Endlich wieder zusammen, so kann man die Atmosphäre des BF Jahrestreffen 2021 resümieren. Insgesamt herrschte am Tagungsort im Zentrum Berlins eine tolle Stimmung, zu der sicher auch die aktuell gute Auftragslage der Glas-Unternehmen beigetragen hat.
In seiner Auftaktrede stellte der BF-Vorstandsvorsitzende Hans-Joachim Arnold die Fragen: „Was haben wir im Bundesverband Flachglas in den letzten beiden Jahren erreicht, was sind die Perspektiven für die Glasbranche?“
Diese Fragen beantwortete er dann auch gleich selbst: „Mir war wichtig, dass wir neue Mitglieder gewinnen sowie die bestehenden Mitglieder fördern. Trotz Corona ist es uns gelungen, den Kontakt aufrechtzuerhalten. Und wir konnten sogar neue Mitglieder gewinnen, von denen einige hier auch im Saal sind und die ich erstmals Auge in Auge sehe, das freut mich sehr.“
Er zeigte auf, dass die Corona-Krise auch beim BF neue Impulse brachte, etwa beim Schulungsangebot, das in dieser Zeit erweitert wurde und bei der digitalen Kommunikation im Verband. Arnold: „Wir haben ein spezielles Schulungsprogramm für Mitglieder ins Leben gerufen sowie ein Programm für BWL. Wir haben mehr erreicht und mit den Arbeitskreisen sind wir weiter, als wir das ursprünglich geplant hatten.“
So will der BF den Nachwuchs fördern
Wichtiges, vielleicht sogar das wichtigste Thema war für Hans-Joachim Arnold die Nachwuchsförderung im Verband. „Wie halten wir den BF jung? Wie kommen hier bei uns junge Menschen in führende Positionen? Daran müssen wir, muss die gesamte Glasbranche arbeiten“, unterstrich Arnold. Er wies darauf hin, dass man hier schon auf dem Weg sei. So sei der Sprecher des BF-Nachwuchsarbeitskreises ein volles Mitglied im erweiterten Vorstand des Bundesverbands Flachglas. Sein Aufruf: „Gerade in Sachen Digitalisierung brauchen wir die Jungen, die das weiter voranschieben und besser können als wir Alten.“
Mit Blick in die Zukunft sagte Arnold: „Es kommen neue Thema auf uns zu, denen wir uns stellen müssen. Die Nachhaltigkeit mit Recycling und Decarbonisierung, das sind wichtige Themen für die Zukunft. Das kommt, ob wir wollen oder nicht. Und der Glasbranche fällt hier eine besondere Rolle zu, denn mit ihren energiereichen Prozessen ist sie Teil des Problems (z. B. Erzeugung von CO2), mit ihren energieeinsparenden Produkten ist die Branche gleichzeitig jedoch auch Teil der Lösung.
Abschließend unterstrich Arnold: „Wie haben den schönsten Werkstoff der Welt, es gibt keinen besseren. Und vor allem ist es der Werkstoff für die Zukunft.“
Neue Modelle zum Maschinenkauf, so geht‘s
Wie immer gab es wieder eine Reihe anregender Vorträge. Sehr spannend war beispielsweise der Vortrag von Jackson Bond von relayr, einer Tochtergesellschaft der Münchener Rück Versicherungsgesellschaft. Bond stellte ein neues Finanzierungsmodell für die Anschaffung von Maschinen vor. Bei diesem Modell müssen die Glasverarbeiter die Maschinen und Anlagen mit denen sie arbeiten und ihre Glasprodukte fertigen nicht mehr selbst kaufen, sondern das übernimmt die Firma relayr.
Nach wie vor stehen dann solche Maschinen beim Verarbeiter in der Fertigung, für die Nutzung bezahlt er jedoch nur den Quadratmeterpreis des Glases, das er dann auch wirklich fertigt. Die Kosten für die komplette Anschaffung, den Service, die Ersatzteile und Wartung übernimmt relayr.
Wo liegen die Gewinne für relayr? Die Antwort darauf lauten die Maschinendaten, die die Anlagen permanent generieren. Damit lassen sich Risiken und Standzeiten minimieren, denn diese Daten geben Hinweise auf die Verfügbarkeit, mögliche Ausfälle sowie notwendige Wartungen. Mithilfe dieser Basisdaten lassen sich nämlich Algorithmen entwickeln, die helfen Maschinenausfällen vorzubeugen, Stillstandszeiten zu verkürzen und die Wartungszyklen zu optimieren ggf. zu verlängern.
Aus diesen Kosten-Einsparungen wiederum generiere relayr dann seine Gewinne, denn diese Daten erlauben neue Garantien für die Maschinen, die relayr (als Tochter des Versicherers Rück) kaufe. Ob der Markt dieses Modell annimmt?
Die DIN 18008 in der Umsetzung
Ein schönes Beispiel zur Diskussion um den Einsatz von Sicherheitsglas bei Privatbauten gab Anke Zillmann, Sachgebietsleiterin Glas- und Bauwesen beim DiBt: „Stellen sie sich vor, im hochverglasten Einfamilienhaus stolpert der Briefträger, zerschlägt eine Scheibe und verletzt sich aufgrund der nicht vorhandenen Sicherheitsgläser. Glauben Sie wirklich, dass man als Handwerker den Fall gewinnen kann, wenn das Gericht die Frage stellt, ob sich der Unfall hätte vermeiden lassen, wenn ein anderes, sichereres Glasprodukt eingebaut worden wäre? Wohl kaum.
Auch interessant ist ihre Antwort mit Blick auf die Zulassung von elektronischen Glasprodukten sowie PV-Gläsern, hier am Beispiel von gläsernen Dachziegeln als/aus Verbundglas. Dazu meinte sie: „Jedes Bauprodukt muss standsicher und seine Funktion erfüllen, egal ob Strom durchfließt oder nicht.“
Abgerundet wurde das Programm des Glaskongresses 2021 durch eine begleitende Ausstellung. Mein Fazit: Ein rundum toller Kongress.