Glaswelt – Sie arbeiten mit vielfältigen Kunden. Meinen Sie, das Ganzglasbrüstungen heute häufiger gewünscht werden als Metallsysteme?
Markus Rumpf – Ja, definitiv. Eigentlich will doch jeder den freien Blick nach außen. Immer mehr Neubauten werden fast ausschließlich mit transparenten Glasgeländersystemen geplant. Zudem werden immer häufiger Französische Balkone verbaut und hier wünscht man in der Regel keine Metallstreben beim Blick nach draußen. Nach meiner Erfahrung treten reine Metallgeländersysteme immer mehr in den Hintergrund.
Glaswelt – Woran liegt es, dass Bauherrn heute mehr auf Glas setzen?
Rumpf – Ich denke das liegt an der offenen und transparenten Architektur, die heute ganz stark im Trend liegt. Dazu kommt, dass es heute ganz andere gestalterische Möglichkeiten gibt als früher, um Glasbrüstungen umzusetzen. Sowohl in der Befestigung als auch bei den Materialien, etwa durch Farbigkeit sowie durch die (partielle) Bedruckung der Gläser.
Glaswelt – Welche Vorteile sehen Sie durch den Einsatz von Glas?
Rumpf – Vorteile sind an erster Stelle natürlich die Transparenz, dazu kommen die vielfältigen individuellen Gestaltungsmöglichkeiten, die Sicherheit, die heute Glassysteme bieten sowie die Langlebigkeit von Gläsern und last but not least auch die einfache Pflege der Scheiben. Hier ist auch der Einsatz von Gläsern mit Selbstreinigungsfunktion möglich.
Glaswelt – Was muss für Sie eine Glasbrüstung heute leisten?
Rumpf – Ein Glasgeländer muss als Element der Fassade zu dem jeweiligen Bauobjekt passen. Hier sind natürlich die Planer und Architekten gefragt und an zweiter Stelle dann die Glasveredler. Weiter muss bei Glasbrüstungen die Einhaltung der technischen Regeln, wie der DIN 18008, gewährleistet sein. Das ist eigentlich selbstredend (zu Regelwerken für gläserne Absturzsicherungen lesen Sie den Beitrag auf Seite 98). Und mit Blick auf den Monteur sollen sich die Glasgeländer auch schnell und einfach montieren lassen.
Glaswelt – Welche Rolle spielt das Design bei der Entscheidung für eine Glasbrüstung und was fordert hier der Markt besonders?
Rumpf – Design steht vielfach bei den Architekten an erster Stelle: Der Wunsch nach zeitlosem Design mit viel Transparenz ist dann vielfach ausschlaggebend, wenn es um die Entscheidung für oder gegen ein Ganzglasgeländer geht. Zunehmend wünscht der Kunde auch keinen Handlauf mehr an der oberen Glaskante. Wer sich für Glas
entscheidet, will filigrane Konstruktionen. Eine Metall- oder Holzkante auf dem Glas stört hier eher.
Glaswelt – Sie bieten selbst eigene Glasbrüstungen an, inklusive Spezialsysteme. Welche Sonderwünsche haben heute viele Bauherren?
Rumpf – Große Abmessungen und dabei möglichst dünne Aufbauten – also schlanke Konstruktionen – werden immer öfter nachgefragt. Dazu kommt, dass Bauherren und Architekten nun auch Kantenbeleuchtungen nachfragen, um das Geländer bei Dunkelheit sichtbar zu machen. Und ganz neu ist, dass Kunden auch schaltbares Glas für ihre gläserne Brüstung wünschen.
Und wenn es um Sicherheit geht, steigt die Nachfrage nach Haltepfosten, in denen das Glas eingespannt wird und dies vermehrt für öffentliche Bereiche oder Abtrennungen, etwa bei Cafés und Restaurants mit Außengastronomie.
Glaswelt – Sie bieten also Systeme mit schaltbaren Gläsern an, bitte erläutern Sie das näher?
Rumpf – Ja, wir bieten auch schaltbare Brüstungsgläser an. Hier ist die Herausforderung, die schaltbare Einheit immer mit einem VSG zu kombinieren, da ja die Absturzsicherheit gegeben sein muss. Und ein schaltbares Glas ist oft per se erst einmal nur ein Verbundglas und kein Verbundsicherheitsglas. Gleichzeitig sind Kabelführung und Schutz der Glaskante vor Wassereintritt zu gewährleisten. Das alles ist möglich, erfordert jedoch eine detaillierte Planung und eine extrem saubere Ausführung der beteiligten Handwerker.
Glaswelt – Wo ist der Vorteil bei schaltbaren Systemen im Brüstungsbereich, ist es reine Gestaltung und Optik?
Rumpf – Der Bauherr möchte seine Privatsphäre individuell bestimmen und schützen können. Und das kann er mit schaltbaren Gläsern nun auch jederzeit per Knopfdruck umsetzen
Das Interview führte Matthias Rehberger.