_ Kann man es eigentlich allen recht machen? Oder scheitert dieser Wunsch schon im Ansatz, wenn es darum geht den Sonnen- und Blendschutz in einem Bürogebäude zu steuern. Wie sieht es denn bei Familie Meyer zu Hause aus? Welche Kriterien spielen beim Thema Steuerung dort die entscheidende Rolle? Je nach Art und Nutzung von Gebäuden kommen viele Parameter infrage, die der Berater und Planer bei der Konzeption der Steuerung berücksichtigen muss, um optimale Verhältnisse vor Ort und eine hohe Nutzerakzeptanz zu erreichen.
Über den Kopf des Gebäudenutzers hinweg entscheiden?
Einen grundsätzlichen Unterschied gibt es auf jeden Fall, wenn man Büro- oder ähnliche Gebäude gegenüber Wohnhäusern betrachtet. Die anzunehmende Vielzahl der Mitarbeiter in gewerblichen Gebäuden fordert auf jeden Fall eine deutlich höhere Kompromissbereitschaft, wenn es um individuelle Ansprüche am Arbeitsplatz bei der Steuerung von Licht und Schatten geht. Eine entscheidende Variante ist hier die Komplexität der Steuerung, denn umso mehr Fühler für Wind, Temperatur und Sonne vorhanden sind, desto kleinteiliger können die Bereiche sein, die jeweils angesteuert werden. Solange aber keine individuelle Steuerung einzelner Büros möglich ist, müssen sich die Nutzer hier trotzdem dem Gruppenbefehl unterordnen. Aber auch bei der Einzelsteuerung von Büros muss das System eingreifen können, wenn der Büronutzer zum Beispiel tagsüber temporär abwesend ist. Eine Manipulation durch das Steuerungssystem ist hier also unausweichlich, wenn es darum geht den besten Mix zwischen dem Nutzerkomfort, individuellen Wünschen und der Frage nach Energieeffizienz zu finden.
Viele Wünsche auf einmal
Etwas anders zeigt sich die Lage im Wohnhaus. Hier gilt es primär zwei Anforderungen zu erfüllen: Die Nutzung an Wochentagen im Gegensatz zu den Wochenenden. Natürlich spielt hier auch die Anzahl der Personen im Haushalt und deren Anwesenheitsprofil eine entscheidende Rolle. Single-Haushalte oder Familien mit ein oder zwei berufstätigen Partnern und Kindern schaffen dort die entscheidenden Kriterien, wenn es um die Ansprüche an die Steuerung geht. Auf jeden Fall ist der Personenkreis wesentlich kleiner und damit ein gemeinsamer Nenner leichter zu erreichen. Aber auch hier gilt es eine Manipulation durch das System hinzunehmen, um die gewünschten Steuerungskriterien und Ansprüche an Energeeffizienz zu erreichen, wenn die Hausbewohner ihr Domizil einmal ungeplant verlassen oder später als geplant zurück nach Hause kommen.
Zwischen den Welten
Es gilt also den besten Kompromiss zu finden und vor allem die Gebäudenutzer und ihre Wünsche mit in die Planung der Steuerung einzubeziehen. Bei der Planung muss vor allem über eine sinnvolle Anordnung der Messfühler nachgedacht werden, um jeweils für die entsprechende Himmelsrichtung und Gebäudehöhe eine gute Lösung zu finden.
Zentrale Messfühler können diese Aufgaben nur sehr eingeschränkt ausüben und führen gerade bei Bürogebäuden sehr schnell zu unzufriedenen Mitarbeitern. Wenn dann noch die ganze Steuerung auf das Chefbüro ausgerichtet wird, ist es um den Firmenfrieden schnell geschehen.
In diesen Fällen wird die Manipulation durch die Steuerung mit für den Gebäudenutzer unsinnigem Auffahren der Sonnenschutzanlagen bei für ihn nicht erkennbarem Wind tatsächlich zur einer negativen Erscheinung und führt im Regelfall zum Sabotieren des Systems. Diese Sabotage äußert sich durch sofortiges Gegensteuern von automatisch ausgeführten Fahrbefehlen, was in der Regel zu einer Verschlechterung bei der Energieeffizienz führt. Gerade in Großraumbüros kommt es hier durch die hohe Unzufriedenheit Einzelner sehr oft zu unnötigen Diskussionen und Störungen im Arbeitsablauf. Es gilt vor allem bei der Einführung von neuen Steuerungssystemen die Gebäudenutzer mitzunehmen und die Funktionen der Anlage zu erklären, um die Vorteile der neuen Investition wirklich effektiv nutzen zu können. —