Glaswelt – Nach Auskunft des NABU sterben bei uns im Land viele Millionen Vögel durch Vogelschlag. Berechnungen gehen pro Wohnhaus von jährlich 1 bis 10 Vögeln aus. Dazu haben Sie im Landtag von Baden-Württemberg eine Anfrage eingebracht, können Sie diese bitte erläutern?
Paul Nemeth – Der Landesnaturschutzverband von Baden-Württemberg (lnv-bw.de) geht von rund 15 Millionen getöteten Vögeln durch Kollisionen mit Glasscheiben allein in unserem Bundesland aus! Das baden-württembergische Umweltministerium hält diese Zahl für plausibel. Das Thema ist also für den Artenschutz hoch relevant. Deshalb wollte ich von der Landesregierung wissen, was sie gegen Vogelschlag unternimmt.
Glaswelt – Warum agieren die Landesparlamente sowie der Bund so zurückhaltend, der Schutz unserer Vögel ist doch ein relevantes Thema?
Nemeth – Noch vor Bund und Ländern sind die Kommunen zuständig. Bei Neubauten wird der Vogelschutz selbstverständlich in den Genehmigungsverfahren geprüft. Städte und Gemeinden können darüber hinaus in ihren Bebauungsplänen bauliche Schutzmaßnahmen wie den Einsatz von Vogelschutzglas vorschreiben. In der Genehmigungspraxis und bei den Bebauungsplänen wird das Thema je nach Kommune aber sehr unterschiedlich gehandhabt.
Glaswelt – Welche Möglichkeiten sehen Sie, um von Seiten der Gesetzgebung oder der Kommunen mehr für den Vogelschutz zu tun?
Nemeth – In Baden-Württemberg haben wir den unteren Naturschutzbehörden zusätzliche Planstellen bewilligt. Mit dem zusätzlichen Personal können die Kommunen mehr für den Vogelschutz tun, indem zum Beispiel in Genehmigungsverfahren genauer hingeschaut wird. Außerdem wäre eine gesetzliche Regelung zum Vogelschutz beispielsweise in den Landesbauordnungen hilfreich, um Rechtssicherheit und Rechtsklarheit herzustellen. Dafür setze ich mich in Baden-Württemberg ein.
Glaswelt – Seit etwa 15 Jahren gibt es Vogelschutzgläser, dazu kommen noch Spezialfolien, die sich auf Glasscheiben kleben lassen. Warum kann man solche Maßnahmen nicht bei relevanten Bauprojekten verpflichtend machen?
Nemeth – Besonders gefährlich für Vögel sind ja nicht die kleinen Einfamilienhäuser, sondern gewerbliche Gebäude mit großen Glasflächen. Für solche Nicht-Wohngebäude fordere ich landesweit einheitliche Vorgaben zum Beispiel in der Landesbauordnung. Für die Nachrüstung des Gebäudebestands sind UV-Folien, die für das menschliche Auge nicht sichtbar sind und damit keine optische Beeinträchtigung darstellen, das Mittel der Wahl. Hier muss der Staat mit gutem Beispiel vorangehen und öffentliche Gebäude systematisch prüfen und gegebenenfalls nachrüsten.—
Die Fragen stellte Matthias Rehberger.
Mein Tipp: Paul Nemeth erreichen Sie bei Fragen auf seiner Website unter www.paul-nemeth.de