Der Quai Zurich Campus, ein hochmoderner und zugleich denkmalgeschützter Bau am Mythenquai in Zürich, bot eine perfekte Kulisse für diesen Austausch. Mit seiner spannenden Prismen-Glasfassade und der Nutzung modernster Energieeffizienz-Technologien repräsentiert der Campus ein wegweisende Beispiel eines zukunftsorientierten Bauwerks, das höchsten ökologischen architektonischen Ansprüchen gerecht wird. Die Zertifizierungen Leed, Minergie-P-ECO und Well-Platinum belegen dies deutlich.
Der Europäische Green Deal wird die Glasbranche voranbringen
Ein zentrales Thema des diesjährigen Glas-Treffens war der Vortrag von Bertrand Cazes, dem Generalsekretär von Glass for Europe. Cazes betonte die immense Bedeutung des europäischen Green Deals für die Glasbranche.
Der Green Deal zielt darauf ab, die EU-Klimaziele zu erreichen und Europa bis 2050 klimaneutral zu machen. Das wird nach Einschätzung von Bertrand Cazes erhebliche Auswirkungen auf die Glasindustrie haben. Die Notwendigkeit zur Reduzierung von CO₂-Emissionen und die Förderung von Energieeffizienz werden in Zukunft entscheidende Faktoren für den Erfolg von Glasprodukten sein.
Zum Erreichen dieses Ziels zählen dabei die wichtigsten Grundsätze der europäischer Klimapolitik zählen dabei unter anderem:
Jeder Industriesektor ist dazu aufgerufen, seine Emissionen signifikant zu senken, um die Klimaziele zu erreichen. Energieeffizienz steht im Fokus, sowohl bei der Produktion als auch beim Endverbrauch. Das Verursacherprinzip wird auf die Industrie angewandt, d.h. dass Unternehmen, die CO₂ ausstoßen, dafür Verantwortung übernehmen müssen und entsprechende Maßnahmen ergreifen müssen.
Die Investitionen in nachhaltige Technologien und Infrastruktur werden gefördert, um den Übergang zu einer CO₂-armen Wirtschaft zu unterstützen. Davon können auch die Glas-Firmen profitieren, die entsprechende Maßnahmen ergreifen.
CO₂-Einsparungen durch energieeffizientes Glas
Bertrand Cazes unterstrich die Bedeutung energieeffizienter Glasprodukte für den Klimaschutz. Er erklärte, dass das CO₂, das bei der Herstellung einer hocheffizienten 2-fach-Isolierglas-Scheibe freigesetzt wird, innerhalb von 6 bis 20 Monaten ausgeglichen wird, aufgrund der erzielten Energieeinsparung. Diese Eigenschaft macht energieeffizientes Glas zu einem wichtigen Baustein in der Erreichung der Klimaziele.
Allerdings wies Bertrand Cazes auch darauf hin, dass die Herstellung von Glas ohne CO₂-Ausstoß möglich, aber derzeit noch sehr aufwändig ist. Um die vollständige Dekarbonisierung der Glasindustrie zu erreichen, bedarf es weiterer technischer Innovationen und Geduld.
Aktuelle Forschung an der TU Darmstadt
Ein weiterer spannender Beitrag kam von Dr. Miriam Schuster, die am Glass Competence Center der Technischen Universität Darmstadt arbeitet. Sie stellte aktuelle Forschungsthemen rund um Glasprodukte und Glasbau vor. Schuster betonte, dass das tiefe Verständnis eines Produkts entscheidend ist, um es optimal einsetzen und bewerten zu können.
Ein Schwerpunkt ihrer Forschung liegt auf der Entwicklung und Anwendung zerstörungsfreier Testmethoden, die es ermöglichen, die Lebensdauer und Nachhaltigkeit von Glasprodukten besser zu beurteilen. Diese Tests sind besonders wichtig, da sie die Integrität und Leistungsfähigkeit von Glasprodukten überprüfen, ohne sie zu beschädigen. Was dann wiederum die Kosten für die Glasfirmen dabei deutlich zu senken hilft, da so keine teuren aufwendige Probekörper erstellt und zerstört werden (müssen).
Bedeutung von Tageslicht und der Einfluss auf die Gesundheit
Prof. Dr. Marilyne Andersen von der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) widmete sich dem Thema Tageslicht und seiner Bedeutung für das menschliche Wohlbefinden.
Die richtige Menge an Tageslicht ist entscheidend für das Wohlbefinden der Menschen in Gebäuden. Glasprodukte müssen deshalb so gestaltet werden, dass sie den optimalen Lichteinfall ermöglichen, ohne den Komfort zu beeinträchtigen.
Andersen hob hervor, dass Tageslicht eine viel höhere Qualität als künstliches Licht bietet und daher bevorzugt werden sollte, um das Wohlbefinden der Nutzer in Gebäuden zu maximieren.
Neue Glasbau-Entwicklungen
Dr. Vlad Silvestru von der ETH Zürich stellte innovative Konzepte für vorgespannte Glasträger und die thermische Behandlung von gealtertem Glas vor. Seine Forschung untersucht u.a. wie sich alte Gläser aus Abrissgebäuden wieder fit machen lassen. Hierbei werden Versuche gefahren, alte Glasplatten durch thermische Behandlung und andere Techniken wieder nutzbar zu machen.
Dies könnte einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung von Abfall und zur Schonung von Ressourcen leisten. Allerdings stellt sich die Frage, ob der finanzielle Aufwand lohnt, dass müss in jedem Fall neu gegengerechnet werden.
Manuel Boerwanger von der BIFF AG in Lausanne referierte über die Integration von photovoltaischen Gläsern in Fassaden, um Gebäude noch energieeffizienter zu gestalten, indem sie Solarenergie direkt in die Gebäudehülle integriert. Obwohl die initialen Kosten hoch sind, lohnt sich die Investition nach etwa 8 bis 10 Jahren, besonders wenn viele Geräte im Gebäude mit Solarstrom betrieben werden.
Der dritte SIGAB Glas-Termin in Zürich war eine rundum gelungene Veranstaltung.
Matthias Rehberger
Über das SIBAG
Das SIGAB ist eine neutrale technische Fachstelle für Glas am Bau, früher war es das Schweizerische Institut für Glas am Bau. www.sigab.ch