Glaswelt – Herr Sieberath, wie sind die Zukunftsaussichten der Branche und verbunden damit die des ift?
Prof. Ulrich Sieberath – Die Branche schaut in eine gesicherte Zukunft. Schließlich sind Themen wie Energieeffizienz und Sicherheit ohne gute Fenster, Türen und Fassaden nicht zu realisieren. Dieser Trend wird sich auch in den nächsten Jahren weiter fortsetzen – sicher noch verstärkt von der immer größer werdenden Nachfrage nach Wohnraum und der damit verbundenen Wohnungsnot. Auch stellen wir fest, dass um Deutschland herum die Nachfrage nach Wohnraum wächst und sich mehr und mehr stabilisiert. Damit steigt auch die Nachfrage nach Fenstern, und so werden auch europaweit mehr ift-Leistungen angefragt.
Glaswelt – Was waren für Sie die Höhepunkte in der Geschichte des ift?
Sieberath – Auf seinem Weg konnte das ift Rosenheim viele Täler und Höhepunkte der deutschen Fenstergeschichte begleiten. Ich erinnere besonders an die Anfänge mit genormten Konstruktionsgrundlagen, Handlungs- und Verarbeitungsempfehlungen der RAL-Gütesicherung zur Stabilisierung der Massenproduktion von Fenstern, aber auch an die dann folgende Energiekrise, in der erstmals am Wochenende die Autos stillstanden und der Kraftstoff fast unbezahlbar wurde. Hier kamen Forderungen nach einem Niedrigenergiehaus, Passivhaus und nach Energieplusbauweisen auf.
Dieser Trend mündete dann in der Erkenntnis, dass die Neuzeit neben der Forderung nach Energieeinsparung und dem sinnvollen Umgang mit Ressourcen auch Themen wie Nachhaltigkeit, Energiemanagement und Universal Design mit sich brachte. Für das ift Rosenheim lagen die Höhepunkte während Prof. Schmids Zeiten sicher im Umzug in das neue Institutsgebäude, das viele neue Prüfmöglichkeiten bot. Dann folgte der Aus- und Neubau unserer Betriebsstätten mit dem Aufbau des Brandschutzgeschäfts in Nürnberg und heute aktuell unser Neubau, das Technologiezentrum in Rosenheim mit seinen vielfältigen Möglichkeiten, vor allem zur Beurteilung von großformatigen Fassaden, Brandschutz- und Rauchschutzelementen, unabhängig vom Außenklima.
Glaswelt – Welche Jubiläums-Aktivitäten planen Sie 2016?
Sieberath – Unsere Aktivitäten dehnen sich auf verschiedene Ebenen aus. Zu Beginn des Jahres 2016 starten wir im Publikationsbereich mit einer 10-teiligen Fachartikelserie, die in Zeitrastern von jeweils fünf Jahren wegweisende Forschungsprojekte vorstellt, um dann auf die entsprechende Entwicklung sowie die aktuellen Auswirkungen auf unsere Branche einzugehen.
Begleitet wird dies von einer Reihe spezieller Jubiläumsangebote unserer ift Akademie. Ab Januar erfahren Sie mehr im Newsletter sowie auf der Website der Akademie. Die offiziellen Feierlichkeiten finden dann im Rahmen der Rosenheimer Fenstertage im Oktober statt. Lassen Sie sich überraschen.
Glaswelt – Wo sehen Sie heute die künftigen Aufgaben des Instituts vor dem Hintergrund des Zusammenwachsens der Gewerke Fenster und Sonnenschutz?
Sieberath – Die künftigen Aufgaben des ift spiegeln sich aus der Geschichte. Dabei hatten wir immer mehr als das Fenster im Blick: Denn das Zusammenwirken zwischen Fenster und Sonnenschutz haben wir von Anfang an mit unseren Forschungsaktivitäten und Richtlinien unterstützt, und das wird auch in Zukunft so bleiben.
Ein besonderes Augenmerk wird künftig auf die Funktionalität und Gebrauchstauglichkeit der „neuen“ Fenster gelegt. Hierbei wird sich das Fenster weiterentwickeln zum Energiemanager in der Wand, welcher Teile der Außenhaut ersetzt und für ein behagliches, energieneutrales und lebenswertes Raumklima sorgen wird. Das Übersetzen und das Handhabbarmachen der dazu notwendigen bauphysikalischen und technischen Zusammenhänge, aber auch der komplexen technischen Regeln, verbunden mit den Herausforderungen der Globalisierung der Märkte, wird uns ein Ansporn sein, wie bereits in den letzten Jahren die Branche zu unterstützen.—
Die Fragen stellte Matthias Rehberger