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Im Interview mit Ulrich Sieberath

“Steuerung: so wenig wie möglich, so viel wie nötig“

Glaswelt – Herr Sieberath, Sie arbeiten in einem hoch automatisierten Haus, worauf wollen Sie nicht mehr verzichten?

Ulrich Sieberath – Auf den Komfort, den mir die automatisierten Bauteile bringen, will ich nicht mehr verzichten. Ich bin bekannterweise viel unterwegs, und da ist es besonders angenehm, dass auch an sonnigen Tagen, wenn ich nicht im Büro bin, der außen liegende Sonnenschutz seinen Dienst tut und eine Überhitzung der Räume vermeidet.

Auch freue ich mich morgens über die frische Luft im Raum, die durch die automatisch öffnenden und schließenden Fenster über die Nachtzeit gewährleistet wird: Das bietet vor allem an warmen Sommertagen ein angenehmes Raumklima. Weiter schätze ich die Transpondertechnik, durch die sich die Türen automatisch schließen und verriegeln lassen. Mein Transponderchip macht mir das Leben einfach leichter und bequemer, denn ich muss nie mehr einen großen Schlüsselbund dabei haben.

Glaswelt – Sind Sie immer Herr im Haus oder haben Sie sich durch die Steuerungstechnik bedrängt gefühlt?

Sieberath – Hierzu gilt: Steuerung, so wenig wie möglich, so viel wie nötig. Wir haben in unserem Bürogebäude sehr viel Fremdbestimmung durch die Steuerung und Automation wieder zurückgefahren und lassen jetzt bewusst Spielraum für den Einfluss der Nutzer. Dennoch ist dies eines der schwierigsten Themen. Gerade wenn Raumlüftung gebraucht wird, mag man nur schwer akzeptieren, wenn bei Regen, Schnee oder Sturm die Fenster selbstständig schließen. In größeren Büroeinheiten arbeiten Menschen mit unterschiedlichen Vorlieben in Bezug auf Temperaturen, Lichtmenge oder Luftbewegung. Hier ist eine fensterweise Steuerung für das Öffnen und Schließen sowie den Sonnenschutz notwendig.

Glaswelt – Entspricht die Gebäudesteuerung in der Regel Ihren Bedürfnissen oder müssen Sie öfter selbst nachregeln, und wenn ja, wo?

Sieberath – Die Steuerung entspricht meinen eigenen Bedürfnissen sehr gut; aber da das persönliche Empfinden eines jeden sehr unterschiedlich ist, haben wir gelernt, dass ein Nachregeln und Eingreifen oft notwendig wird. Dies gilt vor allen Dingen bezüglich Raumtemperatur, Lüftung, aber auch hinsichtlich der Frage von Sonnen- und Blendschutz am Arbeitsplatz.

Wir haben diesen Bedarf akzeptiert und lassen den Einfluss zu, wobei Fenster- und Sonnenschutz nach den Bürozeiten regelmäßig wieder eine Ideal- und Sollstellung anfahren.

Glaswelt – Was steht für Sie heute im Hinblick auf die Gebäudesteuerung im Vordergrund, der Komfort oder die Energieeinsparung?

Sieberath – Im Verwaltungsbau, bei dem bei guter Dämmung und Ausstattung der Gebäude die internen Wärmegewinne durch EDV, Drucker, Licht, Personen und Technik im Regelfall heute schon so hoch sind, dass kaum mehr eine Heizung benötigt wird, stehen sicher Fragen des Komforts und des sommerlichen Wärmeschutzes im Vordergrund. Gemeint ist im Wesentlichen die Verhinderung von Überhitzung im Gebäude, was sich durch Nachtauskühlung und Automatisierung des Sonnenschutzes gut erreichen lässt.

Im privaten Bereich, in dem die Raumlüftung heute schon aus hygienischen Gründen einen hohen Anteil des Energieverbrauchs bestimmt, ermöglicht die Energieeinsparung durch Reduzierung des Nutzereinflusses größere Einsparpotenziale und gewinnt an Stellenwert. In Niedrigenergie- und Passivhäusern gehört die kontrollierte Lüftung, zentral oder dezentral, mit zur notwendigen Gebäudesteuerung.

Bezüglich des Komforts gewinnen vor allem bei älteren Menschen die Sicherheit und Barrierefreiheit stark an Bedeutung. Dadurch werden Angebote wie eine Zentralverriegelung für das Haus oder automatische Dreh- und Schiebetüren zunehmend gefragt sein.—

Die Fragen stellte Matthias Rehberger, Chefredakteur der GLASWELT.

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