Der Wohn- und Hotelkomplex am Belvedere in Wien wurde vom Architekturbüro Renzo Piano gestaltet. Die fünf auf schlanken Pylonen stehenden Gebäude erlauben einen fantastischen Blick auf das Schloss Belvedere und den Stephansdom.
Die markante Fassade aus Aluminium, Keramik und Glas. Komplexe Isoliergläser sind Teil des bauphysikalischen Konzepts und leisten einen wichtigen Beitrag zur Energieeffizienz der Neubauten. Hierbei arbeiteten die Pilkington Deutschland AG und die österreichischen Petschenig glastec GmbH eng zusammen, von der Fertigung und Lieferung des Basisglases bis hin zur Fertigung eines jeden einzelnen Isolierglas-Elements.
Um den Zeitplan einzuhalten, war moderne Anlagentechnik nötig. „Ohne ISO-Linie mit voll automatisierter Abstandhalterapplikation lässt sich ein Projekt mit so engen Termin- und Qualitätsvorgaben praktisch nicht stemmen“, so Geschäftsführer Hanspeter Petschenig. Der österreichische Isolierglas-Hersteller verbaute für die Fassade rund 50 000 m2 Basisglas zu wärme – und schalldämmenden 3-fach-Isoliergläsern; teils mit Absturzsicherung.
Großzügigkeit mittels Loggien, Balkonen und Terrassen
Die Parkapartments im Stadtquartier Belvedere wurden von der Signa Gruppe entwickelt, das Hotel in einem Joint Venture zwischen Signa und Hyatt Group. Schon früh wurden die Architekten Renzo Piano hinzuzogen.
Eines der wichtigsten städtebaulichen Ziele sieht Renzo Piano darin, dass Vorstädte sich wieder zu lebenswerten, urbanen Zentren entwickeln.
Die 342 Apartments und das 303-Zimmer Hotel mit Skybar, Ballsaal und Konferenzbereich verteilen sich auf fünf Türme mit polygonalen Grundrissen. In den drei Wohnungsblöcken befinden sich mehr als 60 unterschiedliche Wohnungstypen.
Raumhohe Fenster sowie Loggien, Balkone und Terrassen bringen viel Licht in die Apartments und schaffen so Großzügigkeit. Die Fenster lassen sich aus Sicherheitsgründen nicht öffnen, sie verfügen aber über Lüftungsflügel.
1100 Isoliergläser im 3-fach-Aufbau für die Fassade
Glas, Aluminium und ein hellgrauer Keramikstein bestimmen das Aussehen der Fassade. Der horizontal und vertikal verbaute Keramikstein bricht die geschlossene Fensterfront auf und verleiht ihr eine gewisse Tiefe.
Die 28 000 m2 Fassade ist eine gehängte Systemfassade und wurde als Elementfassade ausgeführt. Die für die Fassade verantwortliche Strabag Metallica verbaute 5600 Elemente, davon 1100 3-fach-Isoliergläser, 48 000 Wellbleche sowie 60 000 grau lasierte Keramikleisten.
Die Elementfassade wurde in nur einem Jahr von der Strabag erstellt. Eine Herkulesaufgabe, denn alle Elemente mussten sowohl in der Simulation als auch auf dem Prüfstand nachweisen, dass sie die hohen bauphysikalischen Anforderungen an Wärmedämmung und Schallschutz erfüllen, bevor sie eingebaut werden konnten.
Insgesamt war die Koordination des Fassadenplanungsprozesses somit eine große Herausforderung, die der Projektkoordinator Pro Projekt zusammen mit der Strabag und seinen Partnern zu meistern hatte, um die Einhaltung engster Terminpläne, der Qualitäten und der Baukosten des Projekts zu gewährleisten.
Welche Pilkington-Gläser setzen die Planer ein?
Guter Wärmeschutz und hoher Schallschutz sowie Absturzsicherung waren die Grundanforderungen, die an die raumhohe Verglasung gestellt wurden. Aufgrund des starken Lärmaufkommens, verursacht durch Bahnhof und Straßen, lagen die Schallschutzanforderungen teilweise bei bis zu 52 dB.
Zusammen mit der geforderten Absturzsicherung wurden 3-fach-Aufbauten aus außen und - wo gefordert - auch innenliegendem Schalldämm-VSG gefertigt. Jeweils eine Scheibe der VSG Einheit erhielt eine Pilkington Optitherm S3 Wärmedämmbeschichtung.
Ein großer Teil dieser Gläser wurde als Pro T Variante geliefert und bei Petschenig zu ESG vorgespannt. Die Scheiben erzielen in diesem Aufbau Ug-Werte von 0,6 W/(m2 K) bei einer Lichtdurchlässigkeit von rund 70 %, der g-Wert liegt bei 46 %. Auch das EG und die Penthouse Wohnungen erhielten 3-fach-Gläser mit Pilkington Optitherm S3.
Eine Besonderheit sind die gebogenen Isolierglas-Elemente für die Gebäudekanten, die die Flintermann GmbH fertigte. Die hier eingesetzten Pilkington Basisgläser Pro T eignen sich dank ihrer Beschichtung zum Biegen und Vorspannen. Die Flintermann GmbH fertigte eine große Anzahl an gebogenen 3-fach-Isoliergläser aus jeweils fünf großformatigen Scheiben sowie monolithische VSG-Gläser, in Teilbereichen auch mit SentryGlas+ Folie.
Als einziger Glasveredler nahmen die Biegespezialisten aus Salzbergen die Herausforderung an, Scheiben nach Wunsch der Architekten mit sehr engem mittigen Biegeradius zu fertigen. Unter großem Termindruck wurden im laufenden Bauprozess Biegetestversuche gefahren, bis die Lösung gefunden war und die Fertigung anlief.
Projektdaten:
Bauherr: Signa Gruppe; www.signa.at
Architekten Planung: Renzo Piano Building Workshop, RPBW in Zusammenarbeit mit NMPB Architekten ZT GmbH (Wien); www.rpbw.com
Projektleitung: Thorsten Sahlmann, RPBW Paris
Architekten Ausführung: NMPB Architekten ZT GmbH, Wien; wwww.nmpb.at
Projektsteuerung/ Örtliche Bauaufsicht: Pro Projekt Wien; www.proprojekt.at
Fassade: Strabag AG, Abteilung Fassade Metallica; www.metallica.strabag.at
Pfosten-Riegel-Fassade: AluSommer GmbH; www.alusommer.at
Basisglas: Pilkington Deutschland AG; www.pilkington.de
Isolierglas Fassade: Petschenig glastec GmbH; www.petschenig.com
Gebogenes Glas: Flintermann GmbH; www.flintermann-glasveredelung.de