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Glaswelt Gespräch

“5 Mrd. Euro wären erforderlich!“

GLASWELT – Bei den Beschlüssen der Bundesregierung zur zukünftigen Energieversorgung und zur Energieeffizienz wurde festgelegt, die Kreditförderung auf 1,5 Mrd. Euro zu erhöhen. Ist das ausreichend?

Ulrich Tschorn – Wir begrüßen grundsätzlich die Aufstockung und Verstetigung der KfW-Fördermittel auf jährliche 1,5 Mrd. Euro; dies kann aber nur der erste richtige Schritt sein. Um die politisch angestrebte Verdoppelung der Sanierungsquote auf zwei Prozent zu erreichen, ist in den nächsten Jahren eine schrittweise Erhöhung des Fördervolumens auf 5 Mrd. Euro per anno dringend erforderlich. Diese Forderung werden wir auch anlässlich unseres dritten Parlamentarischen Abends am 29.11.2011 in Berlin stellen.

GLASWELT – Jetzt soll die energetische Sanierung auch mit steuerlichen Anreizen gefördert werden. Ist das in Ihren Augen eine ­effektive Maßnahme?

Tschorn –Wir fordern seit Jahren, ergänzend zu der KfW-Förderung, auch eine steuerliche Anreizförderung für energieeffizientes Sanieren zu schaffen. Daher wird die steuerliche Absetzbarkeit für vermieteten, aber auch für selbstgenutzten Wohnraum eine erhebliche Impulswirkung für die energetische Gebäudemodernisierung haben. Allerdings dürfen nicht nur wie im Gesetzentwurf vorgesehen, Gesamtsanierungen zur Erlangung des „KfW-Standard 85“ steuerlich begünstigt werden. Auch Einzelmaßnahmen wie z.B. Fenstertausch müssen in die steuerliche Abzugsfähigkeit miteinbezogen werden. Ebenfalls halten wir es für unerlässlich, dass die steuerliche Abschreibung sofort mit Inkrafttreten des Gesetzes gilt und nicht erst ab 2012. Nur so kann vermieden werden, dass potenzielle Gebäudemodernisierer ihre Investitionsvorhaben bis zum 01.01.2012 hinauszögern. Wir hoffen, dass diese beiden Korrekturen mittels unserer Berliner Netzwerkaktivitäten noch durchsetzbar sind.

GLASWELT – Bis 2020 sollen die Treibhausgas­emissionen um 40Prozent gegenüber 1990 reduziert werden. Sind die jetzt vorgestellten ­Maßnahmen in Ihren Augen wirksam genug, dieses Ziel zu ­erreichen?

Tschorn – Fachleute aus unterschiedlichen Instituten und Einrichtungen bewerten die Ziele als sehr ambitioniert. Es ist zu befürchten, dass mit den bislang geplanten Maßnahmen die Ziele nicht erreicht werden. Nach unserer Auffassung besteht hier noch akuter Handlungsbedarf.

GLASWELT – Bundesbauminister Ramsauer sagte noch im April: „Die EnEV werden wir 2012 weiterentwickeln“. Aber im Energiekonzept der Bundesregierung wird die EnEV nicht erwähnt. Glauben Sie noch an eine Verschärfung der Richtlinie mit der Ausgabe 2012 oder 2013?

Tschorn – Eine interessante Frage Herr Mund. Im Eckpunktepapier vom 6.6.2011 steht diesbezüglich nur, dass die Effizienzstandards für Gebäude ambitioniert erhöht werden. Insbesondere soll mit der EnEV 2012 – 2020 eine schrittweise Heranführung des Neubaustandards an den künftigen europäischen ­Niedrigstenergiegebäudestandard erreicht werden, soweit dies wirtschaftlich vertretbar ist. Im gleichen Tenor hat sich Bundeskanzlerin Merkel in ihrer Regierungserklärung am 09.06.2011 geäußert. Das hört sich alles nicht nach einer unmittelbar anstehenden Verschärfung der EnEV an.

GLASWELT – Sehen Sie die Branche für die energieeffizienten Aufgaben in der Zukunft gerüstet? Welche Themen sollten die Fensterhersteller noch etwas intensiver abarbeiten?

Tschorn – Die von der Bundesregierung eingeleitete Energiewende ist auch für unsere Branche Herausforderung und Chance zugleich. Die bislange Anforderung der KfW für Fenster bei Einzelmaßnahmen (Uw 0,95 Wm2K) ist eine Botschaft an unsere Fensterbauer. In Verbindung mit Lüftungseinrichtungen am oder im Fenster, einer qualitativ hochwertigen Montage und unter Beachtung der zunehmenden Ausstattung mit automatisierten Bauteilen, ist der Anspruch an Fenster-, Haustüren- und Fassadenhersteller hoch. Wir werden unsere Mitglieder bei diesen Anforderungen – wie auch in der Vergangenheit – begleiten und unterstützen. —

Die Fragen stellte der stellv. Chefredakteur der GLASWELT, Daniel Mund.

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