_ Eine klare Botschaft ging schon direkt bei Beginn von seinem im Vortrag vorgestellten (weiter-)entwickelten Kennwertverfahren aus: Um Sonnenschutz bei der Planung und Erstellung eines Gebäudes mit all seinen Möglichkeiten zu berücksichtigen, reiche auch der Nachweis des sommerlichen Mindestwärmeschutzes nach der neuen EnEV 2014 und den Änderungen von der DIN 4108-2:2003-07 zur DIN 4108-2:2013-02 in der aktuellen Fassung nicht aus.
Verbesserungen in der EnEV 2014
Wie von Schlitzberger vorgestellt, wurde bei dem Nachweis des sommerlichen Mindestwärmeschutzes nach EnEV 2014 auch eine deutliche Überarbeitung und Erweiterung des Sonneneintragskennwert-Verfahrens vorgenommen. Eine neue Klimakarte, unterschiedliche Anforderungswerte für die Wohnnutzung (1200 Kh/a) und Nichtwohnnutzung (500 Kh/a), eine Verfahrenskorrektur fur den Fall „ohne Nachtluftung“ und die Einfuhrung der Nachtluftungsklasse „hohe Nachtluftung“ bzw. die Verfahrenskorrektur zur korrekten Abbildung der Abhängigkeit vom Fensterflächenanteil und die Einfuhrung eines anteiligen Sonneneintragskennwertes zur Berucksichtigung passiver Kuhlung führen beim „Nachrechnen” aber zu möglichen Problemen, da die Verfahrenskorrekturen im Bereich Fensterflächenanteil, Fall „ohne Nachtluftung” als Anforderungsverschärfungen wahrgenommen werden können. Fur bisher „baubare“ Situationen (nach DIN 4108-2:2003-07) sei die Nachweiserbringung uber das vereinfachte Verfahren so nicht mehr möglich, und bedinge deshalb die Notwendigkeit zur Durchfuhrung von Simulationsrechnungen.
Weiterentwicklung des Kennwertverfahrens
Als Basisdaten wurde hierfür die Komfortkategorie II aus der DIN EN 15251 (Eingangsparameter für das Raumklima zur Auslegung und Bewertung der Energieeffizienz von Gebäuden) und die Klimagrundlage von 15 TRY-Regionen zugrunde gelegt. Unter Beibehaltung von Svorh Szul werden beim Sonneneintragskennwert-Verfahren die Kennwerte Svorh und Szul in kWh/a (Kilowattstunden pro Jahr) ausgewiesen. Überarbeitet wurde der Einsatz des g-Wertes und die Orientierung und Neigung von Fensterflächen. Erweiterungen sind dabei der Einfluss der Grenzbestrahlungsstärke im Bereich von 300 bis 100 W/m2 und der internen Wärmeeinträge bei Wohngebäuden (EFH/MFH) und Nichtwohngebäuden , die durch Berücksichtigung einer Höhenkorrektur und des Stadtklimas ergänzt werden.
Eine ganz wesentliche Komponente ist die Neustrukturierung der Kennwerte Svorh und Szul mit dem Ziel, dass auch alle Einflussparameter entsprechend dem Bauvorhaben berücksichtigt werden können. Sind es beim Wärmeeintrag z. B. der g-Wert, die Orientierung/Neigung der Fensterfläche, der FC-Wert des Sonnenschutzes bzw. dessen Steuerung sowie die Ortslage oder der mögliche Einfluss des Stadtklimas, die einen Einfluss auf den vorhandenen Sonneneintragskennwertes Svorh haben, so handelt es sich bei den Raumeigenschaften um die Bauart, Geometrie des Gebäudes, Nutzung (Wohn- oder Nichtwohngebäude) bzw. Art und Weise (Nachtluftung), welche den zulässigen Sonneneintragskennwert Szul bestimmen. Mit diesen Werten können, wie von Schlitzberger auf dem GRE-Kongress eindrucksvoll vorgestellt, entsprechende Simulationen durchgeführt werden, um entsprechende Nachweise mit Diagrammen zu führen. Mit den Nachweisen kann dann der richtige Sonnenschutz ausgewählt werden.
In der Zusammfassung
Ganz deutlich wurde von Schlitzberger festgestellt, dass die Bewertung des Sommerfalls zunehmend an Bedeutung gewinnen wird. Die aktuellen normativen Regelungen ergeben schon heute sehr häufig die Notwendigkeit zur Simulation, um schon in der Planungsphase sicher feststellen zu können, ob ein Gebäude nachher funktioniert. Auf dem Markt erhältliche Softwareanwendungen zur EnEV-Bilanzierung implementieren dazu zunehmend Simulations-Plugins fur den Sommerfall unter Berücksichtigung der Standardrandbedingungen. Damit kann vor allem dem Wunsch nach vereinfachten Bewertungsverfahren in fruhen Planungsphasen nachgekommen werden. Das im Vortrag vorgestellte Kennwertverfahren hat mit Sicherheit einen deutlich größeren Anwendungsbereich im Vergleich zum Kennwertverfahren aus der DIN 4108-2:2013-02 und zeigt sehr deutlich, dass die Bewertung des Sommerfalls zunehmend an Bedeutung gewinnen wird. Nicht nur dass so ein wertvoller Beitrag zur Sicherstellung definierter Komfortverhältnisse bzw. zur Reduzierung des Energiebedarfs fur Gebäudekuhlung geleistet werden kann. Sondern vor allem, dass durch die Hilfe der Simulation schon in der Planungsphase die Notwendigkeit von Sonnenschutz sicher nachgewiesen werden kann.—
Der Referent
Dipl. Ing. Stephan Schlitzberger
Als Geschäftsführer des Ingenierbüros Prof. Dr. Hauser GmbH (IBH) in Kassel befasst er sich rund um das Gebäude vor allem mit den Themen Simulationen, Schall, Wärmebrücken und Feuchte. 2011 war er auch an dem Aktionsplan „Temporärer Wärmeschutz und Sonnenschutz“ für den ITRS beteiligt.