Der „Montageleitfaden“ dokumentiert den Stand und die Regeln der Technik und beschreibt ausführlich und detailliert die theoretischen und baupraktischen Grundlagen für die Montage von Fenstern und Außentüren. Dies umfasst Infos zur Abdichtung, Dämmung und Befestigung sowie zu Statik und Bauphysik – wissenschaftlich fundiert und praxisnah mit vielen Standarddetails und Praxisbeispielen.
Seit der Ausgabe 2014 haben sich etliche technische und normative Änderungen ergeben, die eine umfassende Überarbeitung des Montageleitfadens erforderten – insbesondere Änderungen der DIN 4108 (Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden), DIN 4109 (Schallschutz im Hochbau), DIN 18542 (Fugendichtungsbänder), DIN 18531/18533 (Bauwerkabdichtungen), sowie neue Regelungen bei Anforderungen an die Einbruchhemmung und Absturzsicherung. Die wichtigsten Änderungen werden in diesem Artikel beschrieben.
Bodentiefe Elemente und barrierefreie Schwellen
Die Schnittstelle zwischen Bauwerksabdichtung und Baukörperanschluss bei bodentiefen Elementen ist eine anspruchsvolle Aufgabe für Planung und Ausführung, insbesondere bei barrierefreien Schwellen. Die Schwellenausbildung ist objektspezifisch unter Berücksichtigung der Nutzung, der Witterungsbelastung und baulichen Kompensationsmaßnahmen zu planen. Daher wurden die Hinweise in Tabelle 3.2 „Checkliste zur Planung“ ausführlicher beschrieben und auf die normativen Änderungen im Bereich der Bauwerksabdichtung angepasst.
Ohne vorherige Planung der gewerkeübergreifenden Schnittstelle gibt es keine funktionierende Lösung. Folgende Kriterien sind dabei zu beachten:
Barrierefreie Schwellen (DIN 18040-1, -2) sind nach DIN 18531 und Flachdachrichtlinie abdichtungstechnische Sonderkonstruktionen und erfordern eine auf den Einzelfall abgestimmte Ausführungsart, die explizit geplant und ausgeschrieben werden muss. Im Neubau gibt es keine Rechtfertigung für Ausnahmen, weil sich hier eine bodenbündige Schwelle in Verbindung mit baulichen Kompensationsmaßnahmen (Überdachungen, Fassadenrücksprünge, entwässerte Rinnen, Gitterrost, Überläufe etc.) in der Regel realisieren lässt. Höhere Schwellen sind deshalb als Planungsfehler zu verstehen. Bei Sanierungen kann in Ausnahmefällen die Schwelle max. 20 mm betragen, um auch weitere Anforderungen (Schlagregendichtheit, Schallschutz, Einbruchhemmung, Öffnungsart, Elementgröße) bei den baulichen Gegebenheiten im Bestand wirtschaftlich und technisch zu erfüllen. Dennoch ist bei nicht bodenbündiger Ausführung der Schwelle auf eine gute Überrollbarkeit zu achten.
Der Montageleitfaden gibt eine ganze Reihe von Hinweisen und Praxistipps für die Planung, Ausschreibung und Ausführung. Die Ausführung der Bauwerksabdichtung im Schwellenbereich ist in aller Regel dem nachfolgenden Gewerk, z. B. dem fachkundigen Abdichtungsgewerk zu zuordnen.
2-stufiger Fenstereinbau mit Vorab-Montagezargen
Aktuelle Bachschadensberichte zeigen, dass Bauschäden in den letzten Jahren massiv zugenommen haben, wobei mehr als 50 Prozent davon bereits während der Bauphase entstehen. Als maßgebende Faktoren dafür werden extremer Zeitdruck, massiver Fachkräftemangel sowie steigende Anforderungen und Komplexität genannt. Im üblichen Bauablauf werden Fenster bereits im Zuge der Rohbauerstellung, also in der „nassen“ Bauphase montiert und dadurch oft durch nachfolgende Gewerke sowie Schmutz und Feuchtigkeit beschädigt, die im schlimmsten Fall einen Austausch erfordern.
Dem gegenüber stehen deutlich gestiegene Anforderungen an Funktionalität, Qualität, Gestaltung und Optik der Fenster, die eine Einbauumgebung ohne diese außergewöhnlichen Belastungen während der „nassen“ Bauphase erfordern. Mit Hilfe von Vorab-Montagezargen (Einbaurahmen, Blindstock etc.) wird die Fenstermontage vom üblichen Bauablauf entkoppelt, so dass die fertigen Fenster mit hochwertiger Oberfläche nach Abschluss aller schmutz- und feuchteproduzierenden Arbeiten erst in der „trockenen“ Bauphase eingebaut werden. Vorab-Zargen bieten deshalb für alle Baubeteiligten erhebliche Vorteile, auch beim späteren Fensteraustausch (Nutzungsänderung, Modernisierung oder Schadensbeseitigung), da dieser einfach und ohne Eingriff in die angrenzende Bausubstanz erfolgen kann.
Über die gesamte Gebäudenutzungszeit ergeben sich durch diese definierte Schnittstelle wirtschaftliche Vorteile, insbesondere beim hochwertigen Bauen.
Befestigung mit Dimensionierung, Absturzsicherung und Tipps
Besonderes Interesse werden sicher die Neuerungen im Bereich der Befestigung finden. Hier gibt es nun eine praxistauglichere Definition der Lastfälle mit zwei Standardfällen und einen Sonderfall, einfache Musterrechnungen für die fachgerechte Dimensionierung der Befestigung, eine Anleitung für die Vorgehensweise bei der Befestigung absturzsichernder Elemente sowie eine Erweiterung des Anwendungsbereiches einbruchhemmender Bauelemente auf Wandsysteme mit hochwärmedämmenden Mauersteinen.
Erhebliche praktische Erleichterungen ergeben sich durch die neue Systematik für die Fallunterscheidung. Bis auf nachweispflichtige Sonderfälle (Einbruchhemmung, Absturzsicherheit, Brandschutz etc.), können die meisten Befestigungssituationen nun den Standardfällen 1 und 2 zugeordnet werden. Das dürfte die fachliche Diskussion der Fensterhersteller und Montageexperten mit Architekten, Bauherren, der Bauaufsicht und dem Statiker erheblich vereinfachen. Durch die Ergebnisse von aktuellen Forschungsprojekten konnten die Größenbegrenzungen für 2-flügelige Fenster auf max. 2,6 m² Flügelfläche erweitert werden.
Bei einer Über-Eck-Befestigung im Eck- und Scherenlagerbereich bei Dreh- oder Drehkippflügeln sind nun im einfachen Standardfall Glasgewichte bis 45 kg/m² und vertikale Nutzlasten (Klassen 1 und 2) möglich. Ergänzt wurde der Standarfall 1 außerdem mit einem „Bagatellfall“, um die Erfordernis einer Dimensionierung „unkritischer“ Fenster zu vermeiden. Damit kann ein Großteil der Montageaufgaben durch Einhaltung handwerklicher Regeln und ohne Dimensionierung befestigt werden. Für die Dimensionierung im Standardfall 2 oder bei der Unterteilung mit tragenden Pfosten-/Riegelprofilen nutzen die meisten Fachbetriebe mittlerweile den Montageplaner des ift Rosenheim oder die entsprechenden, produktspezifischen Firmenvarianten von ift zertifizierten Zulieferern.
Außerdem wurde das Kapitel „Befestigung“ um viele Tipps erweitert, die Lösungen für praktische Probleme bieten und gegenüber Planern und Statikern als fachgerechte Befestigung nachgewiesen werden können, beispielsweise:
Ergänzt wurde auch ein Kapitel zur Thematik der Kontaktkorrosion bei Verwendung unterschiedlicher Metalle bei den Rahmenprofilen und der Befestigung mit Hinweisen zu unkritischen und kritischen Paarungen und Tipps zur Vermeidung.
Teil 2 folgt: Der Beitrag wird in der nächsten Ausgabe (Juli) fortgesetzt: Dann zeigen die Autoren, was sich im Bereich des Schallschutzes und im Bereich der Wärmebrückenberechnungen beim Montageleitfaden geändert hat.
Montageplaner und Montagequalität
Ergänzt wird der Montageleitfaden durch den online verfügbaren ift-Montageplaner, mit dem Verarbeiter, Planer und Monteure mit wenigen Klicks eine fachgerechte bauphysikalische Planung des Fenstereinbaus sowie die Ermittlung der Befestigungskräfte machen können. Der Montageleitfaden ist auch die Basis für die Weiterbildung zur „ift-Montagefachkraft“, die Monteure zur objektspezifischen, fachgerechten Planung und Ausführung der Montage von Bauelementen qualifiziert. Betriebe, die das RAL-Gütezeichen Montage führen, müssen mindestens eine qualifizierte Montagefachkraft haben.