Glaswelt – Herr Scheithauer, wie erreicht der neue Miralite Easysafe seine hervorragende Splitterbindung von 98 Prozent und mehr?
Stefan Scheithauer – Ganz einfach: Indem wir den Sicherheitsspiegel neu gedacht haben. Wir bringen in einem patentierten Prozess eine Harzschicht auf und härten diese zusammen mit der Lackschicht aus. Das verleiht dem Spiegel seine besonderen Sicherheitseigenschaften.
GW – Können Sie uns die Produktion beschreiben? Und wo gab es Herausforderungen dabei?
Scheithauer – Bei der Spiegelherstellung des Miralite Easysafe wird erst das Glas gereinigt, dann die Silberschicht aufgetragen, nun folgt eine wasserbasierte Lackschicht, der im Ofen bei ca. 100 °C Feuchte entzogen wird. Kurz bevor die Scheiben in einen weiteren Ofen laufen, wird das splitterbindende Harz aufgetragen. Beide Schichten härten im zweiten Ofen gemeinsam aus.
Die Herausforderung bestand darin, ein Temperaturprofil zu finden, das die Aushärtung beider Schichten gewährleistet, jedoch das empfindliche Harz nicht verbrennt. Wir reden über dünne und ultradünne Schichtstärken bei der Lack- bzw. Harzschicht. Die gesamte Entwicklung dauerte rund zwei Jahre.
GW – Wo liegen aus Ihrer Sicht die wesentlichen Vorteile von Miralite Easysafe?
Scheithauer – Für den Verarbeiter entfällt das nachträgliche Aufbringen einer Sicherheitsfolie. Er kann so kurzfristiger auf Kundenanfragen reagieren. Das spart Zeit und reduziert den Abfall im Betrieb; zudem schließt es Fehler wie z. B. Lufteinschlüsse oder unsaubere Verklebungen aus.
Zudem bleibt die Kante beim Schneiden und Schleifen sauber, was gerade bei rahmenlosen Anwendungen für eine schöne Optik sorgt. Miralite Easysafe erfüllt alle relevanten Normen für Spiegel und zeichnet sich dank der wasserbasierten und bleifreien Rohstoffe auch durch sehr geringe VOC-Emissionen aus
GW – Wie ordnen Sie Ihr Produkt im Vergleich zu Spiegeln aus Verbundsicherheitsglas ein?
Scheithauer – Spiegel aus VSG sind im Verhältnis zu Miralite Easysafe recht schwer, was die Anwendung an der ein oder anderen Stelle einschränken kann. Zudem lässt sich der Easysafe Spiegel deutlich leichter zuschneiden als Spiegel aus VSG.
GW – In welchen Stärken und Abmessungen sind die Miralite Easysafe Spiegel erhältlich?
Scheithauer – Wir bieten den Spiegel in 4 und 6 mm Dicke an; in 2024 kommen dann Dicken von 3 und 5 mm hinzu. Dabei stellen wir Bandmaße in 4,50 / 5,10 / 6,00 × 3,21 m her, zudem sind geteilte Bandmaße erhältlich in 2,00 / 2,25 / 2,55 × 3,21 m.
GW – Was müssen Handwerker und Händler bei der Verarbeitung beachten?
Scheithauer – Miralite Easysafe wird wie übliche Spiegel verarbeitet. Er kann gebohrt, geschliffen und poliert werden und lässt sich mit gängigen Spiegelklebern befestigen. Einige der Kleberlieferanten haben dazu bereits Tests mit Miralite Easysafe durchgeführt. Zugeschnitten wird er auf der lackierten Deckschicht: Die Deckschicht und das Glas werden dann in einem Durchgang und mit etwas mehr Druck geschnitten, da das Harz sehr fest ist. Verwendet wird ein spezielles Schneidrädchen. Für eine optisch schöne Kante von Miralite Easysafe sollte beim Kantenschliff eine segmentierte Scheibe an der ersten Station der Schleifanlage verwendet werden.
GW – Wo werden Sicherheitsspiegel eingesetzt?
Scheithauer – Grundsätzlich überall dort, wo Splitterbindung gefordert oder gewünscht ist. Das können Umgebungen mit hohem Bruchrisiko wie Sporthallen und Freizeitzentren sein oder gewerbliche Bereiche wie Hotels, Restaurants und Praxen, sowie im privaten Wohnbereich, z. B. für bodentiefe Anwendungen, für Hobbyräume oder wenn Kinder im Haus sind.
GW – Wie nimmt der Markt den Spiegel an?
Scheithauer – Das Feedback bisher ist sehr positiv. Neben Kunden aus Deutschland haben wir Anfragen aus Skandinavien, Frankreich und Polen. Wir (www.saint-gobain-glass.de) sind sicher, dass sich Miralite Easysafe am Markt bewähren wird.
Die Fragen stellte Matthias Rehberger