In der VFF-Fachtagung Statistik und Markt am 3. Mai 2022 wurde trotz großen Unwägbarkeiten angesichts des Ukraine-Krieges und anhaltenden Lieferketten-Problemen ein Ausblick für das laufende Geschäftsjahr abgegeben. Die Experten auf der Bühne gehen von einem stabilen Geschäftsjahr 2022 aus. Diesmal wurde die Prognose in zwei Erwartungshorizonte eingeteilt. Ein Wachstum von 2,6 % liege im Bereich des Möglichen, dann müsse aber auch der weitere Jahresverlauf günstig verlaufen und die Ukraine-Krise sich ebenfalls nicht gravierend auswirken. Sollte aber die Inflation und die damit zusammenhängenden Baugeldzinsen in Q2 noch stärker ausschlagen, trauen die Analysten dem Fensterabsatz 2022 nur noch einen geringen Wachstumsausschlag von 0,8 % zu.
Jörg Flasdieck und Christian Blanke (beide Heinze GmbH) erläuterten die neuen Marktzahlen zur Einschätzung der Marktentwicklung. Sollten sich die Kriegsauswirkungen auch infolge möglicher Versorgungsunterbrechungen noch verschärfen, werden die Marktdaten sodann im Oktober anzupassen sein.
Laut Studie werden im laufenden Jahr 58 % der Fenster mit Dreifachverglasung ausgestattet sein. „Die zunehmende Bedeutung der Energieeffizienz hat dazu beigetragen, dass fast drei Viertel aller im Neubau verwendeten Fenster inzwischen dieses Qualitätsmerkmal aufweisen“, kommentiert BF-Geschäftsführer Jochen Grönegräs und betont: „Im Sanierungsbereich muss die Quote noch gesteigert werden, insbesondere der Anteil von 35 % im Nichtwohnbau bietet Potenzial.“
Die Entwicklungen am Außentürenmarkt sind vergleichbar. Wie im Fensterbereich kann der Zuwachs im Wohnbau in Höhe von gut 2 % die zu erwartenden Rückgänge im Nichtwohnbau kompensieren. In Summe wird im Außentürenmarkt mit einem Anstieg um 1,4 % auf 1,41 Mio. Stück gerechnet. Getragen wird der Anstieg 2022 auch hier durch die Modernisierung: Es wird ein Zuwachs von 2,3 % auf 1 Mio. erwartet, während der Neubau leicht um – 0,8 % auf 403 000 Stück nachgeben wird. Insgesamt weist die Studie für 63 % aller Türen eine erhöhte Sicherheit aus. Dazu Holger Koch, stellvertretender Geschäftsführer des FVSB: „Dies spiegelt das steigende Sicherheitsbedürfnis der Bewohner wider“.
Ralf Olsen, Geschäftsführer pro-K, weist abschließend auf die differenzierte Datenerhebung hinsichtlich der Rahmenmaterialien hin. „Im Fenstermarkt ist Kunststoff als Rahmenmaterial mit einem Anteil von 54 % deutlich vorne, im Außentürenbereich kann er sich mit einem Anteil von 38 % knapp vor Metall behaupten.
Eine Prognose für die Marktentwicklung 2023 sei in dieser schwierigen aktuellen Lage mit Einflussfaktoren der Pandemie und des Krieges aktuell kaum möglich. Eine erste Einschätzung werde im Rahmen der Fenster- und Türenmarktdaten wieder im Oktober 2022 erhoben und veröffentlicht.
Das Programm der ersten VFF-Fachtagung Statistik und Markt am 3. Mai wurde aufgrund der derzeitigen Situation um zwei aktuelle Referate zu den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine erweitert. Neu aufgenommen wurde die Vorstellung der neuen VFF-Kurzstudie über die „Folgen der Ukraine-Krise für die Fenster- und Fassadenbranche“ von Martin Langen von der B+ L Marktdaten GmbH sowie ein Referat von Jochen Möbert von der Deutschen Bank mit dem Thema „Krieg in der Ukraine – Neue Realitäten 2.0“.
Davor hatte traditionell Holger Lipp von der Weru GmbH und Obmann des Statistischen Ausschusses des VFF eine Beurteilung der Baumarktentwicklung in Deutschland abgegeben: „Die Inflationsrate wird dem Fenstermarkt in nächster Zeit wohl am meisten zu schaffen machen.“ Der Faktor für den Kauf einer Immobilie werde jetzt deutlich schwieriger, „der Erschwinglichkeitsindex hat sich deutlich verschlechtert.“ Deshalb glaubt er auch nicht an positive Impulse für den Neubau-Markt, es sei denn von der Regierungsseite würde mit einem Wohnbauprogramm eingegriffen werden.
Martin Langen gab in einem weiteren Beitrag einen Überblick über die Produktions-, Import- und Exportmengen Deutschlands. Den 2021 abgesetzten 15,6 Mio. Fenstereinheiten standen demnach 12,6 Mio. produzierte Fenster-Einheiten gegenüber. Rund 4,3 Mio. FE wurden importiert – davon allein 2,8 Mio. FE aus Polen und 0,6 Mio. aus Österreich. Deutschlands Fensterbauer exportierten im vergangenen Jahr 1,2 Mio. FE.