Die deutsche Bauwirtschaft ist bisher deutlich besser durch die Krise gekommen als viele andere Branchen. Dabei haben sich Bestandsmaßnahmen im laufenden Jahr positiver entwickelt als der Neubau. Während in den vergangenen Jahren viel über begrenzte Verarbeiterkapazitäten und den Aufschub von Sanierungsprojekten diskutiert wurde, zeigt sich aktuell ein deutlicher Anstieg in der Sanierungsaktivität. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle B+L Sanierungsstudie 2020, die das Bonner Marktforschungsinstitut vorgestellt hat. Die Maßnahmenhäufigkeit beim Austausch von Fenstern und Außentüren ist um +1,8 % im Vergleich zur Sanierungsstudie 2018 gestiegen.
Der Sanierungsmarkt ist in Bewegung, wie sich nicht nur anhand der Maßnahmenhäufigkeit, sondern auch an den Veränderungen der Sanierer-Zielgruppen zeigt. „Mit der aktuellen Sanierungsstudie setzt sich ein Trend fort, der bereits im Jahr 2016 begann. Die Zielgruppe der Sanierer aus der Generation der Babyboomer gewinnt an Bedeutung. Wie unsere Studienergebnisse zeigen, hat sich die Altersstruktur der Sanierer komplett gewandelt. Damit gehen weitreichende Veränderungen hinsichtlich der Produktpräferenzen, der Nutzung von Beratung und der Durchführung der Maßnahmen einher.“ sagt Studienautor Marcel Dresse.
Warum der Altersmedian der Sanierer so wichtig ist in Bezug auf die Maßnahmen
In den letzten 6 Jahren ist der Anteil der Sanierer, die älter als 45 Jahre sind, von 40 % im Jahr 2014 auf 61 % 2020 gestiegen. Während 2014 noch die jüngere Zielgruppe der Käufer (und Sanierer) von Bestandsimmobilien die primäre Zielgruppe im Bereich der privaten Sanierungsmaßnahmen war, sind aktuell die deutlich älteren Eigenheimbesitzer die zentralen Akteure am Sanierungsmarkt. Diese sanieren i.d.R. nicht im Zusammenhang mit dem Kauf einer Immobilie, sondern aufgrund von Verschleiß bzw. verfolgen mit den Maßnahmen die Erhöhung des Wohnkomforts oder die Schaffung von Barrierefreiheit für den nächsten Lebensabschnitt.
Obwohl die älteren Zielgruppen tendenziell häufiger Komplettleistungen aus Beratungen, Produkten und Einbau nachfragen, zeigt sich in der aktuellen B+L Sanierungsstudie dennoch ein deutlicher Anstieg der Eigenleistung bei vielen Maßnahmen. Die Covid-19-Pandemie hat dazu geführt, dass mehr Zeit zu Hause verbracht wird und auf Urlaube verzichtet wurde. Diese zusätzliche Zeit durch den Wegfall der Arbeitswege (wenn Homeoffice möglich ist) oder durch Urlaub im eigenen Garten haben die Eigenheimbesitzer genutzt, um Sanierungsmaßnahmen wieder häufiger selbst durchzuführen und auf den Einbau durch einen Profi zu verzichten. Auch die Reduzierung von Kontakten und der Verzicht auf „Fremde“ im eigenen Haus dürfte zum Rückgang des Profianteils geführt haben.
Fenstersanierung belegt Spitzenposition beim Profianteil
Doch der Profianteil unterscheidet sich stark zwischen den einzelnen Maßnahmen. Im Bereich Fenster wird ein Großteil der Sanierungsprojekte (67 % der Maßnahmen) nach wie vor vom Profi ausgeführt. Im Vergleich zu 2014 hat sich der Profianteil hier deutlich erhöht, wenngleich er aktuell etwas unter dem Niveau des Jahres 2018 liegt.
Der Profi rückt zunehmend in den Mittelpunkt bei Sanierungsmaßnahmen: Er übernimmt nicht nur den Einbau der Produkte, sondern viele Sanierer nutzen die Beratung durch den Profi im Vorfeld des Sanierungsprojekts.
Wohnkomfort und Energiesparen sind die wichtigsten Sanierungsziele bei Fenstern
Für die Sanierer von Fenstern und Außentüren zählen dabei im Vorfeld der Maßnahme insbesondere zwei Aspekte: Zum einen werden Fenster und Außentüren ausgetauscht, um den Wohnkomfort zu erhöhen. Dies haben in der B+L Sanierungsstudie 44 % der Sanierer, die Fenster oder Außentüren ausgetauscht haben, geantwortet. Zum anderen spielen für viele Sanierer auch Energiekosten eine wichtige Rolle: 40 % der Sanierer haben angegeben, dass sie mit der Maßnahme Kosten einsparen wollen. Während Schäden und Verschleiß ebenfalls wichtige Sanierungsmotive sind, ist der Einbruchschutz für weniger als ein Fünftel der Sanierer ein Anlass für den Austausch von Fenstern oder Außentüren.
Das steckt in der Sanierungsstudie
Die B+L Sanierungsstudie hat in diesem Jahr insgesamt 22 Maßnahmen bzw. Gebäudeteile im Detail untersucht. Neu hinzugekommen sind mit der aktuellen Ausgabe u. a. die Installation von SmartHome-Lösungen. Die Sanierungsstudie erscheint alle zwei Jahre und wurde erstmalig im Jahr 2010 erhoben. Für die Studie wurden über 1.000 private Sanierer in einer Onlinebefragung zu den durchgeführten Maßnahmen, Budgets, Informationsquellen, etc. befragt. Eine telefonische Befragung von Unternehmen der Wohnungswirtschaft (Deutsche Wohnen, Vonovia, LEG Immobilien, etc.) ist die Datenbasis für die ergänzenden Informationen zur Sanierungsaktivität der deutschen Wohnungswirtschaft.
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