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Im Interview mit Gottfried Brunbauer

„Wir sehen für die Glasverarbeiter und ISO-Hersteller Licht am Horizont“

GW – Wie schätzen Sie aktuell die wirtschaftliche Entwicklung der Glasbranche ein?

Gottfried Brunbauer  – Weltweit sind die Signale sehr unterschiedlich. Vor allem in Zentraleuropa hat der Neubau stark nachgelassen, während in den USA oder Teilen Asiens, kaum Veränderungen zu spüren waren. In Deutschland scheint die Stimmung teils schlechter, als die Lage ist. Lassen Sie mich dazu einen Blick zurück werfen: Allerdings, und das sollte man nicht übersehen, erfolgten die Rückgänge von einem hohen Niveau - aufgrund des vorangegangenen Booms. Von den Rückgängen ist, hauptsächlich der Neubau betroffen. Im Bereich der Sanierung sieht es besser aus.

GW – Schlägt sich das bei Ihnen auf die Auftragslage nieder?

Brunbauer  – Die Auftragslage in Westeuropa ist bei Lisec relativ stabil, gerade auch im Hinblick darauf, dass in Automatisierung investiert wird. Viele Glasverarbeiter, die in den letzten Jahren gute Erträge erwirtschaftet haben, investieren nun antizyklisch. Der Zeitpunkt ist gut gewählt, da die Produktion während der Installation nicht auf Hochtouren laufen kann bzw. immer wieder Stillstände verursacht werden. Diese Phasen können also für die Umsetzung von Investitionen gut genutzt werden, um optimal für die Zukunft gerüstet zu sein. Der Vorteil für diese Firmen ist, dass sie gut aufgestellt sind, um bei der Erholung der Konjunktur die entsprechenden Volumen zu fertigen.

GW – Sehen Sie für die Glasverarbeiter auch positive Entwicklungen, ist da Licht am Horizont?

Brunbauer  –  Ja, auf alle Fälle. In Österreich scheint die Talsohle durchschritten und auch in Deutschland ist Auftragseingang der Baubranche zuletzt wieder etwas gestiegen. Generell sind die mittel- und langfristigen Prognosen für den Flachglasmarkt durchaus positiv. In Europa und weltweit wird die Nachfrage nach energetisch hochwertigen 2-fach- und 3-fach-Isoliergläsern weiter steigen. Das ist von der erforderlichen Reduktion des CO2 Ausstoßes getrieben. Dazu kommt, dass gerade auch in Süd- und Osteuropa Anlagen- und Automatisierungsinvestitionen nach wie vor gefördert werden, teils auch durch die EU, was die Nachfrage weiter anschiebt. Weiters wird es im Rahmen der Dekarbonisierung notwendig sein, auch den CO2-Fußabdruck der Herstellung von Glas zu senken. Das wird für die Verarbeiter insbesondere bei thermischen Sanierungen im Objektbereich auf Sicht zusätzliche Wertschöpfungsmöglichkeiten eröffnen.

GW – Bitte geben Sie uns Details zu den positiven Prognosen für den Flachglasmarkt.

Brunbauer  – Die Prognosen sagen bis ca. 2030 durchwegs ei<n moderates Wachstum voraus, das zwischen 3 und 5 Prozent p.a. liegen wird. Die Glasbranche wird sich demnach langfristig stabil entwickeln, unterstützt von den genannten Zuwächsen im Bereich der thermischen Sanierung. Der Trend hin zu hochwertigen Isoliergläsern geht weit über Europa hinaus und ist in meinen Augen eine anhaltende weltweite Entwicklung, da die CO2-Bilanz von Gebäuden ein zentraler Faktor für die weitere Dekarbonisierung ist.

GW – Ist Vakuum-Isolierglas vor diesem Hintergrund ein Thema oder bleibt es eine Nische?

Brunbauer – Vakuumglas ist ein spannendes Thema, auch wenn diese Gläser noch sehr aufwendig in der Produktion sind. Dennoch wird es zunehmen. In welchem Ausmaß dieses Wachstum sein wird, lässt sich noch schwer sagen, da es bezüglich der Verarbeitung noch weiterer Entwicklungen bedarf.

GW – Wie entwickelt sich Lisec aktuell?

Brunbauer – Unsere Zahlen sind gut. Wir werden in 2024 wohl die 300-Millionen-Umsatz-Marke knacken, bei einer stabilen Ertragssituation. Dafür arbeiten wir intensiv. Wir sind somit mit der Geschäftsentwicklung zufrieden. Besonders freuen wir uns darüber, dass wir 2024 bis jetzt noch keinen Auftragsrückgang zu verzeichnen hatten.

GW – Wie ist die Stimmung in den verschiedenen Märkten?

Brunbauer  – Wie zum Teil bereits angesprochen, ist die Stimmung in Europa zwar eher verhalten, die Auftragslage in Westeuropa ist dennoch recht stabil, vor allem durch die Automatisierung. In Südeuropa läuft es ebenfalls gut. Wo der Markt spürbar zurückgegangen ist, ist Osteuropa. Blicken wir über Europa hinaus, ist die Lage in Nordamerika recht stabil. Was uns freut ist, dass sich die Auftragslage in Südamerika wieder deutlich belebt hat. Interessant entwickeln sich auch Südostasien, Ozeanien sowie Australien und Neuseeland. In China sehen wir, dass TPA (Thermoplastische Abstandhalter) stark im Aufwind ist.

GW – Was treibt die positiven Entwicklungen?

Brunbauer  – Ein zentraler Punkt ist, dass die Automatisierung in der Glasverarbeitung weltweit forciert wird, womit die entsprechenden Investitionen in Maschinen und Software einhergehen. Wie bereits angesprochen, sind die wachsende Nachfrage an hochwertigen Isoliergläsern sowie die zunehmende thermische Sanierung von Gebäuden weitere Wachstumstreiber.

GW – Stichwort Automatisierung, wie wichtig sind hierbei Roboter, und was bietet Lisec an?

Brunbauer – Der Einsatz von Robotern wird weiter zunehmen, besonders bei komplexeren, stationären Arbeitsabläufen, wie z.B. dem Setzen von Isolierglas-Rahmen, oder bei stationären Routineabläufen, wie z.B. dem Beladen und Entladen von Linien und Anlagen. Hier sind 6-Achs-Roboter vielfach eine interessante Lösung. Allerdings braucht es nicht immer einen Roboter, um effizienter zu werden. Wenn es z.B. darum geht, Maschinen im Prozess fix zu verbinden, um manuelle Tätigkeiten zu vermeiden, sind Transportstrecken und Wende-Kipp-Einrichtungen die richtige Lösung.

Gerade für komplexere, stationäre Prozessschritte sind Roboter jedoch sehr interessant, um Wiederholtätigkeiten mit gleichbleibender Geschwindigkeit zuverlässig zu erledigen.

GW –Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz (KI) bei Ihrer Produktentwicklung?

Brunbauer – KI bringt bereits einen deutlichen Push, insbesondere in der Datenanalyse und Softwareentwicklung. Mit KI haben die Glasverarbeiter ganz neue Möglichkeiten, besonders bei der Datenvorverarbeitung und -haltung sowie bei der Analyse dieser Daten, um die Produktion und die Abläufe im Betrieb zu optimieren. Und das in einem Umfang, wie es vor wenigen Jahren noch nicht möglich war. Aber auch hier muss man die Voraussetzungen schaffen, damit Kunden diese Technologien auch wirklich sinnvoll nutzen können. Daran arbeiten wir mit Hochdruck.

GW – Wie steht es mit Upgrades bestehender Anlagen und Maschinen, was bieten Sie hier an?

Brunbauer  – Wir bieten seit vielen Jahren unser Long-Life-Programm an, mit verschiedenen Upgrade-Möglichkeiten für eine Vielzahl an Anlagen. Das ist Teil unseres Alltagsgeschäfts, und die Nachfrage von Seiten der Verarbeiter steigt in diesem Segment kontinuierlich an.

GW – Was zeigen Sie auf der glasstec, und welche Live-Vorführungen können die Besucher am Stand von Lisec erleben?

Brunbauer  – In diesem Jahr liegt unser Fokus auf dem High-Speed-VSG-Zuschnitt mit einer hochautomatisierten Lisec VSG-Zuschnittanlage in Kombination mit einem Floatzuschnitt und Roboterentladung sowie auf Automatisierung im Generellen. Von unserer Tochtergesellschaft Schraml zeigen wir eine combiFIN Anlage. Diese besteht aus einer GLX, M-RX mit Wasserstrahlkopf, topClear Waschmaschine und das erstmals in Kombination mit dem neuen SSP Be- und Entladepuffer für einen teilweise mannlosen, unterbrechungsfreien Betrieb. Auch unsere Rahmenfüllanlage mit digitaler Füllgradanzeige wird gezeigt. Abgerundet wird dieses Programm von unseren neuen Software Produkten und einem eigenen Auditorium für unterschiedliche Fachvorträge und Workshops am Stand. Das ist sicher für viele Betriebe interessant (siehe Infokasten).

GW – Wie blicken Sie in die Zukunft?

Brunbauer  – Wir sind zuversichtlich und erweitern kontinuierlich unser Produkt- und Leistungsportfolio. Gleichzeitig arbeiten wir an neuen Geschäftsmodellen, die wir schrittweise in den Markt einführen werden. Unser Fokus liegt auf kontinuierlichem, organischem Wachstum in Verbindung mit strategischen Kooperationen und Zukäufen.

In den westlichen Märkten konzentrieren wir uns auf die kontinuierliche Steigerung von Leistung, Funktionalität und Service. In den Emerging Markets arbeiten wir an einer gezielten Stärkung unserer Marktposition. Alles in allem blicken wir optimistisch in die Zukunft.—

Das Interview führte Matthias Rehberger

Eines der Higlights bei der Messepräsentation von Lisec sind die Live-Vorführungen von Robotern, siehe Infokasten

Foto: Lisec

Eines der Higlights bei der Messepräsentation von Lisec sind die Live-Vorführungen von Robotern, siehe Infokasten

Lisec live Events

Wir bieten Live-Vorführungen des VSG-Zuschnitts mit Roboter an sowie spannende Vorträge im Forum Listen Lisec Live (https://show.lisec.com/listenliseclive):

  • Dienstag, 22.10.2024: 12:00, 14:30 und 16:30;
  • Mittwoch, 23.10.2024: 10:00, 12:00, 14:30 und 16:30;
  • Donnerstag, 24.10.2024: 10:00, 12:00, 14:30 und 16:30
  • Freitag, 25.10: 10:00, 12:00 und 14:30
  • Halle 17, Stand A64

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