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Glasvertrieb G & J setzt auf nachhaltige Produktion

So zeigt G & J, wie die Produktion grüner wird

GW –  Herr Geschonke, was bedeutet denn Nachhaltigkeit für Sie?

Jens-Uwe Geschonke – Nachhaltigkeit ist ein Thema, dass uns alle beschäftigen sollte, privat und geschäftlich. Jeder Mensch sollte entsprechend seinen Möglichkeiten einen Beitrag leisten, um unsere Erde lebenswert zu erhalten. Auch Glasbetriebe sollten sich ihrer Verantwortung für den Klimaschutz bewusst sein. Für uns von Glasvertrieb G & J hat sich das Thema Nachhaltigkeit und aktiver Umweltschutz in den letzten Jahren zu einem der obersten Unternehmensziele entwickelt. Mit Glas haben wir ein Produkt, dass vollständig recyclingfähig ist. Es ist nicht umweltschädlich, wir können Tageslicht gewinnen und Energie sparen.

GW – Was war für Sie der ­Anlass, das Thema ­an­zupacken?

Geschonke – Grün denken und grün handeln sind zwei paar Schuhe. Auch ich habe dazulernen dürfen. Privat beschäftige ich mich als Hobbyimker schon länger mit dem Erhalt unserer Natur, doch hinsichtlich der Umsetzung im Betrieb waren es primär die extrem gestiegenen Stromkosten im Jahr 2022, die ausschlaggebend waren. Zu befürchten war, dass die ESG-Fertigung sowie die Veredelung unrentabel würden. Das war der Grund, in unserem Betrieb das Thema Energieeinsparung anzugehen

GW – Das klingt spannend. Welche Maßnahmen haben sie denn anfänglich umgesetzt?

Geschonke – Zunächst haben wir einen Energieeinsparbeauftragten in unserem Betrieb ernannt. Dieser Mitarbeiter hat nahezu alle Bereiche im Unternehmen durchleuchtet. Wir haben die Stromkosten durch geeignete Maßnahmen effektiv gesenkt, um uns hier von Schwankungen des Strompreises unabhängig zu machen. Zuerst einmal wurden alle Lampen auf LED-Leuchten umgestellt. Zudem haben wir Bewegungsmelder für alle Räume angeschafft, die nicht ständig genutzt wurden und einen Hauptstromschalter installiert - der letzte Mitarbeiter betätigt nun den Hauptschalter und es sind alle versehentlich angelassenen Geräte aus. Natürlich nicht die Kühlschränke, der Server und der ESG -Ofen.

GW – Was nutzen Sie noch?

Geschonke – Wir setzen in der Produktion zudem auf Energiesparkompressoren mit Wärmerückgewinnung. Am ESG-Ofen arbeiten wir mit einem Frequenzumwandler. Der Frequenzumrichter sorgt für einen bedarfsgerechten Betrieb der Maschinen, indem er die Drehzahl so weit wie nötig verändert, so dass der Motor nicht ständig unter Volllast läuft, wenn dies nicht erforderlich ist. Damit wird nur so viel Energie verbraucht, wie benötigt wird. Und wir haben auf dem Dach unseres Produktionsgebäudes eine erste Photovoltaikanlage installiert, um eigenen Strom zu verbrauchen und ins Netz einzuspeisen.

GW – Ist es bei einzelnen Maßnahmen zur Energieeinsparung geblieben?

Geschonke – Nein. Heute kommen alle Investitionen und unser unternehmerisches Handeln auf den Prüfstand und werden unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit betrachtet. Rückblickend kann ich sagen: Strom war einfach immer zu billig. Man hat nur über Energieeinsparung nachgedacht, wenn es sich trotz der günstigen Preise gerechnet hat. Eigentlich eine Schande.

GW – Sind noch weitere Maßnahmen geplant?

Geschonke – In der Tat. Wir haben in diesem Jahr in Elektrostapler investiert und werden unsere PKW sukzessive auf E-Betrieb umstellen. Die größte Investition in 2024 ist aber die Fertigstellung der neuen Lagerhalle. Diese wird mit modernster Technologie ausgestattet und das Hallendach mit einer hochleistungsfähigen PV-Anlagentechnik versehen. Dadurch kommen wir unserem mittelfristigen Ziel einer klimaneutralen Produktion einen großen Schritt näher. Mittlerweile speisen wir dann in den Sommermonaten mehr Strom ins Netz ein, als wir nachts und im Winter verbrauchen. Ich mag behaupten, dass wir rein rechnerisch wohl der erste ESG-Hersteller in Deutschland sind, der klimaneutral produziert.

GW – Können Sie sagen, wieviel Kilowatt­stunden Sie insgesamt eingespart haben?

Geschonke – 2021 hatten wir einen Verbrauch von 752.000 kW/h und liegen bislang in 2024 bei einem Stromzukauf von nur noch 133.000 kW/h. Mit Inbetriebnahme der zweiten PV-Anlage wird es so sein, dass wir mehr Strom ins öffentliche Netz einspeisen, als wir aus dem Netz zukaufen. Das war mein Ziel und ich bin sehr stolz, dass wir es erreichen.

GW – Sie haben viel über die Maßnahmen gesprochen, die Sie im Betriebsablauf umsetzen. Wie sieht es denn mit dem Werkstoff Glas aus?

Geschonke – Da wäre zuerst einmal der Aspekt des Glasrecyclings. Durch die sortenreine Erfassung von Flachglas und die anschließende Übergabe an das Recyclingunternehmen Reiling setzen wir uns seit vielen Jahren aktiv für das Einsparen von CO2-Emissionen ein. Hierfür erhalten wir regelmäßig Auszeichnungen.

GW – Was steht noch auf der Agenda?

Geschonke – Zukünftig werden wir als Basisglas auch das CO2-arme Pilkington Mirai und Low Carbon Glass von AGC anbieten. Diese Gläser senken CO2-Emissionen um bis zu 52 % gegenüber Standard-Glas, dank der Nutzung alternativer Brennstoffe, eines hohen Anteils recycelten Glases und grüner Stromquellen. Dabei bieten sie die gleiche Qualität, Leistung und Optik wie bisheriges Floatglas, jedoch mit einer geringeren Umweltbelastung. Da der Bausektor für mehr als ein Drittel der Kohlenstoffemissionen in der EU verantwortlich ist und über 40 % des Energieverbrauchs auf Gebäude entfallen, haben wir die große Chance, unsere Branche zu verändern und die gebaute Umwelt zu unterstützen, indem wir mehr und mehr kohlenstoffarme Produkte anbieten und einsetzen. Diese Gläser passen hervorragend zu unserer Philosophie. Zudem bleibt zu vermuten, dass CO2-reduziertes Glas bald in der Baubranche Standard sein wird.

Das Interview führte Matthias Rehberger

Mit Inbetriebnahme der ­zweiten PV-Anlage wird es so sein, dass wir mehr Strom ins öffentliche Netz einspeisen, als wir selbst verbrauchen.Jens-Uwe ­Geschonke, Geschäftsführer von Glasvertrieb G & J

Foto: Glasvertrieb G & J

Mit Inbetriebnahme der ­zweiten PV-Anlage wird es so sein, dass wir mehr Strom ins öffentliche Netz einspeisen, als wir selbst verbrauchen.
Jens-Uwe ­Geschonke, Geschäftsführer von Glasvertrieb G & J

Über die Glas­vertrieb G & J GmbH

Der Glasveredler fertigt hochwertige Flachgläser für Kunden in der Region Niedersachsen / Bremen / Hamburg. Der Betrieb fertigt dank eigener ESG-­Produktion mit Zuschnitt und Veredelungsmöglich­keiten eine Vielzahl an Funktionsgläsern für Fassade und Interior. Glasvertrieb G & J ist Mitglied im Flachglas ­MarkenKreis.

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