Das Spektrum der Vorträge war weit gespannt. Und Gastgeber, Prof. Dr.-Ing. Michael Engelmann, Professor für Nachhaltige Baukonstruktionen und Leiter des Instituts für Baukonstruktion der TU Dresden eröffnetet die Tagung.
Dann folgte gleich Professor Paul Bellendorf als erster Referent mit der Frage: „Wie erkennt man, welches Glas in einem historischen Gebäude eingebaut ist, ohne das Fenster in ein Labor bringen zu müssen?“ Diese Fragestellung wurde von einem Team um Professor Bellendorf an der Universität Bamberg beantwortet und mit Hilfe einer Schattenwurfmethode so gelöst, dass vor Ort eine Bestimmung der Produktionsmethode des Flachglases bestimmt werden kann. So lassen sich (langweiliges) Floatglas, Ziehglas und mundgeblasenes Glas eindeutig an unterschiedlichen Strukturen im Schattenbild identifizieren. Damit kann in denkmalgeschützten Gebäuden gezielt eine Bestandsaufnahme gestartet werden. Die Forschungen sollen auf weitere Glassorten, wie Gussglas, ESG, VSG u.a. ausgeweitet werden.

GLASWELT
Der Vortrag über BIPVslim als kompaktes, integriertes Fassadenelement von Jens Böke von der Priedemann Fassadenberatung, zeigte eindrücklich, wie Photovoltaik-Elemente nahtlos in gestaltete Fassaden eingebettet werden können, um ästhetische und Vorteile durch gute Isolation miteinander zu vereinen.
Die DIN 18008 wird angepasst
Eindringlich und umfassend wurde von Prof. G. Siebert die Rolle der Normung im Glasbau diskutiert, wobei die Neuigkeiten aus der DIN 18008 im Mittelpunkt standen, die ein breiteres Anwendungsspektrum erlauben, beispielsweise bei absturzsichernden Verglasungen. Bei diesen wurde durch Erweiterung der Kategorien und Differenzierung der Grenzzustände der Anwendungsbereich erheblich erweitert. Insgesamt bekommt der Anwender durch die Neureglungen einen größeren Spielraum, wird aber dadurch auch in die Verantwortung genommen.
Ein weiterer Schwerpunkt war der Einsatz von Dünnglas z.B. als Verbund(sicherheits)glas. Dünnglas eröffnet große Einsparpotentiale in Punkto Gewicht und graue Energie, stellt jedoch die Verarbeitung vor große Herausforderung und die Testmethoden in Frage.

Dr. Thomas Schmidt
Vertiefende Workshops als Teil der Glasbau 2025
Neben den Vorträgen wurden verschiedene Themenfeld in Workshops bearbeitet und mit den Teilnehmern und Teilnehmerinnen diskutiert.
Dazu zählten auch die Fragen beim Dünnglas-Workshop: Kann man Dünnglas sicher bewegen? Wie sind die Kosten pro m²? Akzeptiert der Kunde Verwerfungen? Antworten darauf gibt es erst teilweise, die Forschung hat noch ein Betätigungsfeld und die Ergebnisse werden sicher auch auf der Glasbau 2026 diskutiert werden.
Besondere Akzente setzten die Vorstellungen außergewöhnlicher Baukonstruktionen aus und mit Glas. Unter den präsentierten Objekten fanden sich die Stadthalle Magdeburg, das Museum Peter & Traudl Engelhornhaus, das neu konzipierte New Medal of Honour Museum sowie das historisch inspirierte Chateau de Villers-Cotterets. Jedes dieser Projekte demonstriert eindrucksvoll, wie Glas als vielseitiger Baustoff architektonische, energetische und sicherheitstechnische Anforderungen optimal miteinander verknüpfen kann.
Ein Teil der Glasbau 2025 war auch wieder eine Fachausstellung, die den Besuchern und Besucherinnen Einblicke in neueste Entwicklungen und Anwendungen glasbasierter Baukonstruktionen gewährte.

Dr. Thomas Schmidt
Austausch unter den Fachbesuchern
Der Abend zwischen den Veranstaltungstagen bot Raum für einen lebendigen Austausch. Unterhaltsame Pecha-Kucha-Präsentationen von engagierten Promovierenden brachten frische Impulse in die Diskussionsrunden und förderten den interdisziplinären Dialog zwischen Forschung und Praxis.
Die offene Gesprächsatmosphäre ermöglichte es den Teilnehmenden, technische Details, kreative Visionen und zukünftige Trends im Glasbau intensiv zu diskutieren.
Abschließend lässt sich festhalten, dass die Glasbau-Tagung an der TU Dresden wieder eindrucksvoll demonstrierte, wie wissenschaftliche Methoden und innovative Technik den traditionellen Bausektor prägen können.
Mit einem umfangreichen Programm, spannenden Vorträgen und vielseitigen Ausstellungselementen bot die Veranstaltung einen tiefen Einblick in aktuelle und künftige Trends des Glasbaus.
Der inspirierende Austausch unter Fachbesuchern und Fachbesucherinnen und die interdisziplinären Diskussionen belegen, dass Glas weit mehr als ein einfacher Werkstoff ist – es trägt Zukunftsvisionen in sich und ebnet den Weg zu neuen, bahnbrechenden Baukonzepten.
Autor: Glasberater Dr. Thomas Schmidt & Partner GbR