Die Photovoltaik von morgen ist in der Fassade

_ Der internationale Termin am 10. und 11. Oktober 2016 in Bern wurde von über 500 Teilnehmern wahrgenommen. Dazu gab eine Ausstellung im Foyer des Kursaals Einblicke in neueste Produktentwicklungen. Es wurde demonstriert, was heute möglich, also bereits realisiert bzw. in Planung ist.

PV-Integration in Fassaden stand im Mittelpunkt der Produktpräsentationen, während die Vorträge das Themenspektrum der Gebäudehülle von der Forschung über die Produktion bis hin zur aktuellen Bauausführung abdeckten.

Nachhaltigkeit beim Fensterdesign war ebenso vertreten, wie Systeme zur Tageslicht-Optimierung oder PV-Stromintegration in lokale Netze.

Viel diskutiert und mit realisierten Beispielen dokumentiert waren Fassadenelemente, deren PV-Module nicht oder kaum noch sichtbar sind und die eine breitere Akzeptanz im Stadtbild versprechen und damit Impulse für die Sanierung liefern.

Auch Lüftung ein Thema auf der Tagung

Dr.-Ing. Caroline Hoffmann, Projektleiterin Energie am Bau, FH Nordwestschweiz (FHNW) referierte zum Thema „Fensterlüfter in der Gebäudesanierung“: In der Forschungsarbeit, die vom Zürcher Amt für Hochbauten beauftragt wurde, ging es um den Einsatz von Fensterlüftern (ohne Abluftanlage und ohne Wärmerückgewinnung) im Rahmen von Sanierungen (Aufsatzelemente, Fensterfalzlüfter und beschlagsgeregelte Lüfter). Ein Ergebnis: Fensterlüfter können selten alleine den Feuchteschutzluftwechsel sicherstellen. In Kombination mit Abluftventilatoren in Küche und Bad sei eine nutzerunabhängige Deckung möglich.

Farbig und Effizient mit PV-Modulen

Farbige PV-Module waren eine weitere Botschaft aus der Schweiz: Ein Statement von Andreas Schüler, École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL): „Wir haben in der Vergangenheit auf farbigen PV-Module gearbeitet, weiter haben wir ein neues Solarglas entwickelt, das eine hohe energetische Transmission aufweist und in verschiedenen Farben lieferbar ist. Der Anbieter SwissInso zeigte diese Neuheit unter dem Produktnamen Kromatix. Drei realisierte Demonstrationsgebäude zeigen die Farbvielfalt und werden derzeit ausgewertet. Die meisten Farben ergeben einen Verlust von nur 6 Prozent.“

Größtes Plus-Energie-Gebäude Österreichs

PVP Photovoltaik aus Österreich/Wies verwies auf seine 2400 m² große Gebäude-integrierte PV-Anlage mit spezieller VSG-Technologie auf dem Institutsgebäude der TU Wien, das damit das größte PlusEnergie-Gebäude Österreichs sei. Und ich Zürich wird die Sanierung eines mehrgeschossigen Wohnbaus mit einer aktiven Glasfassade realisiert. Dabei sind diese hinter mattem Glas positionierten PV-Module als solche nicht erkenntlich und fügen damit das Gebäude in den Bestand ein. —

Tipp der Redaktion: Den Termin im nächsten Jahr jetzt schon vormerken: Die Advanced Building Skins findet am 2.–3. Oktober 2017 in Bern statt (www.abs.green)

Beat Kämpfen, Architekt, Zürich: „Es war sehr spannend, die Breite der Themen hat mich überrascht. Der Megatrend Photovoltaik wurde detailliert behandelt. Es wurden auch grüne, also bepflanzte Fassaden vorgestellt und das hat mich für eigene zukünftige Projekte inspiriert. Besonders interessant war es für mich zu hören, dass Architekten komplexe Fassaden entwerfen und dass die PV-Industrie es schafft, in diese anspruchsvollen Formen PV zu integrieren. Die Tage hier haben sich für mich gelohnt.“

Prof. Urs Uehlinger, Berner Fachhochschule, Biel: „Eine lebhafte Tagung mit vielen interessanten wissenschaftlichen Vorträgen. Inhaltlich wird gezeigt, wo die Forschung heute steht – mit PV-Modulen im Fassadenbereich. Ich habe heute einiges über smarte Gläser gehört und deren Neuentwicklungen im Bereich des adaptierten g-Wertes. Hier scheint man voranzukommen. Für die Berner Fachhochschule ist diese Tagung eine gute Plattform und wir haben hier auch einige Vorträge gehalten. Wichtig finde ich, dass es hier international zugeht und wir damit Eindrücke von anderen Kontinenten erhalten.“

Veranstalter Andreas Karweger: „Das Ziel der Veranstaltung ist es, energieeffizientes Bauen voranzutreiben. Wir bringen Architekten, Wissenschaftler, Firmen aus dem Bereich energieeffizientes Bauen – speziell mit Schwerpunkt Photovoltaik – zusammen. Wir haben mit dem Tagungsorts-Wechsel von Meran nach Bern die Teilnehmerzahl mehr als verdoppeln können. Dabei haben sich auch die Vorträge erweitert, z. B. gibt es hier nicht nur Beiträge über Glas, sondern über PV in Glas und auf Membranen. Über gebäudeintegrierte PV gab es dieses Jahr diverse Beiträge, auch aus dem Ausland. Beispielsweise fand ich einen Vortrag über die Blendwirkung von PV-Anlagen interessant. Es freut mich, dass jedes Jahr wieder neue Themen vorgetragen und diskutiert werden. Auch stelle ich fest, dass die Internationalisierung unseres Termins noch einmal zugenommen hat. Wir haben dieses Jahr z. B. Delegationen aus Singapur und aus Polen zu Gast.“ Zur Frage nach der Fassade der Zukunft: „Wir haben heute schon Vorträge die berichten, wie die Gebäudehülle auf die Umwelt reagiert. Dieses Thema wird in Zukunft noch wachsen.“

Frei zugängliche „Kurzanleitung Fensterlüfter“, die im Rahmen des Projektes erstellt wurde (https://www.stadt-zuerich.ch/egt – weiter unter: „Projekte realisiert“). Artikel zum Projekt unter: www.fhnw.ch/habg/iebau/dokumente-1/publikationen/fachpublikationen/2015/fensterluefter-in-der-gebaeudesanierung