Die Technisierung des Wohnens nimmt Fahrt auf. Aber nicht nur private Bauherren statten ihre vier Wände mit Smart-Home-Produkten aus – auch Investoren und Bauträger gehen bei der Realisierung ihrer Projekte inzwischen neue Wege. Im Zuge der Elektroplanung sollen verschiedene technische Anlagen im Gebäude sinnvoll miteinander verknüpft werden und sich von den Bewohnern bequem über eine einzige Steuerung bedienen lassen.
Schon heute realisierbar sind komfortable Ausstattungen wie smarte Türschlösser und digitale Paketstationen oder energiesparende Technologien wie intelligente Heizungs- und Lichtsteuerung. Als Voraussetzung dafür gelten allerdings Produkte, die offene Schnittstellen aufweisen. Denn sonst können die einzelnen Gebäudesysteme nicht miteinander kommunizieren und sind erst recht nicht in einer einzigen App zu integrieren.
Visionäre Projektpartner für Cosmo
Wie solch ein Projekt gelingen kann, zeigt der im Januar 2019 fertiggestellte Stuttgarter Wohnkomplex Cosmo. In einem der begehrten, aufstrebenden Stadtquartiere am Europaviertel entstand ein modernes Gebäude mit 38 qualitativ hochwertigen Wohneinheiten, für deren Nutzer das Wohnen 4.0 bereits Wirklichkeit ist. Um dieses Objekt realisieren zu können, haben sich mit der Orsus GmbH und Schleich Engineering zwei visionäre Projektpartner der Region auf Investoren- und Planungsseite zusammengetan und ein übergreifendes System für die Gebäudetechnik entwickelt. Eines der neuen smarten Wohnkomponenten sind komfortable Zugänge ohne Schlüssel, zum Beispiel mit biometrischen Daten.
Schließlösungen mit offenen Schnittstellen
Für schlüssellose Zugänge, die in die Gebäudetechnik integriert sind, müssen Schließlösungen mit offenen Schnittstellen eingesetzt werden. Im Objekt Cosmo sind die Fassaden- und Wohnungseingangstüren mit der elektromechanischen Mehrfachverriegelung 819N von Assa Abloy ausgestattet. Das drückergesteuerte selbstverriegelnde Sicherheitsschloss lässt sich an die Hi-O-Technologie des Herstellers anschließen. Diese 4-Draht-Bustechnologie ermöglicht die Abfrage unterschiedlicher Schlosszustände. Als offene Kommunikationsschnittstelle zwischen der Hi-O-Technologie und der allgemeinen Gebäudesteuerung arbeitet ein von Assa Abloy entwickelter CAN-Connector. Die Rückmeldungen des Schlosses sind somit über das digitale Netzwerk abrufbar.
Ebenfalls zum Einsatz kommt das neueste Fluchttürterminal ePED 1386 des Herstellers, das zur Absicherung der Notausgangstüren dient. Auch hier erlaubt die offene Schnittstelle eine Integration in das Gesamtnetzwerk des Gebäudes. Die Informationen der einzelnen Schließelemente erleichtern dem Facility Management in derartigen Wohnobjekten die Arbeit: Der Status jeder Tür ist sofort erkennbar – Probleme können dadurch schneller erkannt und behoben werden.
Bei Zukunftsprojekten wie hier stehen die Assa-Abloy-Experten den Baupartnern tatkräftig zur Seite. Je früher das Thema Schließlösung dabei in die Planung einfließt, umso besser lassen sich spezielle Anforderungen und Vernetzungen realisieren. Objektberater Thomas Päsler: „Wir optimieren bei Bedarf unsere Lösungen auch speziell für das jeweilige Projekt.“ So wurde der CAN-Connector im Verlauf dieses Bauprojektes in eine unauffällige Unterputzdose integriert.
Wichtig für eine Wohngebäudetechnik, die Komponenten verschiedener Hersteller integrieren soll, ist ein standardisiertes Netzwerk, in das sämtliche Elemente eingebunden werden können. Nur so ist auch eine Steuerung möglich, die jedes der digitalen Technikelemente über eine einzige Oberfläche bedienbar macht.
Der Wohnkomplex COSMO hat auch den Verband Immobilienwirtschaft Stuttgart e.V. (IWS) überzeugt. Er verlieh dem innovativen Projekt am 7. November 2019 für die konsequent umgesetzte Digitalisierung im Gebäude den Sonderpreis des IWS ImmobilienAward 2019 (www.iws-immobilienaward.de).—
Wohnen 4.0 – wie viel Zukunft verträgt die Gegenwart?
GLASWELT – Was ist eigentlich Wohnen 4.0?
Thomas Schleich – Unsere Zukunft ist auch beim Thema Wohnen digital. Zukunftsforscher prognostizieren schon heute eine völlig andere Lebensweise, die in wenigen Jahren Realität werden kann. Basis dazu ist die digitale technologische Entwicklung, insbesondere der Bereich Künstliche Intelligenz (KI): Richtig eingesetzt nimmt sie uns Routineaufgaben ab und lässt uns mehr Raum für Kreativität, Freizeit und Gemeinschaft – also für das echte Leben.
GLASWELT – Wie lässt sich das beim Wohnen umsetzen?
Schleich – Das Schlagwort heißt hier Smart Living. Wir müssen analoge Gebäude in die digitale Welt bringen. In Kurzform: mehr Hightech, weniger Stress. Die Mehrwerte für die Bewohner und Betreiber kommen nicht nur durch bestimmte Produkte, sondern vor allem durch Service und intelligente Software. Unser Ansatz ist eine herstellerunabhängige, drahtlose Gebäudesteuerung, die sämtliche Komponenten integriert und komplett über eine einzige App zu bedienen ist. Das verwirklichen wir in innovativen Projekten wie dem Cosmo in Stuttgart. Dort ist unter anderem der Zutritt komplett biometrisch gelöst und es gibt eine digitale Paketstation.
GLASWELT – Welche Hindernisse zeichnen sich ab?
Schleich – Wie viel Zukunft verträgt die Gegenwart? Das ist die entscheidende Frage. Die Lösungen, die uns bei Schleich Engineering vorschweben, gibt es noch nicht. Wir entwickeln also von Grund auf ein Konzept und suchen Mitstreiter im Markt. Unserer Erfahrung nach gibt es aber sowohl auf Hersteller- und Unternehmensseite als auch auf Bewohnerseite Vorbehalte. Es wird längst nicht jede smarte Technik im Alltag akzeptiert, die angeboten wird. Und auch die Zusammenarbeit zwischen Investoren, Herstellern, Verwaltungen und ausführenden Fachbetrieben lässt sich verbessern. Deshalb suchen wir immer gezielt nach Visionären aus allen Bereichen, die mit uns diese Zukunft erobern.