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Bauwirtschaft: Deutschland bleibt Sorgenkind

Europas Bauwirtschaft nimmt wieder Fahrt auf, doch Deutschland bleibt das Sorgenkind. Während in vielen Ländern der Bau langsam anzieht, steuert Deutschland auf eine massive Wohnungsbaukrise zu. Die Zahl der Genehmigungen ist in nur zwei Jahren um 45 % eingebrochen, die Fertigstellungen werden bis 2027 um 34 % sinken. Ein dramatischer Einbruch, der langfristige Folgen haben könnte.

Dieser Artikel fasst den Aufsatz von Ludwig Dorffmeister vom ifo Institut zusammen, er im ifo Schnelldienst 2/2025 veröffentlicht wurde. Der vollständige Aufsatz mit detaillierten Analysen ist unter folgendem Link abrufbar: ifo-Publikation.

Europas Bauwirtschaft: Langsame Erholung ab 2025

Nach zwei Jahren Rückgang stabilisiert sich der europäische Bausektor 2025. Laut EUROCONSTRUCT-Experten wird das Bauvolumen um 0,6 % wachsen, bevor es ab 2026 stärker anzieht. Besonders der Nichtwohnhochbau zeigt erste Erholungstendenzen, während der Tiefbau weiter stabil bleibt.

Doch die Erholung ist ungleich verteilt: Während einige Länder bereits von steigenden Investitionen profitieren, verschärft sich die Krise in Deutschland.

Wohnungsbau in Deutschland: Einbruch auf breiter Front

Der deutsche Wohnungsbau steckt in einer tiefen Krise. Die Genehmigungszahlen fielen zwischen 2022 und 2024 um 171.000 Einheiten (-45 %). Diese Entwicklung hat gravierende Folgen: Bis 2027 werden voraussichtlich nur noch 165.000 Wohnungen fertiggestellt – 85.000 weniger als 2023.

  • Rückgang der Fertigstellungen um 34 % bis 2027
  • Neubauförderung bleibt unsicher: Steigende Mieten könnten Investitionen langfristig wieder ankurbeln
  • Experten gehen davon aus, dass sich die Situation erst 2026 oder 2027 langsam stabilisiert.
  • Warum Deutschland hinterherhinkt

    Ludwig Dorffmeister, ifo-Branchenexperte für Bau und Immobilien bei einer Veranstaltung der Messe München im November 2024.

    Messe München

    Ludwig Dorffmeister, ifo-Branchenexperte für Bau und Immobilien bei einer Veranstaltung der Messe München im November 2024.

    Mehrere Faktoren bremsen die Erholung des deutschen Bauwesens:

  • Hohe Baukosten: Trotz sinkender Nachfrage bleiben die Preise hoch.
  • Arbeitskräftemangel: Fehlende Fachkräfte verlangsamen den Baufortschritt.
  • Zinsniveau: Die anhaltend hohen Zinsen erschweren Baufinanzierungen.
  • Unklare politische Rahmenbedingungen: Ob die Bundesregierung kostensenkende Maßnahmen einleitet, ist ungewiss.
  • Tiefbau und Nichtwohnhochbau: Lichtblick in der Bauwirtschaft

    Anders als der Wohnungsbau zeigt sich der Tiefbau weiterhin stabil. Er profitiert von langfristigen Infrastrukturprojekten, auch wenn das Wachstum bis 2027 auf 1,5 % zurückgehen wird.

    Der Nichtwohnhochbau könnte ebenfalls profitieren, da sich Unternehmen wieder verstärkt für Neubauten entscheiden. Allerdings wird dieser Sektor ebenfalls erst 2026 eine spürbare Erholung erleben.

    Wann kommt die Trendwende?

    Deutschland steht vor einer Herausforderung: Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass der Wohnungsbau auf Jahre hinaus hinter dem Bedarf zurückbleiben wird. Ein echter Wendepunkt könnte erst ab 2027 eintreten, wenn steigende Mieten und eine Normalisierung der Zinspolitik wieder Investitionen begünstigen. Doch bis dahin bleibt der Wohnungsbau das große Sorgenkind der deutschen Wirtschaft.

    Ob und wann die Bundesregierung eingreift, könnte entscheidend für die Entwicklung der kommenden Jahre sein.

    ifo institut