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Leuchtturm im Hafen

_ An der Schwelle zwischen Stadt und Hafen gelegen, zeigt der neue Erweiterungsbau wie der Bug eines Schiffes in Richtung des Flusses Scheldt und verbindet damit das Gebäude mit dem Fluss, an dem Antwerpen gegründet worden war. Auch das Innere des neuen Gebäudes erinnert in seiner Dynamik an einen Schiffsbau: Durch die verglaste Panoramafassade werden in den farblich weiß gehaltenen Räumen vielfältige Blickbezüge zu Hafen, Stadt und Fluss hergestellt.

Als zweitgrößter Handelshafen in Europa hat Antwerpen einen maßgeblichen Anteil am internationalen See- und Binnenhandel. So hatte und hat die Hafenverwaltung das Ziel, den Standort mit dem Hafen für Unternehmen nachhaltig und zukunftsfähig zu gestalten. Intensiv setzten sich Zaha Hadid Architects als Wettbewerbssieger gemeinsam mit Origin, einem Beratungsunternehmen für kulturelles Erbe, mit der Geschichte des Standorts und des Bestandsgebäudes auseinander.

Die Entscheidung für eine aufgeständerte Erweiterung des Bestandsgebäudes anstelle eines angrenzenden neuen Baukörpers geht aus dieser historischen Analyse hervor: Der Entwurf nimmt Bezug auf einen ursprünglich für das Bestandsgebäude im Hafen vorgesehenen Turm, der als großzügiges und weithin sichtbares Emblem das hanseatische Gebäude hätte ergänzen sollen.

Was damals nicht zustande kam, kam nun zur Realisierung in dem heutigen Aufbau, der in seiner signalhaften Wirkung sowohl Referenz für Antwerpen als „Stadt der Diamanten“ ist, als auch in seiner dem Rumpf eines Schiffes ähnlichen Form den Seehandel am Hafen symbolisiert.

Sensibel eingebettet in die Umgebung

Ebenso maßgeblich für den Entwurf und ausschlaggebend für die Entscheidung zur vertikalen Erweiterung war die Interpretation der Fassaden der alten Feuerwache als vier gleichrangige Fassaden: Ein Anbau hätte mindestens eine Gebäudeseite obstruiert und in die bestehende Fassadenhierarchie eingegriffen.

Das neue Gebäude scheint nun über dem alten Gebäude zu schweben. Die nüchterne, kantige Solidität des Bestandsgebäudes kontrastiert dabei mit der Dynamik der gekrümmten Oberfläche des Neubaus, der das Prinzip einer einzelnen fließenden Fassade repräsentiert.

Mit seiner sensiblen Bezugnahme auf den Bestand und den Ort zeigt der neue Baukörper, dass er sich auch in den umgebenden Gebäudekontext einzuordnen weiß.

Sonderkonstruktion aus dreieckigen Segmenten

Umgeben von Wasser, besteht die Fassade aus einer verglasten Oberfläche, die sich in ihrer Optik wellenartig zu bewegen scheint und die wechselnden Schattierungen und Farben des Stadthimmels reflektiert. Die gemeinsam von Architekten, Fassadenplanern und Schüco entwickelte Sonderkonstruktion besteht aus dreieckigen Segmenten. Dies ermöglicht die Formung scheinbar reibungsloser Kurven mit flachen Glasscheiben und bewirkt auch den Übergang der flachen Fassade am Südende des Gebäudes zu einer wellenartigen Fassade im Norden.

Die meisten der dreieckigen Segmente sind transparent, einige opak. Diese präzise abgestimmte Mischung sorgt für ausreichend Sonnenlicht innerhalb des Gebäudes und kontrolliert gleichzeitig die Sonneneinstrahlung.

Ebenso bewirkt der Wechsel von transparenten und opaken Fassadenelementen eine Brechung des Gebäudevolumens des Erweiterungsbaus und bietet Panoramablicke auf den Fluss Scheldt, die Stadt und den Hafen.

Die raue, wellenartige Erscheinungsform der Fassadenfläche wird hervorgerufen durch flache Fassadengelenke im Süden, die nach Norden hin zunehmend dreidimensionaler werden. Der Erweiterungsbau erscheint als ein transparentes Volumen, das seine Oberfläche mit der wechselnden Intensität des Tageslichts verändert. Wie die raue Wasseroberfläche des umgebenden Hafens, spiegelt die Fassade die sich ständig verändernden Lichtbedingungen wider.

Gläsernes Dach macht Außenraum zum Innenraum

Der Innenhof der Feuerwache ist heute mit einem Glasdach geschlossen und fungiert als Empfangsbereich für das neue Port House. Von diesem zentralen Atrium aus erschließen sich den Besuchern ein öffentlicher Lesesaal und eine Bibliothek innerhalb der früheren Halle für Löschfahrzeuge, die sorgfältig restauriert und transformiert wurde.

Panoramalifte ermöglichen den direkten Zugang zu dem Neubau über eine externe Betonbrücke zwischen Bestandsgebäude und Erweiterung und eröffnen Ausblicke auf die Stadt und den Hafen.

Die Anforderung der Hafenbehörde an ein zeitgemäßes Bürogebäude mit hohem Kommunikationswert wird durch entsprechende Bereiche wie einem Restaurant, Besprechungsräumen und einem Auditorium erfüllt. Diese Räume sind im Zentrum der oberen Geschosse des Bestandsgebäudes und in den unteren Geschossen des Neubaus gelegen.

Nachhaltiges, energieeffizientes Gebäudedesign

In Zusammenarbeit mit der Energieberatungsfirma Ingenium entwickelten die Architekten ein nachhaltiges und energieeffizientes Design, das mit der Bewertung „sehr gut” durch das Umweltzertifikat Breeam bestätigt wurde.

Trotz der Herausforderungen bei der Integration eines Neubaus in ein denkmalgeschütztes Bestandsgebäude konnten durch effektive Strategien in jeder Bauphase hohe Standards erreicht werden.

Ein Erdwärmesystem pumpt Wasser aus 80 m Bodentiefe an über 100 Orte innerhalb des Gebäudes und sorgt so für Wärme und Kühlung. Im Bestandsgebäude benutzt dieses System Kühlbalken, im Neubau Kühldecken. Die Uferlage ermöglichte außerdem eine nachhaltige Konstruktionsweise, da Material und Gebäudekomponenten per Wasserweg direkt zur Baustelle transportiert werden konnten.

Ausblick

Das neue Port House in Antwerpen ist gleichermaßen beispielhaft für den sensiblen Umgang mit der Geschichte und den Bedürfnissen des Standorts. Ebenso weist es in Form, Nachhaltigkeit, Entwurfs- und Produktionsweise selbstbewusst in die Zukunft: ein funkelnder Leuchtturm, sichtbar für die ganze Welt.—

www.portofantwerp.com

Bautafel Port House

  • Bauherr: Hafenbehörde Antwerpen, Belgien
  • Architekten: Zaha Hadid Architects, London
  • Entwurf: Zaha Hadid, Patrik Schumacher
  • Tragwerksplanung: Studieburo Mouton Bvba, Gent
  • Restaurationsberatung: Origin, Brüssel
  • Fassadenkonstruktion: Groven+, Liège
  • Gebäudehülle: Schüco Fassadenkonstruktionen

www.schueco.de

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