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Lieferketten-Krise belastet Aufschwung

„Es ist eine Preisrallye im Gange“

Beim Rohstoff Holz wird bereits vom Klopapiereffekt gesprochen: Jeder der diesen Werkstoff verarbeitet, geht auf Hamster­tour, nur so lässt sich überblicken, ob man in den nächsten Wochen noch genügend Material zur Verfügung hat. Bei Zimmerleuten steht die Befürchtung im Raum, dass in einigen Wochen der Lagerbestand aufgebraucht ist. Dann könnte die skurrile Situation entstehen, dass die Auftragsbücher voll sind, aber dennoch Kurzarbeit mangels Masse angemeldet werden müsse.

Es ist zwar viel „schlechtes Holz“, also Holz, das aufgrund der Borkenkäfer-Krise zwangsgefällt werden muss, im Markt. Das taugt aber nicht für Dachstuhl-Sparren oder Fensterkanteln. Dazu kommt, dass in Amerika und Asien eine große Nachfrage nach hochwertigem Bauholz zu verzeichnen ist. Zusätzlich werde in der Pandemie sehr viel zu Hause gearbeitet und renoviert, sodass es auf den lokalen und regionalen Märkten einen extremen Bedarf an Holz gibt. Holz wird aber auch als Baustoff immer beliebter. Ein Beispiel: In Berlin-Tegel wird die weltgrößte Holzhaus-Siedlung geplant, mit 5000 Wohnungen.

Das sind die Gründe für die Lieferketten-Krise

Als Hauptgrund wird meist die Corona-Pandemie angeführt, die die Weltwirtschaft und die Lieferketten „durchgerüttelt“ habe. Beispiel Schifffahrt: Erst lagen Frachtschiffe untätig in den Häfen fest, dann explodierten die Preise für Schiffscontainer.
Weil die Zeichen überall auf Flaute standen, entschieden viele Rohstoffproduzenten, dass nun ein guter Zeitpunkt wäre, ihre Anlagen zu warten. Dieser Wartungsprozess dauert lange, manchmal mehrere Monate.

Hinzu kamen dann noch Produktionsausfälle, die auf höhere Gewalt zurückzuführen sind, etwa die Winterstürme in den USA. Im internationalen Handel wird hier von Force Majeure-Meldungen gesprochen. Auch der Stau im Suez-Kanal, der durch das gestrandete Containerschiff Ever Given verursacht wurde, gehört in diese Kategorie und hat die Lieferketten unter Druck gesetzt.

Während also weniger Vorprodukte verfügbar waren, stieg die Nachfrage schneller und stärker als erwartet. Das lag nicht zuletzt an der wirtschaftlichen Erholung in China. Dort boomt der Markt und saugt gerade alles auf. In Deutschland sind vor allem die Autoindustrie und das Bauwesen Treiber der Nachfrage.

Es fehlt schlicht an verfügbaren Mengen

Es sei aber nicht nur die Preisentwicklung, die die Unternehmen vor eine große Herausforderung stellt, es würden schlicht auch die Mengen fehlen, so der Gesamtverband der Kunststoff verarbeitenden Industrie (GKV e.V.). Die Preise für Standard-Kunststoffe sind im ersten Quartal 2021 in Europa durchweg stark gestiegen. Beim S-PVC sei ein Preisanstieg von 61 % innerhalb der letzten zehn Monate zu verzeichnen.

Der GKV gibt an, dass die sprunghaft angestiegene Nachfrage zu teils chaotischen Situationen im Frachtgeschäft geführt hätten: Vielfach fehle es an Containern, die infolge der Pandemie in den falschen Häfen gestrandet sind. Das knappe Angebot und die starke Nachfrage nach Frachtkapazitäten hätten die Containerpreise auf der Strecke Asien-Europa seit Ende 2020 um mehr als 400 % ansteigen lassen. Allein das verteuere Kunststoffe im Schnitt um 200 Euro/Tonne. In den letzten Wochen scheine sich allerdings auch die Lage zu stabilisieren und auf den Wachstumspfad von vor der Corona-Krise zurückzukehren. Damit kann zumindest im Bereich der Frachtkosten auf eine mittelfristige Entspannung gehofft werden.

Zuspitzende Preissituation für Vormaterialien im Stahlbereich

Was die Situation im Metallbereich angeht, hätten Stahlhersteller ihre Produktionsmengen nach früheren Kapazitätsanpassungen nur langsam wieder hochgefahren, so der Fachverband Schloss- und Beschlagindustrie (FVSB). Die Kosten für Rohstoffe, insbesondere Eisenerz, Schrott oder auch Zink und Nickel hätten deutlich zugelegt. Auch hätten „Hamsterkäufe“ den Markt zusätzlich belastet. Marktbeobachter sehen aber auch hier ein Abflachen der Preisanstiege. „Die Luft für kurzfristig wieder merklich niedrigere Preise scheint allerdings gering.“

Schon vor Monaten berichtete der Fachverband Schloss- und Beschlagindustrie (FVSB) über eine sich in Q2/2020 zuspitzende Preissituation für Vormaterialien der Fenster- und Türbeschläge. Holger Koch, stellv. Geschäftsführer des Verbandes: „Für Unternehmen wird es immer aufwendiger, ihren Bedarf zu decken. Die pandemiebedingten Preisrückgänge zum Jahresbeginn 2020 waren nur von kurzer Dauer. Seit dem zweiten Quartal ist eine regelrechte Preisrallye im Gange. Wir befinden uns gerade auf einem 10-Jahres-Hoch, ein ähnlicher Sprung war zuletzt 2016 zu sehen.“

Euro-Inflation zieht kräftig an

Die Krisensituation bei den Lieferketten hätte bereits für eine nachhaltige Inflation in der Eurozone gesorgt. Im April stiegen die Lebenshaltungskosten binnen Jahresfrist um 1,6 %, so Eurostat. Das ist das stärkste Plus seit zwei Jahren. Bereits im März waren die Verbraucherpreise um 1,3 % gestiegen. Die Notenbank rechnet allerdings damit, dass der aktuelle Preisschub nur vorübergehend und nicht nachhaltig ist und sich 2022 wieder abschwächt.

Daniel Mund

Umfragen bei Facebook und Linkedin

Wir haben auf LinkedIn und auch bei den „Fenster- und Fassaden­experten“ auf Facebook gefragt, wie die Fensterbauer mit dieser Situation umgehen.

Das Ergebnis ist klar: 2/3 der Teilnehmer (auf Facebook) geben an, dass Sie bereits ihre eigenen Preise angepasst hätten. Ein Drittel der Befragten gab an, dass man die Preisaufschläge nicht in Gänze weitergeben könne und die Situation nach den Sommerferien neu bewerten wolle.

Auf unserer LinkedIn-Basis (www.linkedin.de/company/glaswelt-de) ergab die Umfrage ein ganz ähnliches Bild: Auch hier teilten 3/4 der Befragten mit, dass man die Preise bereits angepasst habe, etwas mehr als ein Viertel sehen sich gestiegenen Preisen konfrontiert, sehen sich aber nicht in der Lage diese Preiserhöhungen (jetzt) weiterzugeben und bekommen somit ein Problem mit ihrer Marge.

In Umfragen auf Facebook und LinkedIn wird deutlich: Die ­gestiegenen Preise der Lieferanten können nicht von allen Fachhändlern bzw. im vollen Umfang im Markt weitergegeben werden.

Foto: GLASWELT

In Umfragen auf Facebook und LinkedIn wird deutlich: Die ­gestiegenen Preise der Lieferanten können nicht von allen Fachhändlern bzw. im vollen Umfang im Markt weitergegeben werden.

Das sagen die Vorlieferanten für die Fensterbauer

Foto: Maco

Guido Felix, CEO der Maco-Gruppe

„Aktuell ist die Situation in mehrfacher Hinsicht herausfordernd. Wir werden im Wochentakt mit Rohmaterial-Preissteigerungen konfrontiert, meist ohne jegliche Vorlaufzeit seitens der Zulieferer. Anfangs haben wir versucht, keine Rohmaterial-Preiserhöhungen an unsere Kunden weiterzugeben. Mittlerweile müssen wir aber einen Teil der Steigerungen weitergeben. Wir machen das sehr transparent und nachvollziehbar und knüpfen die Materialpreiszuschläge an einen Stahlindex. Wenn der Index wieder sinkt, senken auch wir die Materialpreiszuschläge entsprechend. 2020 hatte dieser Index einen Durchschnittswert von 516 Euro. Aktuell liegt der Wert bei 711 Euro. Das zeigt sehr deutlich das Ausmaß und die Dynamik der Situation. Mit einer Entspannung rechne ich frühestens Ende des Jahres – unter der Voraussetzung, dass sich die Volatilität der Weltwirtschaft beruhigt hat. Kurzfristig könnten die höheren Preise den Baumarkt durchaus bremsen. Vor allem bei öffentlichen Aufträgen wird es zu Verzögerungen kommen. Langfristig wird das aber ausgeglichen und nivelliert.“


Foto: VFF

VFF-Präsident Helmut Meeth

„Wir beobachten die Entwicklung auf den Rohstoffmärkten schon seit einiger Zeit mit Besorgnis. Preissteigerungen und Lieferengpässe in fast allen relevanten Warengruppen bestimmen zurzeit die Lage der Bauwirtschaft. Diese Entwicklung führt aktuell zu einer schwierigen Versorgungslage an Vormaterialien zur Fertigung und Montage von Fenster- und Fassadenkonstruktionen. Aufgrund dieser zugespitzten Lage bietet der VFF nun am 8. Juni ein Online-Seminar zu dem Thema „Lieferengpässe/Preiserhöhungen – Vertragsgestaltungen zu Vorlieferanten und Auftraggebern“ an. In dem Seminar, das von dem Baurechtsanwalt Prof. Christian Niemöller (SMNG) geleitet wird, geht es darum, wie in der täglichen Baupraxis mit Lieferverzögerungen und Preissteigerungen umzugehen ist.“


Foto: Roto

Dr. Eckhard Keill, Vorstand der Roto Holding

Zunächst lässt sich die bedrohliche „fremdbestimmte“ Preisentwicklung nicht auf die Situation bei Rohstoffen und Vorprodukten verengen. Auch die exorbitant steigenden Frachtkosten aufgrund fehlender bzw. ungenügender Transport-Kapazitäten müssen in die Gesamtsicht einfließen. Was die Materialseite angeht, warne ich vor einer oberflächlichen Betrachtung und einer undifferenzierten Kritik an im Prinzip gut funktionierenden Lieferketten. Wenn, wie es derzeit Fakt ist, z. B. Rohstoffe schlicht nicht verfügbar sind, versiegen auch die zuverlässigsten Bezugsquellen. Wir haben es mit einer komplexen Gemengelage zu tun, die man hier nur kurz anreißen kann. Sie betrifft die Roto-Divisionen Fenster- und Türtechnologie (FTT) und Dachsystem-Technologie (DST) und zwingt sie kurzfristig zu entsprechenden Preisanpassungen. Solange der pandemiebedingte internationale Aufschwung am Bau anhält, erwarten wir keine Entspannung.“

Ausblick: Die von Dr. Eckhard Keill angesprochene „komplexe Gemengelage“ analysiert die GLASWELT in einem umfassenden Interview mit dem Holding-Vorstand und mit Marcus Sander, dem Vorsitzenden der FTT-Geschäftsführung. Beide antworten in Heft 8/2021 auf die Fragen der Redaktion.


Foto: Daniel Mund / GLASWELT

Andreas Hartleif, ­Vorstand Veka AG

„Die aktuelle Situation an den Rohstoffmärkten im Bereich der Polymere kann man derzeit ohne Übertreibung als katastrophal bezeichnen. Nie waren die globalen Produktionsmengen und die Verfügbarkeit der Basismaterialien so knapp wie in den letzten 6-7 Monaten! [...] Dass diese Situation zwangsläufig zu Preissteigerungen führt, ist logisch – die Dynamik dabei ist allerdings atemberaubend. Die gesamte Wertschöpfungskette wird nicht umhinkommen, sich dieser Preisdynamik anzupassen. Die Devise derzeit heißt: die eigene Belieferung sicherzustellen, um seine Kunden nicht hängen zu lassen. Wir tun alles, um Letzteres zu vermeiden. Die Erhaltung der Lieferfähigkeit ist unser wichtigstes Ziel, das wir bislang auch erfolgreich realisiert haben. Die Herausforderung dabei ist, die Preisdynamik der Rohstoffe für unsere Kunden in überschaubaren und verträglichen Schritten nachzuvollziehen. Denn Angebote und Preisbindungen werden entlang der Wertschöpfungskette für einen immer längeren Zeitraum verbindlich.

Meine persönliche Meinung ist, dass wir eine dauerhafte Verteuerung der Baumaterialien erleben werden, da global eine weiter starke Nachfrage abzusehen ist. Dies wird die Dynamik in der Bauwirtschaft ­sicher etwas abbremsen – ein Abwürgen der Baukonjunktur erwarte ich allerdings nicht. Die Situation bei den Polymeren sollte sich hoffentlich zum Jahresende hin etwas entspannen.“


Hermann Schüller, geschäftsführender ­Gesellschafter Semco

„Die Preise für Glasprodukte und Isoliergläser sind seit Jahren sehr niedrig, auch aufgrund bisherigen, hohen Überkapazitäten. Standard-Isolierglas wird oft nicht kostendeckend verkauft. Gleichzeitig sind hohe Preise, ob beim Basisglas, beim Personal, beim Transport und bei der Energie im Werk für Glasverarbeiter nichts Neues. Auch wenn es Zähneknirschen bei den Kunden hervorruft, beim (Isolier-)Glas werden nun die Preise erhöht werden müssen. Nur so sind die Glasverarbeiter in der Lage, die durch die aktuellen Teuerungen anfallenden Mehrkosten zu stemmen.

Mit Blick auf die Materialverknappung zeigt sich, dass Betriebe, die bei der Materialbeschaffung hin und her gesprungen sind, um immer wieder den niedrigsten Preis zu finden, ein Problem bekommen, denn die Zulieferer konzentrieren sich heute auf treue Kunden und langfristige Partnerschaften. Wir sind Vollsortimenter im Glassegment. Für uns ist es wichtig, dass wir alle unsere Lieferketten ununterbrochen aufrechterhalten. Dabei setzen wir auf langfristige Partnerschaften. Das hat sich bewährt, gerade in Krisenzeiten und wird sich auch in Zukunft bewähren.


Jochen Grönegräs, GF BV Flachglas

Zu Beginn der Corona-Krise haben die Hersteller von Basisglas europaweit ihre Produktion deutlich heruntergefahren. In einigen Ländern führte ein harter Lockdown auch zu Stillständen der Produktion. Gleichzeitig stehen seit Herbst/Winter 2020 mehrere europäische Floatwerke still, weil sie in Reparatur gegangen sind. Dadurch ist eine Glasknappheit entstanden, die bei weiter hoher Nachfrage derzeit anhält. Durch die Nachfrage im Automobilbereich, die ebenfalls unerwartet hoch ist, wird sie noch verschärft. Im VSG-Bereich kommt das Problem hinzu, dass es gravierende Engpässe bei der Belieferung mit den PVB-Folien gibt [...]. Bei der Floatglas-Produktion dürfte eine Entspannung erst dann in Sicht sein, wenn in den nächsten Monaten mehrere Produktionsanlagen in Europa wieder oder neu in Betrieb gehen.

Durch unsere überwiegend ­deutschen und europäischen ­Lieferanten z. B. für Stahl, Steuerungs- und Antriebs­technik sind wir von Ausfällen in Summe verschont geblieben. ­Diese ­Ausrichtung in der Krise hat sich jetzt als zusätzlicher Vorteil erwiesen. Trotz allem sind auch bei uns die Einkaufspreise über Durchschnitt angestiegen, doch sind wir lieferfähig geblieben und konnten ­unseren ­Kunden verlässlich mit den entsprechenden ­Materialien zur ­Seite stehen.

Bernhard Hötger, GF Hegla-Gruppe

Foto: Hegla

Interview mit Dr. Constantin Greiner

Foto: Munich Strategy

Dr. Constantin Greiner leitet bei der „Munich Strategy“ den Geschäftsbereich Bau und berät Kunden des gehobenen Mittelstands der Bauzulieferindustrie.
In der Studie „Stresstest Fensterbranche 2020“ hat er die Krisenfestigkeit der deutschen Fensterindustrie in Zeiten von Covid-19 untersucht und über 40 Unternehmen der Branche analysiert.

GLASWELT – Wie sehen Sie die Lage?

Dr. GreinerDiese sehe ich durchaus kritisch. Grundsätzlich sind die Preisentwicklungen ja nicht auf eine sprunghafte Steigerung der Nachfrage bzw. eine allgemeine Drosselung des Angebots zurückzuführen. Konkret: Selbst das Jahr 2021 liegt bezüglich des europäischen Baumarktvolumens unter dem Niveau von 2019 und damals konnte Nachfrage und Angebot ausgeglichen werden. Das verdeutlicht, dass die aktuellen Preissteigerungen auf andere Faktoren zurückzuführen sind. Dies sind unter anderem

  • unternehmensspezifische Engpässe,
  • klimabedingte Folgeschäden wie die Wetterkapriolen oder
  • politische Herausforderungen wie bspw. die Schwierigkeiten im Holzhandel zwischen den USA und Kanada.
    Jeder Effekt für sich ist erklärbar alle zusammen können jedoch recht toxisch werden. Aktuell führen die Materialpreissteigerungen zu einer Verteuerung von rd. 9 % eines Neubaus. Für Generalunternehmer oder Projekteure, die bereits vor längerer Zeit Fixpreise vereinbart haben, wird das zu einem existenziellen Problem, da sie diese Mehrkosten nicht abgedeckt bekommen.
  • GLASWELT – Wann wird es wieder zu Entspannung kommen?

    Dr. Greiner – Ich gehe davon aus, dass sich schon kurzfristig Veränderungen einstellen. Ob das Q3, Q4 oder Q1 2022 bedeutet, darüber möchte ich nicht spekulieren. Was ich jedoch als viel herausfordernder sehe ist, dass aufgrund der vielschichtigen Einflussfaktoren die Preise auch in Zukunft sehr volatil bleiben werden und wir die nächsten Jahre eine ständige Auf- und Abbewegung sehen werden.
    Für Unternehmen wird es daher elementar sein, sich deutlich besser auf solche Herausforderungen einzustellen. Sonst laufen sie Gefahr, immer der Welle hinterherzuschwimmen, d. h. bei günstigen Preisen zu teuer zu kaufen und bei hohen Preisen das Material nicht zu bekommen. Beides keine schönen Szenarien.

    Interview mit Fensterbauer EGE

    EGE GmbH mit Sitz in Verl hat sich auf die Entwicklung und Herstellung von Fenstern und Haustüren für das Objektgeschäft und den Fachhandel spezialisiert. 750 Handwerksbetriebe genießen bundesweit den Support des Herstellers. Hier die Antworten der Geschäftsleitung zur augenblicklichen Situation.

    GLASWELT – Mussten Sie bereits mit Preisaufschlägen reagieren? Werden weitere Preisaufschläge nötig werden?

    EGE – Die Preise von Kunststoff, Stahl und bestimmten Holzarten, wie Eiche und Lärche, sind bereits exorbitant gestiegen. Preiserhöhungen für Aluminium und Bauchemie, wie Kleber und Schaum, stehen bevor. Auch Zubehörartikel wie Schrauben sind deutlich knapper am Markt verfügbar und entsprechend teurer. Darum hat EGE bereits Preisanpassungen, die über die normale Preisentwicklung hinausgehen, vornehmen müssen. Sollte sich die Lage entspannen, hoffen wir zumindest einen Teil der eingeführten Materialteuerungszuschläge wieder zurücknehmen zu können.

    GLASWELT – Wie drastisch stellt sich Ihrem Unternehmen die Entwicklung dar? Und was schätzen Sie, wann wird es wieder zu Entspannung kommen?

    EGE – Noch herrscht eine recht gute Konjunkturlage vor, sodass man bei EGE die „bittere Einkaufspille“ schlucken kann. Alternativen bieten sich bei der Auswahl der benötigten Vormaterialien derzeit kaum; um handlungsfähig zu bleiben, muss man kaufen, was man bekommen kann. Nicht der Preis ist die Frage, sondern die Lieferfähigkeit. Wir hoffen, dass sich die Lage in der zweiten Jahreshälfte 2021 zum Herbst/Winter hin entspannen wird. Aber die Preise von 2020 werden wir auf absehbare Zeit nicht wieder erreichen.

    GLASWELT – Glauben Sie, dass sich höhere Preise auch langfristig am Baumarkt auswirken und ein Aufschwung dadurch gebremst werden könnte?

    EGE – Die Kostenexplosion könnte sich negativ auf bereits abgeschlossene Objektaufträge mit langer Laufzeit auswirken. Hier könnte es zu Problemen kommen, den Auftrag angesichts gestiegener Einkaufspreise zu bedienen. Das Kerngeschäft bei EGE läuft aber über den Fachhandel, der mit Renovierungsaufträgen privater Endkunden gerade jetzt boomt. Momentan profitiert EGE also vorwiegend von den Privatinvestitionen in das eigene Zuhause. Negative Auswirkungen auf die Baukonjunktur 2021 sehen wir weniger durch den Preis, sondern vielmehr durch Störungen der Lieferketten, die wiederum zu Verschiebungen von Projekten führen können.