„Angesichts steigender Energie- und Rohglaspreise und des offensichtlichen Bedarfs an hochwertigen Scherben für die Flachglasherstellung haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir eine Wertschöpfung aus ‚End-of-Life‘ sowie defekten ISOs holen können“, so Dr. Markus Schoisswohl, Geschäftsführer der Hegla New Technology.
Um den Wertstrom ganzheitlich zu betrachten, schlossen Hegla und AGC eine Entwicklungspartnerschaft, bei der AGC die Lieferkette mit den Betrieben und Hegla die Entwicklung der Maschinentechnik in den Fokus nimmt.
Der erste Schritt ist IG2Pieces, eine Maschine, die die Trennung von ISO-Elementen ermöglicht, bei der das Glas in seiner Größe vollständig erhalten bleibt. Dazu schneidet die Anlage rund um die Kanten des ISOs, so dass die größtenteils intakt gebliebenen Glasscheiben vom Rahmen getrennt werden. Diese für sich getrennten Fraktionen sind wertvoller als Isolierglaseinheiten, die ungetrennt in den Container geworfen werden.
„Wir haben uns mit Hegla zu dieser Kooperation zusammengeschlossen, da wir nach zusätzlichen hochwertigen Scherben suchten, die unsere Flachglaswannen versorgen“, sagt Geoffroy van der Rest, Projektleiter von AGC.
Steigenden Recycling-Ansprüchen gerecht werden
„Allein für die Herstellung von Scheiben gäbe es keinen Grund, das Glas intakt zu halten“, erläutert Dr. Markus Schoisswohl. „Doch unsere Vision war es auch, einen reibungslosen Trennprozess zu etablieren, bei dem die Scheiben falsch hergestellter oder defekter Isoliergläser in neue ISO-Elementen wiederverwendet werden können“.
Die manuelle Auftrennung der alten Isolierglas-Einheiten erfordert handwerkliches Geschick und ist zeitaufwändig und wird daher zumeist nur bei Elementen mit hoher Wertschöpfung durchgeführt.
Dr. Schoisswohl : „Mit IG2Pieces wird es wirtschaftlich, vor allem angesichts steigender Rohglaspreise, mit dem Plus einer verbesserten Trennqualität.“
Ebenso trägt die Maschine dem gestiegenen Anspruch an die Kreislaufwirtschaft in Bezug auf die Wiederverwendung Rechnung. Aus den „End-of-Life“-Isoliergläser werden die Scheiben getrennt und weiterverarbeitet, um sie für ihr zweites Leben fit zu machen.
Ein Blick in die Zukunft
„Zirkularität und ‚built-in‘ CO2 in Gebäuden haben immer mehr Gewicht für Projektentwickler und Architekten“, so der AGC-Projektleiter Geoffroy van der Rest. „Wir sehen dieses Konzept als Grundlage für die Zirkularität in verschiedenen Modi, Scherben für Recycling und Scheiben für Re-Use“. AGC und Hegla freuen sich auf die kommenden Monate, in denen die Maschine innerhalb des Wertstroms intensiv getestet und analysiert wird.
„Mit IG2Pieces als Startpunkt, engagieren wir uns für eine verantwortungsvolle nachhaltige Entwicklung der Flachglasverarbeitung. Wir sind dankbar für die Zusammenarbeit mit AGC, die es uns ermöglicht, nicht nur Maschinenlösungen anzubieten, sondern unseren Kunden auch einen direkten Abnehmer für das daraus resultierende Produkt zu präsentieren“, so Hegla-CEO Bernhard Hötger.
Was steckt hint dem Projekt IG2Pieces?
Vor dem Hintergrund der dramatisch steigenden Energie- und Rohglaspreise ist Altglas, insbesondere alte Isoliergläser, ein zunehmend wichtiger Rohstoff, der wieder bei der Floatglas-Produktion eingesetzt werden kann.
Aktuell ist die Rücklaufquote solcher Gläser bis zur Floatwanne jedoch sehr gering. Dies war für die beiden Partner Hegla New Technology und AGC der Ausgangspunkt, um das IG2Pieces zu starten. Ziel ist es, hochwertigen Gläser/Scherben aus Fenster- und Fassadenelementen der Glasherstellung wieder zuzuführen. AGC konzentriert sich dabei auf die Lieferkette mit den Betrieben und Hegla hat dazu die notwendige Maschinentechnik entwickelt, um alte ISO-Einheiten entsprechend zu verarbeiten.
Weitere Beiträge zu Investitionsgüter lesen Sie in der GLASWELT 12/2022, die in Kürze erscheint.