Die neuesten Generationen an Maschinen für Hersteller von Bauelementen und Isoliergläsern sind zwar bereits vernetzt und werden per Fernwartung angesteuert und gewartet, allerdings wird die Digitalisierung im Bereich Logistik, Service und Kundenbindung teils stark vernachlässigt. Doch genau dort sind für die Bauzulieferindustrie mit ihrer kundenbezogenen Individualfertigung, inklusive unterschiedlichsten Logistikanforderungen, wie Baustellenanlieferung, Sonderverpackung, Packlisten, CE-Kennzeichnung usw., die größten Optimierungs-Effekte zu erzielen.
Die Industrie 4.0 wird von der Planung über die Herstellung bis zur Lieferung und Montage die Art des Datenflusses grundlegend verändern. Diese Veränderungen versprechen nicht nur Effizienzsteigerungen, sondern auch eine verbesserte Qualität und Nachhaltigkeit in der Bauzulieferindustrie.
Basis hierfür sind neue Technologien wie das Internet der Dinge (IoT) und Cloud Computing. Die digitalen Technologien ermöglichen neben einer hö-heren Automatisierung und vorausschauender Logistik vor allem eine Optimierung der Prozesse und bessere Reaktionsfähigkeit gegenüber Kunden, Kunden, wie es bisher nur mit sehr viel manuellem Aufwand möglich war.
Die Grundlage hierfür ist das Cloud Computing, welches Daten aus dem ERP mit Daten der Fertigung, der Logistik und des Service kombiniert. Dies schafft eine völlig neue Transparenz und ermöglicht eine bessere und effizientere Verknüpfung von Daten und damit einen schnelleren, zentralen Überblick über zuvor isolierte Informationen.
Genau an diesem Punkt setzt die Plattform der Biss.ID GmbH an und bietet Herstellern die Möglichkeit diese Daten zentral zusammenzuführen und für weiterführende Produktions-, Logistik-, Montage- und Serviceprozesse bis hin zum Recycling nutzbar zu machen. Dabei setzt Biss.ID auf eine zentrale Cloud-Lösung, die es ermöglicht große Mengen an Daten aufzunehmen und über die eigens für die Bauelemente-Branche entwickelte User-Oberfläche im IoT-Umfeld nutzbar zu machen.
Die ID ist der Schlüssel zur Vernetzung: Bereits bei der Herstellung erhält jede Glasscheibe eine eindeutige Produkt ID, die für alle nachfolgende Prozesse übernommen wird, auch vom Fensterbauer, der die entsprechenden Daten in seine Produktionssoftware einliest.
Welche Rolle spielt die Produkt ID?
Angefangen von der Produktionskette beim Isolierglas-Hersteller können die Produkt- und Lieferdaten der Isoliergläser dem Kunden digital übertragen werden, so dass dieser zu jeder Zeit weiß, welche Produkte wann geliefert werden und auf welchem Gestell. Durch die Buchungen der Gestelle mit passivem oder gar aktivem Tracking wird jederzeit der exakte Standort des Gestells im System sichtbar.
Bereits in der Herstellung erhält jede Scheibe eine eindeutige ID, die für alle nachfolgende Prozesse übernommen werden kann. Der Bauelementeproduzent kann die bereitgestellten Daten in sein Produktionssystem einlesen, so dass er das Vormaterial den Fertigungsaufträgen zuweisen kann.
Im Lieferdashboard der Plattform bereits im Vorfeld werden alle Daten digital zur Verfügung gestellt. Das können die Auftragsbestätigung mit geplanten Lieferterminen sein, Lieferavisierungen, Packlisten von Gestellen, Rückstandslisten mit aktualisierten Lieferterminen digitale Liefer- und Abholscheine. Jedes Gestell ist dabei über die eigene ID im Portal (mit Packliste) auswählbar. So kann der Bauelementeproduzent die bereitgestellten Daten in sein Produktionssystem einlesen, so dass er das Vormaterialden Fertigungsaufträgen zuweisen kann. Ebenso können Packstücke oder Mischpaletten als Packlose abgebildet werden.
Der Vorteil hierbei ist, dass alle Gestelle und Pack-Lose einzeln oder gesammelt gescannt, mit Foto dokumentiert und digital unterschrieben werden können. Die Plattform archiviert den Lieferschein mit Bildern und steht dem Hersteller und dem Kunden zur Verfügung. Der wichtigste Baustein hierbei ist der Datentransfer via Schnittstelle; d. h. die Systeme beim Kunden und Lieferant, können je nach Berechtigung die Daten der Plattform übernehmen, nutzen und austauschen. Ebenso ist über den Datentransfer das Ablegen des Lieferscheines im DMS System des Herstellers möglich. Die einzelnen Schritte und damit verbundenen Vorteile/ Nutzbarkeit entlang der Wertschöpfungskette stellen sich wie folgt dar:
1. Isolierglasproduktion
Der Isolierglas-Hersteller gibt dem Bauteil eine eindeutige ID mit, die er mit dem Produktionsdatensatz und den damit verbundenen Etikettennummern der Scheibe verheiratet. Mit dieser Zuordnung kann in jedem nachfolgenden Prozess die Scheibe identifiziert werden, sei es über die vorhandenen Etiketten aus der Produktion, solange die Scheibe noch nicht verbaut ist, oder im verbauten Zustand über die eingebrachte Glas.ID, die mit jedem Smartphone auslesbar ist.
2. Logistik/ Lieferdashboard
Über die Verheiratung der Produktions- mit den Lieferdaten kann eine Tourenplanung erfolgen über die auszuliefernden Gestelle in Kombination mit den leeren zurückzuholenden Gestellen. Dies kann digital den Fahrern zur Verfügung gestellt werden.
Bereits im Vorfeld können über den Datentransfer der Cloud, die Liefer- und Produktionsdaten mit allen Details an den Fensterhersteller übergeben werden. Somit weiß dieser genau, was geliefert wird und auf welchem Gestell dies gepackt wurde. Hier können des Weiteren Zusatzinformationen, wie die Packposition auf dem Gestell angegeben werden, was Suchzeiten reduziert.
Digitale Lieferscheine können dem Kunden übermittelt werden und sichern die lückenlose Dokumentation. Über das Modul Tracking werden die Gestelle inklusive Haltetage und aktueller Position verwaltet, sichtbar für Lieferant und Kunde.
3. Übernahme Isoliergläser vom Fensterhbauer
Aufgrund der Glas.ID ist auch ein automatisiertes Einlesen der Scheiben vor der Glassortierung möglich, da die Glas.ID nicht nur einen visuellen Code beinhaltet, sondern auch eine ID hat, die von einer Scan-Brücke erfasst werden kann. Dies ermöglicht den Einsatz von Robotertechnik zur Einsortierung der Scheiben in die Glassortierung, da der Chip immer gefunden wird, egal wo er positioniert ist.
4. ID-Übernahme in der Fensterproduktion
Mit dem Einlesen der Glas.ID kann auch der Produktionsdatensatz des Fensters verheiratet werden, so dass der Fensterhersteller die Glas.ID als Identifikationsmöglichkeit ebenfalls nutzen kann. Er kann seine Produktions- und Lieferdaten sowie weiterführende Dokumentationen verknüpfen und diese wiederum seinen Kunden und Monteuren zur Verfügung stellen.
5. Logistik/ Lieferdashboard
Die Handhabung der fertigen Bauelemente funktioniert analog zur vorher beschriebenen Logistik der Scheiben; d. h. die Einzelelemente werden digital auf das Gestell gepackt und damit verheiratet. Mit der Gestell-ID kann jederzeit identifiziert werden, wo sich das Bauteil befindet. Über die Ergänzung des Asset-Trackings, sei es passiv oder mit aktivem Tracker, ist zu jederzeit auch die Position des Gestells identifizierbar, selbst wenn Monteure oder Fachhändler die Gestelle auf den Baustellen weiter transportieren.
Zudem wird auch hier für Lieferant und Kunde die Haltedauer der Gestelle über die Gestellverwaltung sichtbar.
Das Modul bietet auchbietet auch die Möglichkeit Fremdgestelle von Vorlieferanten mit zu verwalten. Hierbei wird die Haltezeit gegenüber dem Vorlieferanten entkoppelt von der Haltezeit des nachgelagerten Kunden. Dem Fachhändler oder Monteur kann Zugriff auf sein Kundendashboard gegeben werden, damit er seine Aufträge aktiv verfolgen sowie historisch sehen kann.
Baustellenanlieferung ohne anwesende Kunden werden per digitalen Lieferschein und Fotodokumentation dem Kunden übermittelt und ermöglichen eine rechtssichere Dokumentation.
6. Montage/ Fachhändler
Die Monteure/ Fachhändler können über die IDs der Gestelle jederzeit die benötigte Ware finden und so Suchzeiten verkürzen. Weiter können die Monteure den Einbau über die mitgelieferte Glas.ID dokumentieren bis hin zum Abnahmeprotokoll.
Ebenso kann der Monteur über die ID des Gestells dieses freimelden, sobald es leer ist. Sollten Servicefälle auftreten, wie z. B. eine beschädigte Scheibe, kann auch der Monteur digital eine Reklamation und Ersatzlieferung auslösen. Das System meldet alle relevanten Daten an den Lieferanten. Im Portal ist jederzeit der Status der Reklamation für Kunde und Lieferant ersichtlich.
7. Aftersale/ Service
Auf Basis der digitalisierten Bauelemente kann dem späteren Nutzer (Mieter, Inhaber, Wohnungsverwaltung) Zugriff erteilt werden. So lassen sich Wartungsverträge digital abbilden und planen. Ebenso können Nachrüstungen und Servicefälle via APP ausgelöst werden. Über die zentrale Cloud können den Produktgruppen auch geänderte Dokumentationen, wie Reinigungsempfehlungen etc. einfach und schnell aktualisiert werden.
8. Nachhaltigkeit/ Recycling
Über die Produkt-ID ist beim späteren Rückbau der Elemente jederzeit identifizierbar, welche Komponenten verbaut sind, so dass das Recycling materialbezogen erfolgen kann.
Fazit und Ausblick
In einer Welt, die von schnellen Veränderungen und steigenden Anforderungen geprägt ist, müssen Betriebe ihre Ressourcen effektiv einsetzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Eine entscheidende Komponente dabei ist die optimale Nutzung der Mitarbeiter, die oft kostbare Zeit damit verbringen, nach Informationen, Materialien oder Gestellen zu suchen. Digitale Plattformen, wie die Biss.ID mit seinen Kommunikationstools, ermöglichen eine nahtlose Zusammenarbeit zwischen Lieferanten, Herstellern, Logistikunternehmen und Kunden.
Durch den Einsatz von Cloud-basierten Systemen können alle Beteiligten in Echtzeit auf alle relevante Informationen zugreifen, dadurch erhöht sich die Transparenz und gleichzeitig wird die Kommunikation vereinfacht.
Dies wiederum ermöglicht eine schnellere Reaktion auf Veränderungen in der Lieferkette und reduziert das Risiko von Missverständnissen oder Fehlkommunikation, was insgesamt dazu beiträgt, die Qualität eines Produktes zu heben.