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SZFF warnt vor existenzbedrohender Lage Schweizer Fassadenbauer

Fabio Rea, Geschäftsführer der Schweizerischen Zentrale Fenster und Fassaden (SZFF) beschreibt die sich zuspitzende Situation: „Seitens der metallverarbeitenden Zulieferer werden uns drastische Preiserhöhungen weitergegeben, die unsere Mitglieder ihren Kunden in laufenden Verträgen nicht automatisch einfach als Aufpreis weiterberechnen können, wie es die
erhöhten Preise der überhitzten Rohstoffmärkte eigentlich verlangen“, so Rea.

Aus diesem Grund hat die SZFF als gesamtschweizerischer Fachverband für ihre 150 Mitgliedsfirmen eine Support- und Informationsoffensive gestartet, um ihre Kunden und die Öffentlichkeit für die Problematik zu sensibilisieren. Betroffen von den außerordentlichen und schnellen Preissteigerungen für Rohstoffe und Zuliefermaterial seien alle Gebäudeprojekte der Schweizer Fenster- und Fassadenbauer, die sich im Planungsstadium befinden. Ihr Anteil ist erheblich: „Die Problematik beeinflusst branchenweit rund 30 bis 40 Prozent der Projekte – und betrifft somit in dieser Größenordnung den Jahresumsatz unserer Mitglieder. Dieser belief sich gesamthaft auf rund 1,2 Milliarden Franken im 2020“, schildert Markus Stebler, Präsident der SZFF und Inhaber der Stebler Glashaus AG.

Das Problem: die Preise werden viel früher fixiert

Von insgesamt 4.000 Quadratmetern Lagerfläche mit der Option zur Erweiterung kann HUECK in der neuen Lagerhalle profitieren

Hueck

Von insgesamt 4.000 Quadratmetern Lagerfläche mit der Option zur Erweiterung kann HUECK in der neuen Lagerhalle profitieren

Der Verband macht dabei auf das Prozedere bei der Auftragsvergabe aufmerksam: Die Materialpreise werden bei der Vertragserstellung fixiert. Der Einkauf wird aber erst getätigt, wenn die Objektplanung vollständig abgeschlossen ist – in der Regel rund ein Jahr später als der Zeitpunkt des Vertragsabschlusses. Warum die Lager dann nicht einfach auf Vorrat gefüllt sind? Jede Fassade ist ein Unikat. Demgemäß kann für jedes Gebäude das Fassadenmaterial nur maßgeschneidert produziert werden. Allfällige Preisschwankungen waren dabei in der Vergangenheit überschaubar, so dass die Schweizer Fenster- und Fassadenbauer das kalkulierbare Risiko tragen konnten.

Jetzt aber droht die Mehrheit der angelaufenen Projekte zum Verlustgeschäft zu werden: Lediglich 20 % der Aufträge stammen aus der öffentlichen Hand (Bund, Kanton, Gemeinden). Hier sind die Verträge an die Indizes gebunden – Materialpreissteigerungen können verrechnet werden. Den größeren Anteil machen die Verträge mit Generalunternehmern und Privatkunden wie Konzernen, Einzelunternehmen und privaten Bauleuten aus, bei denen die Preise für das Material vertraglich fixiert sind. Hier bleiben die gestiegenen Materialkosten an den Fenster- und Fassadenbauern hängen.

„Aus unternehmerischer Perspektive hoffen wir, dass die Kunden für die außerordentliche Situation Verständnis haben. Ansonsten ist die Existenz vieler KMU-Betriebe ernsthaft bedroht. Von den 4’000 Arbeitsplätzen in unserer Branche wäre ein Großteil davon betroffen“, sagt SZFF-Vorstandsmitglied Hugues Steiner.

Ein Appell für Preiserhöhungen und somit für bessere Erträge

Der Fachverband setzt daher auf Entgegenkommen und Lösungen, die nicht vorrangig juristischer, sondern vielmehr praxisnaher Natur sind. „Wir appellieren an die Solidarität der Bauherren, die Preiserhöhungen mitzutragen und damit mitzuhelfen, die Bauwirtschaft in der Schweiz zu erhalten“, so Rea.

Woher kommen die Preisaufschläge bei den Zuliefermaterialien?

Im konjunkturellen Aufschwungmodus gehe leicht vergessen: Auslöser für die massiv gestiegenen Preise war die Coronakrise. Mit den Restriktionen zur Eindämmung der Pandemie brach im letzten Frühjahr der weltweite Absatz zusammen. Folglich wurden die Produktionen reduziert oder vorübergehend stillgelegt, Lagerbestände abgebaut und ausverkauft. Dann erholte sich die Konjunktur unerwartet schnell und die Nachfrage, beispielsweise aus der Automobilindustrie für Aluminium-Leichtbauteile, stieg wieder rasant an. Dies sorgt seit letztem Herbst zunehmend für Engpässe auf den Rohstoffmärkten. „Die Kapazitäten der Aluminiumwerke sind zum Teil schon für das ganze Jahr 2021 ausgeschöpft“, schildert Roland Hörzer, Geschäftsführer der Reynaers Aluminium Schweiz. Vor allem die größte Werkbank der Welt, China, kaufe für ihr großangelegtes Nach-Corona-Konjunkturprogramm in großem Stil Material ein und trage zur Verknappung und Verteuerung auf den Weltmärkten bei – bekanntlich für alle Werkstoffe, von Holz über Glas bis hin zu (Edel-)Metallen.

Holzlager beim Sonderfensterbauer Hermann-Blösch

Daniel Mund / GLASWELT

Holzlager beim Sonderfensterbauer Hermann-Blösch

Preise gehen durch die Decke – Lieferungen verzögern sich

Der Blick in die Marktstatistiken offenbart: Im zurückliegenden Quartal stieg der Aluminiumpreis der Londoner Metallbörse um rund 23 % und in der Jahresbetrachtung sogar um 47 %. Der Brent-Index (Ölpreis) stieg über die letzten drei Monate um 22 % und im Jahreszeitraum sogar um über 200 Prozent. Der Ölpreis wirkt sich direkt auf die Energiepreise aus. So beträgt der Energiezuschlag beim Glas derzeit bis zu 12 % pro kg, je nach Glasdicke. Darüber hinaus sind alle Gummidichtungen, Isolationen und Kunststoffteile von Preissteigerungen bis zu 70 % betroffen. Auch könne niemand exakt voraussagen, wann die Materialpreise wieder fallen. Marktanalysten gehen von mindestens noch sechs bis acht Monaten aus, bis sich die Preise auf gewohntem Niveau stabilisieren.

Die geringe Verfügbarkeit an Rohstoffmaterial führt auch zu langen Lieferzeiten. Die üblichen Lieferfristen von zwei Wochen verlängern sich derzeit auf zwölf bis 18 Wochen. Tendenz steigend. „Es zeichnet sich“, so SZFF-Präsident Stebler, „schon heute bei einigen unserer Mitglieder ab: Gebäude werden nicht termingerecht fertiggestellt, es drohen Baustopps. Trotz guter Auftragslage könnten wir aus Gründen der Materialknappheit bald gezwungen sein, die Produktion in unserer Branche erneut herunterzufahren und zum Teil wieder Kurzarbeit einzuführen.“

Wer ist der SZFF?

Mitglieder der SZFF sind Fachplaner, Hersteller, Verarbeiter und Monteure, Spezialingenieure für Bauphysik und Haustechnik sowie Zulieferanten von Systemen, Materialien und Komponenten des Fenster- und Fassadenbaus, insbesondere des Baus von anspruchsvollen, transparenten Glas-Metallfassaden.