführung der EU-Taxonomie. Des Weiteren fordert der EU-Aktionsplan, Normen und Kennzeichen für umweltfreundliche Finanzprodukte zu etablieren, um aufbauend auf der Taxonomie, Vertrauen in die tatsächliche „Nachhaltigkeit“ gekennzeichneter Finanzprodukte zu schaffen und so Kapital für die Transformation zu mobilisieren.

Dieser Aspekt der Kapitalmobilisierung ist gerade für die kapitalintensive Baubranche eine große Herausforderung. Banken und Finanzinstitute bewerten die Nachhaltigkeit von Kapitalströmen anhand festgelegter Kriterien und Standards, wobei sie Instrumente wie ESG-Ratings, Nachhaltigkeitsberichte und Zertifikate nutzen. Oftmals sind in diesem Zusammenhang unabhängige Nachweise und Zertifizierungen gefordert, die von externen Organisationen durchgeführt werden („Third Party Verifications“). Diese stellen unabhängig sicher, dass alle Nachweise und Gutachten den Anforderungen der EU-Taxonomie entsprechen. Diese Rechenschaftspflicht ist auch deshalb wichtig, da Banken ihren Kunden detaillierte Nachhaltigkeitsinformationen abverlangen, welche sie selbst wieder in ihre eigenen Nachhaltigkeitsberichte integrieren, um bevorzugten Zugang zu Refinanzierungsinstrumenten zu erhalten. Hier schließt sich der Kreis in der Berichterstattung. Ist eine Wirtschaftstätigkeit taxonomiefähig, müssen belastbare Informationen die Taxonomiekonformität der wirtschaftlichen Aktivität berichtet werden. Dies geschieht ergänzend in den Nachhaltigkeitsberichten, die wiederum den Anforderungen der CSRD unterliegen.

Im Gegensatz zu vielen bisherigen Berichten, die oft intern erstellt und nicht überprüft wurden, fordert die CSRD eine externe Prüfung der Nachhaltigkeitsberichte und schreibt vor, dass die Berichte in einem bestimmten Format (ESEF) erstellt werden müssen. Dieses Format verwendet XHTML und ermöglicht es, die Berichte maschinenlesbar vergleichbar zu machen.

Damit soll sichergestellt werden, dass die Berichte auf das Kerngeschäft fokussieren und somit tatsächlich zur Nachhaltigkeit beitragen und nicht als Marketinginstrumente hart an der Grenze zum Greenwashing dienen.

Foto: hkama - stock.adobe.com

Transparenz als Wettbewerbsvorteil

Eine entscheidende Rolle bei der Erreichung der Klimaziele ist die Transparenz. Diese bietet allen Beteiligten, vom Errichter bis zum Nutzer erhebliche Vorteile. EPDs liefern detaillierte und verifizierte Informationen über die Umweltauswirkungen von Bauprodukten, was es Architekten und Bauherren ermöglicht, umweltfreundlichere Materialien auszuwählen und somit die ökologische Bilanz von Bauprojekten zu verbessern.

Eine Gebäudezertifizierung verwendet diese EPDs als Grundlage für die Bewertung und Entscheidungsfindung im Zertifizierungsprozess, um sicherzustellen, dass das Gebäude hohe Qualitäts- und Sicherheitsstandards ­erfüllt.

Sie bietet darüber hinaus aber auch zahlreiche Vorteile für die Bewohner. Zertifizierte Gebäude sind energieeffizienter, was zu niedrigeren Betriebskosten führt und somit Heiz- und Stromkosten spart. Der Komfort und die Lebensqualität werden durch Aspekte wie bessere Innenraumluftqualität und den Einsatz schadstoffarmer Materialien erhöht.

Die EU-Taxonomie stellt einen regulatorischen Rahmen bereit, der nachhaltige Baupraktiken fordert und fördert und klare Kriterien für die Bewertung von Immobilien setzt. Gebäudezertifizierungen (auch auf Basis von ­EPDs) können dabei helfen, die Konformität mit diesen Kriterien nachzuweisen und detaillierte Bewertungen der Nachhaltigkeitsaspekte eines Gebäudes zu liefern. Dies erleichtert es Investoren und Eigentümern, die Anforderungen der EU-Taxonomie zu erfüllen und vom besseren Zugang zu Fremdfinanzierung und Förderungen zu profitieren.

Die systematische Erfassung von Nachhaltigkeitsdaten kann interne Abläufe verbessern, Effizienzgewinne erzielen und die die Lieferketten widerstandsfähiger machen. Die Implementierung von EPDs, CSRD-Berichten, Gebäudezertifizierungen und der EU-Taxonomie bietet Unternehmen erhebliche ökonomische Vorteile:

  • Die Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Nachhaltigkeitspraktiken steigert das Vertrauen von Investoren und Kunden.
  • Unternehmen können durch die Optimierung ihrer Ressourcen- und Energieeffizienz Kosten senken und ihre Betriebseffizienz steigern.
  • Die Einhaltung dieser Standards ermöglicht den Zugang zu neuen Märkten und Geschäftsmöglichkeiten, da immer mehr Auftraggeber und Partner nachhaltige Praktiken voraussetzen.
  • Und schließlich hilft die frühzeitige Anpassung an regulatorische Anforderungen, rechtliche Risiken zu minimieren und Strafen zu vermeiden.

    Insgesamt tragen diese Maßnahmen somit nicht nur zur Erreichung der Klimaziele bei, sondern stärken auch die Wettbewerbsfähigkeit und langfristige Rentabilität der Unternehmen. Diese umfassende Transformation prägt unsere Gegenwart und Zukunft und steht für eine Neuausrichtung der Wirtschaft, wobei Klimaschutz und Digitalisierung zentrale Rollen ­spielen.

    Die Umsetzung dieser Maßnahmen ist daher nicht nur eine moralische Verpflichtung, sondern auch eine strategische Notwendigkeit, um wettbewerbsfähig zu bleiben und eine nachhaltige Zukunft zu sichern. Indem Unternehmen proaktiv auf Nachhaltigkeit setzen, positionieren sie sich als Vorreiter in ihrer Branche und schaffen eine solide Basis für zukünftiges Wachstum und Erfolg. Währung dieser Transformation sind Nachweise und Zertifikate, die Transparenz schaffen und das Fundament darstellen, um eine erneuerbare Zukunft zu bauen!

    Der Autor

    DIFH Klaus Auersberg
    MSc, MBA ist Cert. ­Sustainability Expert, EU-Taxonomy Advisor und ÖGNI-­Consultant für nachhaltige Gebäudezertifizierung. Als Neogrün-Gründer und Nachhaltigkeitsexperte bei der gbd Gruppe nutzt er seine 26 Jahre Erfahrung in der ­Beschlagsbranche als Entwicklungsleiter und Leiter einer Kunden-Akademie und als Business Development Manager im Bereich Wohnraumlüftung, um den Bausektor bei der Nachhaltigkeitstransformation zu unterstützen.

    Foto: Neogruen

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