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Der Weg zur lernenden Organisation

Mit dem Ikea-Effekt zu mehr Innovationskraft

Veränderungen müssen von den Menschen durchgeführt und getragen werden. Sie müssen den Sinn erkennen und verstehen, dass die Veränderung zu einem positiven Ergebnis führt. Die Mitarbeitenden werden im Rahmen der Maßnahmen der Organisationsentwicklung von Betroffenen zu Beteiligten gemacht. Dabei erarbeiten sie im Laufe der Zeit ein einzigartiges Alleinstellungsmerkmal: die lernende Organisation. Denn der einzige Wettbewerbsvorteil, der wirklich von Dauer ist, ist die Fähigkeit eines Unternehmens, schneller zu lernen als die Wettbewerber und die Erkenntnisse dann sicher in Wettbewerbsvorteile umzusetzen.

Im Unterschied zur langfristig und umfassend angelegten Organisationsentwicklung, die als dauerhafte Strategie der fortwährenden Weiterentwicklung betrachtet werden kann, ist das Changemanagement eher kurzfristig angelegt und konzentriert sich auf die Begleitung der Mitarbeitenden durch den Veränderungsprozess, um Widerstände zu minimieren und die Akzeptanz zu maximieren. Es kann als Methode zur Umsetzung von Veränderungen dauerhafter Bestandteil der Organisationsentwicklung sein. Mit ihm lassen sich Veränderungen, zielsicher und effizient planen, steuern sowie umsetzen.

Booster für Veränderungen

Der Begriff „Ikea-Effekt“ wurde von Michael I. Norton, einem Professor der Havard Business School, geprägt. Es handelt sich dabei um ein Phänomen aus der Verhaltensökonomie, das darin besteht, dass Menschen Objekte und Lösungen höher bewerten, wenn sie selbst daran mitgearbeitet haben. Norton und seine Kollegen fanden heraus, dass diese höhere Wertschätzung und Zufriedenheit insbesondere dann auftreten, wenn man beispielsweise ein Möbelstück selbst zusammengebaut hat.

Im Hinblick auf Organisationsentwicklung und Changemanagement spielt der Ikea-Effekt eine wichtige Rolle bei der Erarbeitung und Implementierung von Veränderungen. Indem Mitarbeitende in den Prozess der Veränderung eingebunden werden, fühlen sie sich wertgeschätzt und sind motivierter, zur Verbesserung der Unternehmensergebnisse beizutragen. Die geschickte Nutzung des Ikea-Effektes kann zu einer höheren Arbeitszufriedenheit, höherer Leistungsbereitschaft, geringeren Fluktuationsraten sowie besserer Unternehmenskultur führen. Darüber hinaus fördert die Beteiligung der Mitarbeitenden Innovationen, da sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen einbringen können, um Strukturen, Prozesse und Produkte zu verbessern.

Der Ikea-Effekt leistet so einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung der lernenden Organisation und für den nachhaltigen Unternehmenserfolg.

Was der Ikea-Effekt leisten kann

  • Einbeziehung der Mitarbeiter: Der erste Schritt zur Nutzung des Ikea-Effekts in der Organisationsentwicklung besteht darin, Mitarbeitenden aktiv in den Veränderungsprozess einzubeziehen. Dieses Involvement kann durch Workshops, Feedback-Runden und gemeinsame Projektarbeit geschehen. Die Beteiligung an der Lösungsentwicklung fördert die analytischen und kreativen Fähigkeiten der Mitarbeitenden, was langfristig die Problemlösungskompetenz stärkt. Mitarbeitende, die ihre Ideen und Vorschläge einbringen können, entwickeln ein stärkeres Gefühl der Zugehörigkeit und Verantwortung, sie akzeptieren Veränderungen leichter und arbeiten aktiv an ihrer Ausgestaltung mit.
  • Die Schaffung von kleinen, aber bedeutenden Erfolgserlebnissen während des Veränderungsprozesses ist ein weiterer wichtiger Baustein. Etappensiege geben den Mitarbeitenden das Gefühl, dass ihre Beiträge wertgeschätzt werden und sie einen positiven Einfluss auf das Unternehmen und seine Entwicklung haben. Solche Erfolgserlebnisse stärken das Engagement und die Motivation.
  • Förderung von Eigenverantwortung: Mitarbeitende, die Verantwortung für bestimmte Aspekte der Veränderung übernehmen, fühlen sich stärker in den Prozess eingebunden. Dieses Empowerment kann durch die Bildung von Veränderungsteams oder Projektgruppen geschehen, die spezifische Aufgaben oder Herausforderungen adressieren. Durch die Übernahme von Verantwortung steigt das Gefühl der Eigenwirksamkeit und die Identifikation mit den Ergebnissen. Mitarbeitende, die gewohnt sind, eigene Lösungen zu entwickeln und umzusetzen, sind oft flexibler und anpassungsfähiger.
  • Meistern des Ikea-Effektes – die Herausforderungen

    Mit dem Ikea-Effekt in Organisationen sind auch Nachteile verbunden – völlig unabhängig davon, ob im Unternehmen Kultur und Leistungsperformance über die Organisationsentwicklung beeinflusst werden oder nicht. Somit sind die vorgestellten Handlungsempfehlungen universell einsetzbar, auch wenn man auf Maßnahmen der Organisationsentwicklung und des Changemanagements verzichtet.

    Hier nun die wichtigsten Nachteile des Effektes:

  • Überbewertung: Mitarbeitende könnten ihre eigenen Ideen und Lösungen überbewerten und resistent gegenüber alternativen Vorschlägen oder kritischem Feedback sein. Dies kann die Innovation hemmen und die Akzeptanz von potenziell besseren Lösungen erschweren. Extern eingeführte Lösungen oder Strategien könnten abgelehnt oder kritisch bewertet werden, selbst wenn sie objektiv besser sind. Wenn Mitarbeitende zusätzlich und ständig eigene Lösungen entwickeln und implementieren, kann dies zu Überlastung und Burnout führen.
  • Ressourcenverschwendung: Ressourcen und Zeit könnten ineffizient eingesetzt werden, wenn Mitarbeitende an suboptimalen Lösungen festhalten, nur weil sie diese selbst entwickelt haben. Selbst entwickelte Lösungen sind möglicherweise nicht skalierbar bzw. anwendbar auf die gesamte Organisation. Wenn verschiedene Teams individuelle Lösungen bevorzugen, könnte dies die Kohärenz und Effizienz der Gesamtorganisation beeinträchtigen.
  • Fehlende Objektivität und Veränderungsträgheit: Der Ikea-Effekt kann zu einem Mangel an objektiver Bewertung und kritischem Denken führen. Entscheidungen könnten emotional anstatt rational getroffen werden, was das Risiko von Fehlentscheidungen erhöht. Es könnte zu einer gewissen Trägheit bei Veränderungen kommen, da Mitarbeitende an ihren eigenen Ideen und Methoden festhalten.
  • Konflikte, Spannungen und Qualitätsprobleme: Wenn Mitarbeitende ihre eigenen Beiträge übermäßig stark verteidigen, kann dies zu Konflikten und Spannungen innerhalb des Teams führen. Dies kann das Arbeitsklima negativ beeinflussen und die Zusammenarbeit erschweren. Wird dabei auch noch mehr Wert auf die eigenen Beiträge gelegt als auf die tatsächliche Qualität und Wirksamkeit der Lösungen, kann dies zu einer Abnahme der Gesamteffizienz und -qualität der Arbeit in der Organisation führen.
  • Zur Minderung der negativen Auswirkungen des Ikea-Effekts ist es wichtig, eine Balance zwischen der Förderung von Eigeninitiative sowie der Einbindung externer Expertise und der objektiven Bewertung zu finden. Die Führungskräfte sollten darauf achten, sowohl die kreativen Mitarbeiter-Beiträge zu würdigen als auch sicherzustellen, dass Entscheidungen auf fundierten Analysen und Best Practices basieren. Auch die Skalierbarkeit von ­Lösungen im Unternehmen ist aus Effizienzgründen besonders zu beachten.

    Das sind die wichtigen Management-Aufgaben

    Für das Management des Ikea-Effektes ergeben sich folgende Anforderungen an Führungskräfte:

  • Vermeidung von Ungleichgewichten in der Entscheidungsfindung: Führungskräfte könnten Entscheidungen auf der Grundlage einer übermäßig positiven Bewertung der Beiträge bestimmter Mitarbeiter treffen. Dies kann zu einem Ungleichgewicht in der Entscheidungsfindung und möglicherweise zu ungerechten Bevorzugungen führen.
  • Eine übermäßige Betonung individuell entwickelter Lösungen kann zu fragmentierten Prozessen und Systemen führen. Dies kann die Zusammenarbeit zwischen Abteilungen erschweren und die Komplexität der Organisation erhöhen.
  • Der Ikea-Effekt kann dazu führen, dass Projekte, die von Mitarbeitern initiiert wurden, Vorrang bekommen vor möglicherweise wichtigeren oder strategischeren Initiativen, nur weil sie einen emotionalen Wert für die Beteiligten haben.
  • Fazit

    Der Ikea-Effekt nützt bei gutem Management mehr, als dass er schadet, da er die Mitarbeitendenbindung und Motivation erheblich steigert. Deshalb wirkt er sich positiv auf die Entwicklung einer lernenden Organisation aus, da er die Mitarbeitendenbeteiligung und Eigenverantwortung stärkt. Wenn Mitarbeitende eigene Lösungen entwickeln, erwerben sie praktisches Wissen und erhöhen ihre Problemlösungsfähigkeiten. Dies stärkt nicht nur ihr individuelles Kompetenzniveau, sondern auch die kollektive Intelligenz der Organisation. Häufig entstehen dabei einzigartige und maßgeschneiderte Lösungen, die sehr gut auf die spezifischen Bedürfnisse der Unternehmen abgestimmt sind. Dies führt nicht nur zu einer hohen Effektivität und Effizienz, sondern fördert auch eine Kultur des kontinuierlichen Lernens und der ständigen Verbesserung.—

    Kurz erklärt: Ikea-Effekt

    Der „Ikea-Effekt“ beschreibt das Phänomen, dass ­Menschen Objekte und Lösungen höher bewerten, wenn sie selbst daran mitgearbeitet haben.

    Das kann der Ikea-Effekt im Unternehmen auslösen

    1. Erhöhte Produktivität und Effizienz

    Mitarbeitende, die sich mit ihren Aufgaben identifizieren und ­deren Arbeitsprozesse optimiert wurden, ­arbeiten effizienter und zielgerichteter.

    2. Verbesserte Innovationsfähigkeit

    Mitarbeitende, die sich wertgeschätzt fühlen und aktiv an Veränderungsprozessen beteiligt sind, ­bringen häufiger neue Ideen ein und sind offener für innovative Ansätze. In der Zusammenarbeit werden Erfahrungen und das Fachwissen der Mitarbeitenden aktiviert, um zu neuen Lösungen zu gelangen.

    3. Stärkere Mitarbeiterbindung

    Mitarbeitende, die aktiv an der Gestaltung ihrer Arbeits­umgebung beteiligt sind, entwickeln eine stärkere Bindung an das Unternehmen. Dies reduziert die Fluktuation und die damit verbundenen Kosten für Neu­einstellungen und Einarbeitung.

    4. Bessere Anpassungsfähigkeit

    Unternehmen, die Organisationsentwicklung und Change­management erfolgreich umsetzen, sind ­besser darauf vor­bereitet, auf Marktveränderungen und neue Herausforderungen zu ­reagieren. Dies verschafft ­ihnen einen Wettbewerbsvorteil und sichert langfristigen und nachhaltigen Erfolg.

    Der Autor

    Matthias König
    ist Diplomökonom und war seit mehr als 25 Jahren als Geschäftsführer in der Bauzulieferbranche tätig. In dieser Zeit hat er mehrere Unternehmen in der Restrukturierung sowie in Wachstumsphasen geführt. Er ist Inhaber von prodatio consulting, einer Beratungsboutique, die auf die Bauzulieferbranche spezialisiert ist. Neben seiner Beratungstätigkeit unterstützt er Unternehmen als Beirat.

    Foto: Matthias König