Am Anfang waren es Adam und Eva, bei der Berufsausbildung ist es die jährliche Fortbildung der Berufsschullehrer des BVRS, wie hier am Beispiel zum Thema Schallschutz durch den Referenten SV Olaf Vögele bei elero.
Kosten, Materialmangel, zusätzlich fehlen in Deutschland schät-zungsweise 250.000 Fachkräfte im Handwerk. Konzentrieren wir uns auf den Fachkräftemangel, stellt sich schnell die Frage nach dem Nachwuchs. Und das ist nicht nur der Geselle, sondern auch der Meister. Die Rückführung in die Anlage A der Handwerksordnung als zulassungspflichtiges Handwerk beflügelt momentan das Entstehen neuer Meisterschulen. Ist das die Lösung des Problems?
Foto: ZDH/Peter Fastl & Sascha Schneider
Der Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks, auch PLW („Profis leisten was“) genannt, findet bereits seit 1951 statt.
Foto: Wolfgang Löster/HWK Wiesbaden
Bei den Unterrichtsinhalten wie hier bei der HWK Wiesbaden steht auch der Monteur im Mittelpunkt des Meisterkurses. Erfahrene Trainer wie Antonio Marucci bedienen diesen Bereich der Ausbildung.
Um es gleich vorwegzunehmen, natürlich ist das die Lösung, und eine richtige und gute dazu. Jetzt zum „bösen“ aber, denn die Frage ist wie immer das Wie. Wie stellen wir die Qualität der Meisterprüfung sicher, denn ein Teil der neuen Meister werden die dringend benötigten Sachverständigen der Zukunft.
Und hier gilt es einen Bogen über das ganze Thema Berufsausbildung zu spannen, und auch die Verordnung über das Meisterprüfungsberufsbild und über die Prüfungsanforderungen in den Teilen I und II der Meisterprüfung im Rollladen- und Jalousiebauer-Handwerk (Rollladen- und Sonnenschutzmeisterverordnung – RollSonnMstrV) vom 22. Januar 2007 zu betrachten. Dadurch ergeben sich viele Fragen zu der wichtigen Abstimmung der Wissensinhalte und dem damit verbundenen Wissenstransfer und Prüfungen.
Wie sieht die Ausbildungskette aus?
Wo fangen wir an, wo hören wir auf? Was steht am Anfang, was am Ende. Was sind die Grundlagen? Welche „Schulbücher“ gibt es überhaupt? Welche Literatur sind die Ausbildungsgrundlagen, und reicht diese Literatur überhaupt noch aus, um der schnellen Entwicklung in der R+S Branche wie z. B. Outdoor Living zu folgen?
Oder gibt es Bereiche die schlecht ausgebildet werden? Wie z. B. der Bereich Tore, der ein hohes Gefährdungspotenzial mit sich bringen kann, wenn Fachkräfte eben nicht gut ausgebildet sind, und Fehler bei Planung und Montage machen können, weil Wissen fehlt?
Lehrer-Aus- und Fortbildung
Am Anfang jeder Ausbildung von Fachkräften stehen zusammen mit den Ausbildungsbetrieben die Lehrer, hier im speziellen die Berufsschullehrer der Schulen Ehingen, Gelsenkirchen, Pirmasens und Wiesau. Mit über die Jahre guten Grundwissen bei Rollladen und Sonnenschutz ausgestattet, stellt sich trotzdem die Frage, wie der schnellen Entwicklung in der R+S Branche gefolgt werden kann. Reicht die jährliche Fortbildung beim Bundesverband Rollladen + Sonnenschutz e. V. (BVRS) da noch aus? Sinnvoll wäre hier sicher auch die Teilnahme der Lehrer an der jährlichen Sachverständigenfortbildung.
Der Ausbildungsberuf
Der Rahmenlehrplan für den R+S Mechatroniker vom 17. März 2016 ist auch schon wieder über sechs Jahre alt, in denen sich sehr viel getan hat. Hier stellt sich die Frage die eingeplanten 60 Unterichtsstunden „Dreh- und Schiebeläden herstellen und montieren“, besser in Themen wie z. B. Outdoor Living und Tore zu investieren, um die Wissensstände in diesen Bereichen deutlich zu verbessern. Sehr erfreulich ist der Leistungswettbewerb „PLW – Profis leisten was“, der jährlich beim ZDH stattfindet, um begabte Lehrlinge in ihrer beruflichen Entwicklung zu fördern.
Die Meisterschulen
Vorbereitungskurse zu den Teilen I und II der Meisterprüfung werden an den Standorten Hamburg, Dresden, Ehingen, Wiesau und Wiesbaden angeboten. Die einzige Gemeinsamkeit ist hier die Verordnung über das Meisterprüfungsberufsbild, das mittlerweile 16 Jahre alt ist. Prüfungsausschüsse agieren autark, eine Abstimmung mit Referenten findet nur teilweise bis gar nicht statt. Hier besteht der dringende Bedarf Prüfungsinhalte sauber und gleichlautend zu klären, um eine hohe Qualität der Schulen zu erreichen.
Der Sachverständige
Die Königsklasse eines jeden Handwerks ist das Sachverständigenwesen. Hier werden weit über das meisterliche Können hinausgehende Kenntnisse und Fähigkeiten gefordert, um bei Streitfällen auch die fachlich und sachlich richtigen Schlussfolgerungen treffen zu können. Auch hier ist die Aus- und Fortbildung ein wichtiges Thema, das vom BVRS bedient wird. Ergänzend zum jährlichen Fortbildungstermin werden seit 2022 auch Online-Schulungen angeboten.
Olaf Vögele
Foto: Wolfgang Löster/HWK Wiesbaden
Der Bereich Tore ist der kritischste Bereich des Meisterkurses, umso wichtiger ist hier die Unterstützung der Industrie.
Foto: Olaf Vögele
Unterricht beim Hersteller. Der Referent der HWK Regensburg SV Olaf Vögele wird durch den Sachverständigen Jochen Lude mit einem realen Windtest eines Sektionaltores im Prüfcenter von Sommer unterstützt.
Foto: Olaf Vögele
Nicht nur zuzuhören, sondern auch eigene Lösungen zu erarbeiten, steigern die Teilnahme und Wissensaufnahme der Meisterschüler im Untericht.
Foto: Olaf Vögele
Eine wesentliche Frage sind die Grundlagen für die Meisterkurse. Welche Fachliteratur gibt es für die Vorbereitung, welche steht den Meisterschülern überhaupt zur Verfügung.
Foto: Olaf Vögele
Der nächste Schritt nach der Meisterprüfung: Der Sachverständige und die Weiterbildung in diesem Bereich. Auch hier stellt sich die Frage nach den Wissensgrundlagen.
Wir sind auf dem Weg, um Qualität abbilden zu können Grundsätzlich stellt sich die aus Dan Browns Bestseller Diabolus berühmte Frage „Quis custodiet ipsos custodes“ (Wer überwacht die Wächter)? Und wie werden die Systeme Lehrerfortbildung (Berufsschule), Meisterausbildung und Prüfungsausschüsse sowie Sachverständigen Aus- und Weiterbildung besser aufeinander abgestimmt? Hier gibt es viele offene Punkte, um noch bessere Qualität in der Aus- und Weiterbildung des R+S Handwerks schaffen zu können.