GW – Herr Geisler, warum sind farbige Solarmodule so wichtig für die Gebäudegestaltung?
Geisler – Die Anforderungen an Gebäudehüllen werden immer komplexer. Neben Funktion und Nachhaltigkeit spielt die Ästhetik eine entscheidende Rolle. Besonders bei gebäudeintegrierter Photovoltaik (BIPV) ist die Optik ausschlaggebend, damit Architekten solche Systeme in ihre Entwürfe einbeziehen. Mit unserer ColorQuant-Technologie können wir Farben für PV-Module anbieten, die ästhetische und energetische Ansprüche erfüllen. Architekten können für jedes Projekt individuelle Farben entwickeln lassen, ohne signifikante Abstriche bei der Effizienz.
GW – Was unterscheidet Ihre ColorQuant-Technologie von anderen Ansätzen am Markt?
Geisler – Unser Ansatz basiert auf dem physikalischen Prinzip der Interferenz. Die aufgedruckte Farbschicht reflektiert gezielt nur den gewünschten Farbton, anstatt Sonnenlicht zu absorbieren. Dadurch bleibt die Effizienz der Solarmodule nahezu vollständig erhalten – bei gleichzeitig nahezu unbegrenzter Farbvielfalt.
Ein weiterer Unterschied liegt in der Flexibilität: Architekten und Modulbauer können bei uns Projektbezogen individuelle Farben entwickeln lassen. Zudem archivieren wir jede Farb-Mischung, sodass sie jederzeit nachproduziert werden kann – selbst Jahre später. Diese Anpassungsfähigkeit hat bisher kein anderer Farbanbieter erreicht.
GW – Wie arbeitet Ceramic Colors Wolbring mit Architekten und Modulherstellern zusammen?
Geisler – Wir legen großen Wert auf eine enge Zusammenarbeit mit Architekten, Modulbauern und Fassadensystemgebern. Unser Ziel ist es, gemeinsam maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln, die sich nahtlos in bestehende Fassadensysteme einfügen. Die mit unseren Farben hergestellten PV- Gläser lassen sich einfach in die gängigen Systeme der Fassadenbau-Branche integrieren.
GW – Wie können Fassadenbauer diese Module in der Praxis einsetzen?
Geisler – Fassadenbauer profitieren davon, dass unsere farbigen Module genauso einfach montiert werden können wie herkömmliche Bauteile. Die Module sind speziell darauf ausgelegt, in bestehende Systeme eingebunden zu werden, ohne dass Anpassungen an der grundlegenden Montage erforderlich sind. Diese Vereinfachung ist ein großer Vorteil, gerade für größere Projekte.
GW – Welche Chancen sehen Sie für farbige Solarmodule im Kontext nachhaltiger Architektur?
Geisler – Farbig gestaltete Solarmodule erlauben es, Architektur und nachhaltige Technologie zu verbinden, ohne Kompromisse bei der Ästhetik einzugehen.
Unsere ColorQuant-Technologie bietet zudem die Möglichkeit, Fassaden als Design-Statement zu nutzen – ein wichtiges Argument, um Bauherren und Architekten gleichermaßen zu überzeugen.
Wir zeigen mit unseren Farben dass Fassaden mit farbigen PV-Elementen nicht nur funktional, sondern auch optisch anspruchsvoll umgesetzt werden können.
Das Interview führte Matthias Rehberger.
Vom Glaspulver zum fertigen Modul
Die ColorQuant-Farben reflektieren gezielt nur den gewünschten Farbton, dabei erreichen bis zu 95 % des Sonnenlichts die Solarzelle und erzeugen Strom.
Diese Effizienz wird durch das physikalische Prinzip der Interferenz ermöglicht. Das Fraunhofer CSP hat in Leistungstests Ergebnisse von bis zu 95 % Color Performance Ratio bestätigt – ohne Effizienzverlust nach mehr als 2300 Stunden Bestrahlungstests.
Durch die Vielseitigkeit des keramischen Siebdrucks können unterschiedliche Muster und Texturen realisiert werden, was Architekten maximale Freiheit bei der Fassadengestaltung gibt. Gleichzeitig gewährleistet die UV-stabile Farbschicht Langlebigkeit.
Die Herstellung der patentierten ColorQuant-Farben basiert auf keramischen Farbpasten. Hierbei werden anorganische, pulverförmige Konzentrate homogenisiert und dispergiert, bis eine Druckpaste entsteht. Die Farben werden in das Glas eingebrannt.