GLASWELT – Kommen wir gleich zu den Wirtschaftsdaten: Wie läuft es in diesem Jahr?
Andreas Engelhardt – Eines kann ich sagen: Wir werden den Umsatz aus dem letzten Jahr überschreiten. Einerseits konnten wir unsere Leistungen deutlich steigern, andererseits kommen natürlich auch die Preissteigerungen hinzu. Die Umsatzhöhe jetzt genauer einzugrenzen wird immer schwieriger, denn wir haben seit ca. 2 Monaten ein deutliches Abkühlen der Nachfrage festzustellen – und das in einem Tempo, wie ich es mir nicht gedacht und auch noch nie erlebt habe.
GLASWELT – Worauf führen Sie die Abkühlung am Bau zurück?
Engelhardt – Wir haben einerseits noch Nachwehen aus den Lieferketten-Problemen, Objekte werden nach wie vor nicht rechtzeitig fertiggestellt. Dabei will ich dazusagen, dass wir als Schüco lieferfähig sind, was ja im letzten Jahr nicht immer der Fall war. Jetzt haben wir vorgesorgt und unsere Bestände deutlich hochgefahren. Die Abkühlung wird aber auch durch eine immense Verunsicherung ausgelöst – und damit adressiere ich klar die Verantwortlichen dafür. […]
Dazu kommen die rasant gestiegenen Zinsen auf Baukredite. Die Nachfrage nach Krediten ist am Boden. Und das betrifft das Geschäft ab 3. Quartal 2023. Das beschreibt die augenblickliche Lage, aber ich bin optimistisch und glaube nicht, dass das so bleibt.
GLASWELT – Was machen Sie mit dieser schwierigen Gemengelage?
Engelhardt – Wir planen mit angezogener Handbremse […]
GLASWELT – Wie ist die aktuelle Ertragslage?
Engelhardt – Noch ist sie stabil, aber wenn mit weniger Umsatz zu rechnen ist, müssen wir unsere Ertragslage sicherstellen, indem wir ein kluges Kostenmanagement an den Tag legen. Wir werden dann, falls möglich, Ausgaben verschieben.
GLASWELT – Mit einem immer stärkeren Fokus auf die Renovierung gilt es, das Portfolio anzupassen. […]
Engelhardt – Im Bereich Renovierung wird sich eine Menge auftun. Ich rechne damit, dass die europäischen Regierungen Renovierungen anders fördern werden als bisher […]. Unsere Strategie beinhaltet, im Metallbereich mehr Produkte im mittleren Preis- und Leistungssegment zur Verfügung zu stellen. […] Ein Bereich im mittleren Segment tut sich auf, wo das Thema Vorfertigung und serielles Bauen immer mehr Bedeutung gewinnt.
GLASWELT – Sind Sie mit den aktuellen politischen Rahmenbedingungen für eine Steigerung der Sanierungsquote einverstanden, oder gibt es Ihrerseits Anlass zur Kritik?
Engelhardt – […] Wir müssen vielmehr die KfW-Förderung erhöhen, mindestens auf das alte Maß, wenn nicht darüber hinaus. Dann könnte es auch einen Booster geben in Richtung Renovierung. […] Was wir brauchen ist eine konzertierte Aktion von Politik und Wirtschaft, die die Bauwirtschaft – das Rückgrat der deutschen Wirtschaft – wieder auf Spur bringt. […] Wir müssen es zeitnah machen, es muss schnell gehen. Wenn wir das nicht tun, werden Bauzulieferer verschwinden aus Deutschland, Kapazitäten werden dann in andere Länder verlagert.
Glaswelt – Wie steht Schüco zu Messeauftritten bei der BAU und bei der FRONTALE 2024?
Engelhardt – Wir freuen uns auf die BAU im April und ich hoffe, dass die Messe auch etwas Druck auf die Rahmenbedingungen in der Politik bringt, die uns dann den Rücken stärken. […] Auch zu der Fensterbau Frontale 2024 haben wir uns angemeldet.