Der erste Tag des Glaskongresses 2022 umfasste eine spannende Podiums-Diskussion zu den Folgen des sowjetischen Angriffskrieges auf die Ukraine.
Im Rahmen der Diskussion wurde deutlich: Was die Glashersteller aktuell umtreibt, ist die ungewisse und schwierige Situation bei der Gasversorgung aufgrund des Krieges, von der insbesondere die Floatglas-Hersteller betroffen sind. Und die daraus resultierenden Preiserhöhungen treffen wiederum die Veredler und ISO-Hersteller hart. Die Sorge der Glasbranche: Was passiert, wenn Russland den Gashahn abdreht? Besteht dann die Gefahr, dass die heimische Glasbranche zu verschwinden droht?
Darauf hat der BV Glas bereits reagiert und ein Maßnahmenpapier an die Regierung geschickt, um darauf hinzuweisen, dass die heimischen Glasproduktionen – trotz verschärfter Liefersituation beim Gas – weiterhin aufrecht erhalten werden müssen. Denn durch schnelles Abdrehen
des Gases würden die Glaswannen irreparabel geschädigt wurden. Deshalb muss die Glasindustrie auch weiterhin bei der Gasverteilung unterstützt werden. Hier ist der BV Glas aktiv und macht entsprechenden Druck auf die Politik.
Weiter fanden am ersten Tag die Mitgliederversammlungen des Bundesverbands Flachglas und der Gütegemeinschaft Flachglas statt, wo bei den Vorstandswahlen auch Hans-Joachim Arnold als Vorstands-Vorsitzender des BF in seinem Amt bestätigt wurde.
„Die Sonne schickt uns keine Rechnung“
Mit dem Vortrag „Unser Planet ist geplündert – was wir jetzt tun müssen“ eröffnete der bekannte (Fernseh-)Journalist Franz Alt den zweiten Kongresstag. „Die Energie ist für jedes Unternehmen die Schlüsselfrage, gerade auch für die Glasindustrie. Die letzten drei Regierungen haben die Energiewende komplett verschlafen. Die Folge: Die anfangs führende Solar-Industrie aus Deutschland ist nach China abgewandert“, so Franz Alt.
Der 82-jährige Klima-Aktivist „weckte“ mit seinem mitreißenden Beitrag die Zuhörer auf und zeigte nicht nur Schwachpunkte in unserem System der Energie-Versorgung auf, sondern stellte gleichzeitig auch Lösungsvorschläge vor, indem er eine Reihe von Möglichkeiten erläuterte, wie die Versorgung unserer Volkswirtschaft mit Energie künftig umgesetzt werden kann.
Franz Alt: „Erneuerbare Energien sind der Schlüssel und die Lösung für unseren Energieverbrauch. Und die entsprechenden technischen Möglichkeiten sind bereits schon länger einsetzbar und marktreif. Aber dennoch sind wir heute in Sachen Energie abhängig von Russland und den Saudis, warum? Das muss nicht sein. Alleine die Sonne schickt uns 15 000-mal mehr Energie als wir weltweit verbrauchen. Und genau dort müssen wir ansetzen.“
Und Franz alt weiter: „Die Lösung steht am Himmel, die Sonne ist die entscheidende Energiequelle. Und das Beste daran: Die Sonne schickt uns keine Rechnung.“
Mit Fragen der Energie ging es weiter: Ralph Henger vom Institut der deutschen Wirtschaft sprach sich für eine Gesamtstrategie bei der Energiewende aus, die sich aus einem harmonischen Zusammenspiel aus Regulierung, Förderung und Marktpotenzialen zusammensetzen sollte: „Für eine erfolgreiche Energiewende brauchen wir einen Fokus von Seiten des Staats. Die notwendigen Maßnahmen sind hierbei’ ’Richtig Fordern’, ’Richtig Fördern’ und ’Sozial Abfedern’.“
Ein weiteres Highlight war der Vortrag der Rallye-Legende Walter Röhrl, der aus Regensburg stammt. Viele wussten nicht, dass er seit über 10 Jahren bei Porsche unter Vertrag steht und auch bis vor kurzem aktiv bei der Entwicklung von Fahrzeugen und Fahrzeugteilen aktiv war.
Die mitreißenden Anekdoten und Geschichten seiner Rennfahrer-Karriere begeisterten die Teilnehmer. Dabei stand er auch dem interessierten Publikum mit Rede und Antwort zur Verfügung. Im Anschluss sprach er noch mit den Teilnehmern
im Foyer und gab Autogramme für die Fans.
Nachwuchsgewinnung im Fokus
Am Nachmittag standen Branchennachwuchs und Mitarbeitergewinnung auf der Agenda: Thomas L. Pinnekamp von Teutemacher Glas, der bei den BF-Nachwuchsführungskräften das Thema Fachkräftegewinnung betreut, erläuterte den aktuellen Stand und was in Planung ist: Man arbeite nach der Fünf-Punkte-Strategie von Jörg Mosler, einem ehemaligen Dachdeckermeister.
Zentrale Kernpunkte dabei seien „Interesse wecken“ und „Kontakte erzeugen“. Dazu fand bereits gemeinsam von BF und Mosler ein Workshop statt, weitere Workshops sollen folgen.
Das Fazit von Jochen Grönegräs „Der Glaskongress diente den Teilnehmern für den wichtigen Blick über den Tellerrand des eigenen Unternehmens hinaus. Der Krieg in der Ukraine, die Energiewende und die Transformation der deutschen Wirtschaft sind große Herausforderungen auch für die Flachglasindustrie, denen wir gemeinsam als Branche besser entgegentreten können und werden.“
Alles in allem war der diesjährige Glaskongress eine runde Veranstaltung.