Glaswelt – Herr Lindlbauer, Sie sind jetzt seit etwas mehr als einem Jahr an der Spitze von Okalux, wie hat sich das Unternehmen in dieser Zeit entwickelt, und sind Sie zufrieden damit?
Florian Lindlbauer – Mein Einstieg bei Okalux (www.okalux.de) erfolgte ja kurz nach der Akquise durch Glas Trösch. Insofern freue ich mich zunächst einmal darüber, dass die Integration in die Gruppe sehr gut gelungen ist. Und dank einer starken Teamarbeit stehen wir auch wirtschaftlich sehr gut da.
Glaswelt – Wie hat Okalux die letzten turbulenten Monate überstanden?
Lindlbauer – Die durch die Pandemie erforderlichen Schutzmaßnahmen fordern auch uns immer wieder heraus. Umso erfreulicher ist es, dass wir in den letzten Monaten viele Projekte erfolgreich abschließen und neue gewinnen konnten. Dabei hat es sich ausgezahlt, dass wir international sehr gut aufgestellt sind.
Glaswelt – Mit seinen Spezial-Isoliergläsern hat sich Okalux weltweit einen guten Namen gemacht, was haben Sie an Innovationen im Fokus?
Lindlbauer – Eine unserer Stärken ist es ja seit jeher, den Planern und Kunden intelligente Gläser für die Lichtlenkung und Lichtstreuung anzubieten. Wir arbeiten stetig daran, diese Kernkompetenz durch neue Lösungen zu erweitern.
Glaswelt – Nennen Sie dazu bitte ein Beispiel.
Lindlbauer – Zu den aktuellen Neuerungen zählt OKAfree, eine dreidimensionale Einlage aus dem 3D-Drucker. So kombinieren wir einen effektiven Sonnenschutz und variable Durchsicht mit unbegrenzten Gestaltungsmöglichkeiten.
Glaswelt – Wie glauben Sie wird der Markt solche Produkte annehmen?
Lindlbauer – Wir sind überzeugt, dass additive Fertigungsverfahren zu den Schlüsseltechnologien der Zukunft zählen und sehen hier große Potenziale. Ein wesentlicher Vorteil ist die schnelle Herstellung von Bauteilen bei geringen Stückzahlen. Noch interessanter ist die absolute Freiheit bei der Gestaltung und dass weitaus komplexere Designs umgesetzt werden können.
Glaswelt – War es früher nicht so, dass Okalux für ein Bauprojekt ein Sonderprodukt entwickelt hat und dieses nur dort verbaut wurde; es dauerte Jahren bis es allgemein erhältlich war, wird sich diese Herangehensweise ändern?
Lindlbauer – Ich schaue, mit Verlaub, lieber nach vorne und sehe ein Unternehmen, das über eine große Expertise im Bereich des Tageslichtmanagements verfügt, die von Architekten aus der ganzen Welt angefragt wird. Wir lieben es, die Grenzen des Machbaren auszuloten und dazu gehört es auch, spezielle Lösungen für spezielle Bauvorhaben zu entwickeln. Wichtig ist uns
dabei aber immer, eine perfekte Balance zwischen optimaler Tageslichtnutzung, visuellem Komfort, höchster Energieeffizienz und architektonischem Anspruch zu erreichen.
Glaswelt – Wo sehen Sie künftig neue Einsatzfelder für Ihre Produkte?
Lindlbauer – Unsere Tageslichtlösungen lassen sich in allen Gebäuden einsetzen. Das Spektrum reicht hier vom Einfamilienhaus über Museen und Sporthallen bis zum Bürokomplex. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.
Insofern geht es uns weniger um neue Einsatzfelder als darum, die Potenziale in den vorhandenen weiter auszuschöpfen.
Glaswelt – Wie sind die Einsatzfelder der Okalux-Gläser in Bezug auf Fassaden und Interieur aufgeteilt, wo liegt der Schwerpunkt?
Lindlbauer – Wir verkaufen häufiger Glaslösungen für Fassaden oder Dächer. Der Interieur-Bereich ist für uns aber ebenso wichtig.
Glaswelt – Welche Art an Interieur-Gläsern gewinnen bei Ihnen weiter an Bedeutung?
Lindlbauer – Immer gefragter werden intelligente Lösungen wie beispielsweise schaltbare Gläser, die auf Knopfdruck Sichtschutz bieten. Mit der eyrise Technologie vertreiben und produzieren wir hier das aus meiner Sicht beste Produkt, das es zurzeit auf dem Markt gibt. Die Flüssigkristallzellen im Scheibenzwischenraum sorgen bei Bedarf in Sekundenschnelle für Sichtschutz, ohne dass der natürliche Lichteinfall übermäßig behindert wird.
Glaswelt – Wo sehen Sie bei smarten Gläser Entwicklungspotenziale und denken Sie, dass wir in Kürze ganz andere Glasprodukte als bisher am Markt sehen werden?
Lindlbauer – Die eyrise Flüssigkristall-Technologie halte ich für sehr ausgereift. Denkbar wäre jedoch eine stärkere Verknüpfung mit der digitalen Haustechnik im Sinne von Smarthome.
Glaswelt – Was schätzen Sie, wie wird sich das Jahr 2022 für die Glasbranche entwickeln?
Lindlbauer – Wir gehen davon aus, dass die Bautätigkeiten auch in 2022 auf aktuellem Niveau verbleiben. Zudem spielt uns zu, dass Themen wie „Light-Wellness“ und Behaglichkeit in Gebäuden immer stärker in den Fokus der Planer rücken. Insofern blicken wir sehr optimistisch in die Zukunft.
Das Interview führte Matthias Rehberger.