Die schrittweise Modernisierung in Bestandsbauten ist gang und gäbe. Ein Beispiel dafür ist der Austausch von Fenstern, wo eine Wärmedämmung bereits vorhanden ist und erhalten werden soll. Damit beginnt die Herausforderung bereits bei der korrekten Planung: Es muss festgestellt werden, welches Mauerwerk, welcher Baukörper, welches Dämmsystem innen oder außen vorhanden ist und wie die Gesamtenergiebilanz aussieht.
Erst aus der Bewertung dieser Fakten kann der geeignete Fenstertyp ausgewählt werden. Die Frage ist: Lohnt sich ein hochwärmegedämmtes Fenster mit Dreifachverglasung oder greife ich damit so in die Bauphysik ein, dass ich Feuchteprobleme bekomme? Das sind Planungsaufgaben, die der Fensterbauer, der den Auftrag erhalten hat, oder der Architekt mit erfüllen muss.
Welche Fragen sind zu klären?
Wenn beispielsweise die Position des Fensters in der Wand beim Austausch verändert wird, es weiter nach außen oder nach innen verschoben wird, muss der Verlauf der Isothermen betrachtet werden. Was passiert mit der 13°-Isotherme? Passt sie oder kann es zu Tauwasserproblemen durch zu niedrige Oberflächentemperaturen kommen?
Wichtig ist, das Drei-Ebenen-Modell zu beachten: Wärmedämmung, Schlagregen- und Luftdichtigkeit sowie die Wannenausbildung unter der Fensterbank. Oftmals ist die Situation seitlich eine andere als die Abdichtung unten quer – bedingt durch die Fensterbänke innen und außen. Die Abdichtungsindustrie bietet aber für alle Situationen Lösungen und geeignete Materialien. Der RAL-Leitfaden ist hier ein hilfreiches Tool, da er viele Ausführungsbeispiele gibt, die zeigen, welches Material geeignet ist.
Rückblickend auf die letzten 15 Jahre unserer Tätigkeit stellen wir nach wie vor fest, dass die ganzheitlichen Themen der Befestigung, hier insbesondere der Randabstände, der Wahl der Befestigungsmittel unter Berücksichtigung z. B. der DIN 18008-ETB, der Abdichtung im erdberührten Bereich nach DIN 18195 bis 18533 bei bodentiefen Elementen sowie der Abdichtung von Fenstern mit Rollladenaufsatzkasten häufig noch problematisch behandelt werden. Es gibt verschiedene Produkte auf dem Markt, die den Eindruck erwecken, ein Allheilmittel zu sein, die aber bei genauerer Betrachtung ihrer Dokumentation zeigen, dass dies nicht der Fall ist.
Spannungsfeld Kostendruck vs. Qualität
Fensterbaubetriebe befinden sich zudem häufig in einem Spannungsfeld zwischen fachlich korrekter Arbeit und dem Kostendruck des Bauherrn. Insbesondere fehlt oft das Verständnis dafür, dass ein vielerorts sehr gut gefertigtes Fensterelement immer nur so gut ist wie seine Montage.
Der kritische Bereich ist das sogenannte Gewerkeloch, in dem das neue Fenster, der neue Rollladen und die Wand zusammentreffen. Sowohl der RAL-Montageleitfaden als auch die Richtlinie „Anschlüsse an Fenster und Rollläden bei Putz, Wärmedämmverbundsystem und Trockenbau“ und viele weitere Einzelschriften der Verbände geben hervorragende Hinweise und Planungshilfen, die aber leider oft nicht genutzt werden. Die drei typischen Fehler, die wir als Sachverständige finden, sind folgende:
Alle drei Fehler führen langfristig zu hohen Kosten für den Bauherrn.
Riesiges Potenzial in der Planung
Abschließend bleibt festzustellen, dass im Bereich der Montage, aber auch in der gesamten Vorplanung für eine Montage und auch für das Fenster/die Tür am Verwendungsort sehr viel Potential vorhanden ist, welches umgesetzt werden muss. Man kann nur jedem Fenstermonteur und Planer empfehlen, sich entsprechend weiterzubilden und hier sämtliche Weiterbildungsangebote der Fachleute anzunehmen. Auch wir bieten Workshops und Weiterbildungsangebote für Fensterbauer, Architekten und Planer an. Es lohnt sich aber auch, das Weiterbildungsangebot von Verbänden oder Kollegen zu prüfen und ggfs. zu nutzen.