_ Licht im Freien weist in der Regel sehr hohe Beleuchtungsstärken auf. Selbst an trüben Wintertagen können bis zu 5000 Lux auftreten. Im Sommer gelten ganz andere Dimensionen, denn hier werden schon bei bedecktem Himmel um die 20 000 Lux erreicht, an einem sonnigen Tag sogar bis zu 100 000 Lux. Tageslicht gibt es also mehr als genug, die wichtigste Aufgabe muss also darin bestehen, es zielgerichtet und vor allem in der richtigen Dosierung an den Arbeitsplatz des Mitarbeiters zu lenken.
Der Tageslichtquotient als relevante Größe ist dabei das Verhältnis der zum gleichen Zeitpunkt gemessenen Beleuchtungsstärke an einem definierten Punkt im Innenraum zur Beleuchtungsstärke im Freien ohne Verbauung bei vollständig bedecktem Himmel. Zur einfacheren Einschätzung sollte ausreichendes Tageslicht immer dann erreicht werden, wenn das Verhältnis von lichtdurchlässiger Fläche (z. B. von Fenstern, Fassaden, Türen, Dachoberlichtern) zur Raumgrundfläche mindestens 1 : 10 beträgt. Gelten für Büros oder Arbeitsräume höhere Sehanforderungen, sollte von einem Verhältnis von 1 : 5 ausgegangen werden. Natürlich besteht nicht zu jeder Jahreszeit die Möglichkeit, die Arbeitsplätze ausschließlich mit Tageslicht genügend beleuchten zu können. In diesen Fällen muss je nach gesetzlicher Anforderung an den jeweiligen Arbeitsplatz die künstliche Beleuchtung einspringen. Eine gute Sichtverbindung nach außen erleichtert dem Mitarbeiter zudem Veränderungen bei der Beleuchtung zu verstehen, da sie Informationen über ihre Umgebung, wie sich bewegende Bäume (gleich höhere Windgeschwindigkeiten) und das Wetter (Wechselspiel, Sonne, Wolken, Regen) besser wahrnehmen können und so zum Wohlbefinden des Menschen beitragen können.
Bauliche Einflüsse
Sehr oft erfolgt bei Planungen von Büroflächen in Städten oder Industriegebieten eine viel zu starke Fixierung auf das eigene Fassadendesign und das Gebäude selbst. Nachbarbebauungen oder mögliche Neubauten in der nächsten Umgebung und die damit verbundenen Einflüsse werden so bei der Berechnung der Lichteinfälle ins Gebäude leider nicht mit einkalkuliert. Typische Planungsfehler sind auch bei bodentiefen Fenstern möglich, hier erhöht sich die Beleuchtungsstärke auf der „Schreibtischebene” nicht relevant, und auch in der Raumtiefe ist der Gewinn von Tageslicht meist nur marginal. Dafür können die solaren Einträge im Sommer ansteigen und bei einem schlecht geplanten Sonnenschutz die Kühlbilanz eines Gebäudes ordentlich strapazieren. Bei einer gegenüberliegenden Bebauung werden meistens die unteren Stockwerke massiv abgedunkelt und quasi von der Versorgung mit Tageslicht abgeschnitten. Hier sollte bereits in der Planungsphase darauf geachtet werden, dass besonders effiziente Tageslichtsysteme eingesetzt werden, um das vorhandene Licht zu bündeln und in den Raum zu werfen. Bei der Auswahl von Fenstern und Dachoberlichtern sollten nicht nur architektonische und designerische Elemente eine Rolle spielen, sondern vorrangig lichttechnische Gesichtspunkte und die Anforderungen an den Arbeitsplatz berücksichtigt werden. Bei dem Einsatz von Verglasungen sollten möglichst farbneutrale Materialien verwendet werden, um eine optimale Lichtausbeute bei der Beleuchtung von Arbeitsplätzen mit Tageslicht zu erreichen. Sonnenschutzglas und eine effiziente Nutzung von Tageslichttechnik schließen sich deshalb aus.
Die Steuerung wird es richten
Tageslichttechnik ist ein sehr schwieriges Thema, da der Mensch auf kleinste Schwankungen der Lichtstärke empfindlich reagieren kann. Jeder Mitarbeiter hat zudem andere, eigene Anforderungen an seine optimalen Lichtverhältnisse. Das kann von der Größe des Bildschirms, der Lage des Arbeitsplatzes, Brillenträger ja/nein oder auch der Körpergröße und damit dem Blickwinkel abhängen. Hat er sich seine Arbeitsplatzposition eingerichtet, möchte er diese möglichst ungern verändern. Arbeitsplätze, an denen wenig ausreichendes oder fast gar kein Tageslicht vorhanden ist, sollten deshalb besonders kritisch betrachtet werden, um zufriedenstellende Arbeitsplatzbedigungen zu erreichen. Generell ist es sinnvoll, Tageslichtsysteme zusammen mit einer geeigneten Steuerung anzubieten. Eine dynamische Lichtsteuerung schafft die Möglichkeit, jederzeit eine gleitende und für den Mitarbeiter fast nicht wahrzunehmende Veränderung der Beleuchtungsstärke zu realisieren und dabei Lichtfarbe und/oder Lichtverteilung, durch die Abwägung des Einsatzes von Tageslichtsystemen und künstlicher Beleuchtung entsprechend der Tages- und Jahreszeit, den Anforderungen am jeweiligen Arbeitsplatz anzupassen. Positiver Nebeneffekt der Lichtsteuerung ist die Möglichkeit, auch die Steuerung der solaren Einträge zu übernehmen und damit die Kühllasten im Sommer bzw. die Heizkosten im Winter zu optimieren. Dann wird neben dem Sehvermögen auch das Wohlbefinden durch optimale Temperaturen am Arbeitsplatz gesteigert.
In der Beratungsphase sollte deshalb auf den notwendigen Einsatz einer geeigneten Steuerung unbedingt eingegangen werden, um auch seinen Hinweispflichten beim Einsatz von Tageslichttechnik nachzukommen.—