Glaswelt – Gratulation, Herr Dörr zur Akkreditierung! Dieser Studiengang, der jetzt zugelassen wurde, ist für Deutschland einzigartig?
Dörr – Ja, erstmals gibt es in Deutschland diesen Bachelor-Studiengang gezielt für die Glas-, Fenster- und Fassadenbranche. Dass dieser zudem dual und praxisintegriert ist, freut uns umso mehr. Die Absolventen werden bereits während des Studiums berufsbefähigend qualifiziert und bei ihren Praxisunternehmen in die Tätigkeitsfelder eines Ingenieurs eingearbeitet. Im Rahmen eines Kooperationsmodells mit der BA Melle können unsere Meisterkurs-Absolventen direkt und ohne zeitliche Nachteile in den Bachelor-Studiengang wechseln. Am Ende bedeutet dies zwei Abschlüsse in drei Jahren.
Glaswelt – Wie funktioniert dann diese Kooperation mit Melle?
Dörr – Das erste Jahr dieses Kooperationsmodells ist unser Meistervorbereitungskurs. In einigen Bereichen bieten wir den zukünftigen Studierenden noch zusätzliche Lehrinhalte an, um ihnen den Übergang in das Studium zu erleichtern. Damit sparen die Interessierten, die nach dem ersten Jahr in das Studium wechseln wollen, Zeit. Durch diesen Zusatzunterricht sammeln die zukünftigen Studierende Inhalte, die sie später als Credit-Points angerechnet bekommen.
Glaswelt – Und was passiert, wenn die Meisterschüler bei Ihnen fertig sind?
Dörr – Nach diesem ersten Jahr wechselt der Meisterschüler oder die Meisterschülerin an die BA Melle. Im zweiten Qualifizierungsjahr wird dort ein zeitlich und räumlich abgestimmtes Angebot für die Glas-, Fenster- und Fassadenbranche angeboten. Dies wird dazu führen, dass Vorlesungen und Seminare praxisnah an den unterschiedlichsten Orten, bei Praxispartnern, Unternehmen der Zulieferindustrie oder auch bei uns in Karlsruhe stattfinden werden. Im dritten Jahr werden dann die Studierenden komplett in Melle studieren und die Ausbildung mit der Bachelorarbeit abschließen. Das Ergebnis: Ein Ingenieur mit meisterhaften Grundlagen!
Glaswelt – Wenn man es dann geschafft hat, welchen Titel kann man dann für sich reklamieren?
Dörr – Es sind zwei Berufsbezeichnungen, die von den Absolventen erreicht werden: Nach einem Jahr den Meister im Glaserhandwerk und zwei Jahre später den „Bachelor of Engineering – Glas-, Fenster- und Fassadentechnik“. Das hier beschriebene Studienmodell verbindet die Kenntnisse und Fähigkeiten, die in einem beruflichen Tätigkeitsfeld – dem Meister – benötigt werden mit denen in einem wissenschaftlichen Fach – dem Bachelor. Wir bieten hier in Karlsruhe die vollumfänglichste Glasermeisterausbildung in Deutschland. Wir sind daher hervorragend auf dieses Modell vorbereitet.
Glaswelt – Sie kooperieren mit der Berufsakademie Melle bei Osnabrück. Gab es nicht auch etwas im süddeutschen Raum?
Dörr – Mit „Süddeutschland first“ kommen wir hier nicht weiter. Den Beruf des Glasers gibt es deutschlandweit. Im Südwesten baut der Glaser in der Regel die Fenster, im übrigen Deutschland ist der Fensterbau meist bei den Tischlern und Schreinern verortet. Mit diesem Studiengang und dem Kooperationsmodell bieten wir für den gesamten Berufsstand in Deutschland erstmals eine passgenaue Qualifikation. Damit so etwas gelingt, brauchen sie verlässliche Partner, welche die gleichen Visionen, Ideen und Ziele verfolgen – und für die Akquise der Zielgruppe eine gute räumliche Verteilung in Deutschland. Sie sehen, die Partnerschaft mit der BA Melle ist ideal.
Glaswelt – Herr Dörr, ich wünsche viel Erfolg bei der Ausgestaltung diese Studienganges!—
Das Gespräch führte Chefredakteur Daniel Mund.