Vom bis unter die Decke gefüllten („draußen haben wir noch zwei weitere), mit einer Klimatisierung von Range + Heine ausgestatteten Holzlager führt der Weg des Materialflusses nach nebenan, zum riesenhaften Working Process-Bearbeitungszentrum und von dort zu den Handarbeitsplätzen. Aktuell laufen die Arbeiten an einer Hallenumnutzung (Haustüren- und Innentürproduktion), schon jetzt darf das Firmengelände mit Fug und Recht als Areal bezeichnet werden. Klar: Ein Fensterhersteller mit 140 Beschäftigten, im lohnintensiven, bayerischen Freistaat zumal, das ist ein Wort.
Deshalb scheint der Begriff „Schreinerei“ für diesen hochmodern aufgestellten Betrieb eigentlich nicht recht zu passen. Auch wenn drüben, in der großzügig auf dem oberen Stockwerk untergebrachten Ausstellung, das Handwerkliche in den Vordergrund gestellt wird. „Für mich“, sagt anerkennend Claudia Max-Heine, Geschäftsführerin der Range + Heine GmbH, „zeigt die Schreinerei Dandl KG hier, was sie kann – und was sie auch ausmacht. Denn das ist kein von einem Architekten durchgestylter Showroom, hier stehen die in hervorragender Handwerksqualität gefertigten Fenster und Haustüren für sich.“
Es gibt sogar ein liebevoll eingerichtetes Schreinermuseum, filmreif in dunklem Holz und mit teils jahrhundertealtem Werkzeug eingerichtet, so als wollten die Dandls sagen: „Seht her, wir kommen aus dem Handwerk.“ Und nicht nur das.
Die Oberfläche als Qualitätsmerkmal
„Es kann gar keinen Zweifel daran geben, dass wir das auch heute noch uneingeschränkt sind – ein Handwerksbetrieb.“ Hans Dandl, einen alten Hobel wägend in der Hand haltend und neben seinem Sohn Florian, einem gelernten Schreiner und Holztechnikingenieur stehend, ist ein Mann der leisen Töne, der – im Kontrast zum landestypischen Klischee – so gar nichts Krachledernes an sich hat. Auch wenn die oberbayerische Mundart bei beiden, Vater und Sohn, unverkennbar ist.
Doch dieser Punkt, das spürt man, ist dem Senior wichtig. „Für uns zählt jeder einzelne Auftrag“, formuliert er entschieden vor einem Altholzfenster, auf das die immer wieder zitierte „Möbelqualität“ wirklich mal passt. Denn das, das ist für ihn Handwerk: Bei allen Meriten, mit namhaften Aufträgen im Objektgeschäft, ist Dandl doch für jeden Bauherrn, speziell in der Region, der Schreiner am Ort, der die Fenster liefert.
Verhaftet im Rupertiwinkel, mit klarem Bekenntnis zu den handwerklichen Wurzeln – und niemals rückwärtsgewandt oder gar fortschrittsfeindlich. „Vor zehn Jahren“, sagt Unternehmerin Claudia Max-Heine, standen wir in Sachen Automation in der Beschichtung noch am Anfang – klar gab es erste Lackierroboter, aber wir bei Range + Heine waren noch nicht ganz überzeugt, inwiefern Handling und Komplexität zu unseren bauhandwerklichen bzw. bauindustriellen Absatzmärkten passten. In dieser Zeit hat uns die Schreinerei Dandl das Vertrauen gegeben.“
Welches waren die Gründe, schon so zeitig und proaktiv in die Roboterlackierung zu investieren – eine Entscheidung, die bei den Beschäftigten natürlich auch diskutiert wurde? „Das lässt sich gut beantworten“, sagt Hans Dandl, „die Gründe waren zum einen der Anspruch einer reproduzierbaren, insgesamt höheren Oberflächenqualität, gleichzeitig aber auch damals schon der Mangel an geeigneten Fachkräften für die Handlackierung.“
Als der erste Roboter geliefert wird, ist „der bayerische Tunesier“ Lassad Soula einfacher Mitarbeiter in der Lackiererei. Schnell wird ihm klar, dass sich in seinem Tätigkeitsbereich mit dem „neuen Kollegen“ einiges ändern wird. Der, eigentlich als Roboterbediener vorgesehene, erfahrenere Mitarbeiter reagiert sehr zurückhaltend auf den Technologiesprung, da sieht Lassad seine Chance: „Wir wurden damals von den Mitarbeitern von CMA aus Italien gecoacht“, erinnert er sich. Zusammen mit Claudia Max-Heines Kollegen von R+H nahm er die Herausforderung an und stieg so zum Leiter der Oberflächentechnik auf.
Was Max-Heine wichtig ist, ist die Langfristigkeit des Invests in die Anlagentechnik von Range + Heine: „Wer kurzfristig Preise vergleicht, der wird vielleicht auch mal günstigere Tarife finden – aber uns ist die mittel- und langfristige Kundenbeziehung wichtig“, sagt die Unternehmerin und Tochter von Werner Heine, der bis heute als Pionier in der Automatisierung der Beschichtungstechnik gilt. Dabei ist der Kundenwunsch bei R+H Ausgangspunkt aller Überlegungen: „Dandl ist weiter gewachsen und beauftragte jetzt eine zweite Roboterlackierung, die als Einkreissystem vom Aufhängen der Elemente bis zum Trocknen der grundierten und roboterlackierten Elemente geplant wurde. Weil unsere Anlagen eben nicht nur zehn Jahre halten, haben wir nun die 2013 gelieferte Flutanlage, die hervorragend in Schuss ist und beim ersten, nun für Hausinnentüren und Hauseingangstüren genutzten Roboter nicht mehr benötigt wird, hierher, an die neue Lackieranlage umgezogen – wie es sich der Kunde gewünscht hatte.“
Zufriedenheit als Tradition
Grundsätzlich hat sich der als Generalübernehmer auftretende und alle angrenzenden Gewerke wie Fördertechnik, die Absaugung beim manuell ausgeführten Zwischenschliff und die Halogentrocknung koordinierende Anlagenbauer aus Winnenden der Ressourcenschonung verschrieben. Die ecola, das ist ein recycelbarer Vorabscheider für Filtermatten in der Spritzkabine, mit dem der Betrieb die Reinigung der Systeme und den geringeren Verschleiß der Filter sicherstellt, ist ein Beispiel; die Koagulieranlage, die u. a. der Wiederaufbereitung des Brauchwassers dient, ein weiteres.
Natürlich hat eine Reduktion des Wasserverbrauchs für das Unternehmen in erster Linie eine wirtschaftliche Dimension. Dazu kommen an der Gesundheit der Mitarbeiter ausgerichtete Features wie die Hebe- / Senkvorrichtung, die Lassad Soula und seine Kollegen beim Aufhängen der Holzrahmen vor der Imprägnierung unterstützt, oder die an der Anlage für den manuellen Zwischenschliff installierte Absaugung, damit der Holzstaub und Lackpartikel sich nicht in den Atemwegen festsetzen.
Am Ende sind es durchdachte Details wie beispielsweise die schräg gestellten Traversen nach dem Fluten, die das möglichst vollständige Abtropfen begünstigen, oder die Halogen Trocknungsanlage, die zum gewünschten Oberflächenfinish beitragen. Range + Heine hat zwischenzeitlich eine gut dreistellige Zahl an Lackierrobotern mit dem entsprechenden anlagentechnischen Umfeld geliefert und lässt diese Erfahrungen in Kundenprojekte wie bei der Schreinerei Dandl KG einfließen, konstruiert aber gleichzeitig jede Aufplanung individuell und am Kundenwunsch und den jeweiligen Erfordernissen in der Produktion vor Ort ausgerichtet: „Wir sind auch mit der zweiten Lackieranlage, die wir im Herbst in Betrieb genommen haben, vollauf zufrieden – die Erwartungen an die Qualität der Beschichtung, aber auch an die Produktivität und die Bedienbarkeit wurden nicht enttäuscht“, sagt Florian Dandl.
Aber das hat in Zusammenarbeit mit der Range + Heine GmbH ja schließlich auch schon eine gewisse Tradition.