GLASWELT: Sehr geehrter Herr Scheuer, Sie vergleichen den Absatzmarkt für Holz-Alu-Fenster von Deutschland und Österreich. Warum kaufen Österreicher deutlich häufiger ein Holz-Alu-Fenster?
Scheuer: In Österreich beträgt der Marktanteil von Holz-Alu-Fenstern 22 % und hier in Deutschland leider nur 7 %, obwohl das Holz-Alu-Fenster als das „hochwertigste Fenster“ bezeichnet werden kann. Die Gründe für diese unterschiedlichen Marktanteile sind vielschichtig: Zum einen besitzen Fenster und Haustüren in unserem Nachbarland eine viel höhere Wertigkeit und Interessenten setzen sich auch mehr mit den Produkten auseinander. Dies spiegelt sich auch im Pro-Kopf-Verbrauch von Fenstern wider: In Österreich liegt dieser bei 0,32 Einheiten pro Jahr und in Deutschland bei 0,15 Einheiten, was bedeutet, dort entscheidet man sich doppelt so häufig für ein neues Fenster als in Deutschland. Holz als Baustoff hat in Österreich generell einen viel höheren Stellenwert als in Deutschland und wird meist mit den Begriffen: Nachhaltigkeit, CO2-reduzierend, energieeffizient und nachwachsend in Verbindung gebracht. Dies kommt auch dem Wunsch entgegen, einen persönlichen Beitrag zum Umweltschutz zu erbringen.
GLASWELT: Wird in Österreich das (Holz-Alu-)Fenster anders beworben als in Deutschland?
Scheuer: Das Thema „Holz“ wird generell intensiver und erfolgreicher beworben als in Deutschland. Man muss zugestehen, dass es die Kollegen in Österreich verstehen dem Holz-Alu-Fenster ein modernes, zeitgemäßes und anspruchsvolles Bild zu verleihen. So wird in Österreich ja generell mehr Werbe- und Marketingaufwand rund ums Fenster betrieben, bei dem die Präsentation von Holz-Alu-Konstruktionen meist im Vordergrund steht. In Österreich sind fast alle großen Fensterhersteller Vollsortimenter und bewerben auch „Holz-Alu“ dementsprechend. In Deutschland hingegen konzentrieren sich viele Hersteller nur auf PVC-Fenster und bewerben daher auch nur dieses.
GLASWELT: Die Stadt Wien setzt keine PVC-Fenster ein. Und die Steiermark vergibt Bonuspunkte für Holz-Alu-Fenster. Wünschen Sie sich eine stärkere politische Einflussnahme für Holz-Alu auch in Deutschland?
Scheuer: Es ist ein Herzenswunsch von mir, dass der Einsatz von Holzfenstern eine stärkere Förderung erfährt. Bei uns wird in der Politik sehr viel gesprochen und es werden Ideen entworfen, welche meistens nicht umgesetzt werden. Oft sind unsere Politiker immer der Auffassung, eine Förderung muss mit finanziellen Anreizen kombiniert werden. Ich glaube aber, da gäbe es genügend andere Möglichkeiten, um den Einsatz des einzigen Materials zu fördern, welches eine echte Reduktion des Klimakillers CO2 bewirkt. Eine Möglichkeit wäre z. B., dass in öffentlichen Gebäuden nur noch Holzfenster bzw. Holz-Alu-Fenster eingesetzt werden dürfen. Eine andere Möglichkeit wäre, ein Bonus-Malus-System bei der Berechnung für die Energieausweise zu integrieren. Da uns Naturschützer leider oft suggerieren möchten, dass jeder Holzeinschlag unsere Wälder zerstört, sollte auch mehr Aufklärung stattfinden. Schließlich wächst bei uns mehr Holz nach als es verbraucht wird.