_ Glas wird ein immer technischeres Produkt, das zunehmend mehr Funktionen in sich vereint. Dieser Trend wir bei der glasstec 2016 deutlich zu erkennen sein. Dazu kommt, dass Glas als Designprodukt neben dem Interieur zunehmend auch in der Fassade zur Geltung kommt und entsprechend von Architekten nachgefragt wird.
Auch diesmal können Messebesucher eine Vielzahl an neuen Glasanwendungen auf der Sonderschau glass technology live (gtl) in Halle 11 begutachten. Als fester Bestandteil der Messe findet die Sonderschau an allen Messetagen statt.
Als Kombination aus Fachschau und einem Symposium mit über 40 Einzelvorträgen gilt sie zudem als Richtungsweiser in Sachen Produktinnovation, Fertigungstechnik und konstruktivem Glasbau. Bei dem kostenlosen gtl-Symposium stehen an den vier Messetagen vier unterschiedliche Themenfelder im Fokus. Ein Tag davon widmet sich ganz dem Themenfeld Industrie 4.0.
Gestaltet vom Institut für Baukonstruktion der Universität Stuttgart und unter Schirmherrschaft von Stefan Behling (Foster & Partners, London), werden auf der glass technology live (gtl) eine große Auswahl an zukunftsweisenden Funktionsgläsern, Glasanwendungen für den konstruktiven Glasbau, Ganzglaskonstruktionen sowie Designgläser vorgestellt werden.
Schlagworte sind diesmal zudem „smart glass“ und Interaktivität. Hier kündigt sich bereits an, wie die Weiterentwicklungen von Displaygläsern und Touchscreens auch den Weg für neue Typen von Fassaden- und Interieurgläsern bereiten. Mit Blick auf die Entwicklungen stellt sich beispielsweise die Frage, ob man künftig noch separate Displays neben der Haustüre braucht, wenn das Glas der Türfüllung als Touchscreen fungiert und diese Funktion gleich mit übernehmen kann? Oder das Glas kann den Klingelknopf ersetzen und von Innen lässt sich die Tür über dasselbe Glas freischalten und öffnen.
Spannend ist in diesem Zusammenhang, dass der deutsche Technologiekonzern Merck jetzt 15 Millionen Euro in die Entwicklung und Produktion von schaltbaren Gläsern investieren will.
Ziel ist es, Fensterscheiben mit variablem g-Wert zu entwickeln, die schneller auf Lichtveränderungen reagieren als vergleichbare schaltbare Systeme, die bereits am Markt sind.
Dazu setzt Merck auf eine Mischung aus Flüssigkristallen, wie sie auch in Displays von Fernsehern oder Smartphones eingesetzt werden. Nach Auskunft der Entwickler könne diese Technik (neben der Transparenz) zwei Effekte erzielen: Sie verdunkeln das Glas als Sonnenschutz oder lassen es opak – also undurchsichtig – werden, um eine Privatsphäre zu gewährleisten.
Auch wenn sich die technische Basis von anderen schaltbaren Gläsern unterscheidet, ist die Funktionsweise von Flüssigkristallglas ähnlich: Durch Anlegen einer Spannung können die im Isolierglas eingebetteten Kristalle in verschiedene Anordnungen gebracht werden.
Dadurch wiederum kann der g-Wert des Glases variabel gestaltet werden: Je nach Anordnung der Kristalle fällt dann mehr oder weniger Licht durch die eingebrachte Schicht – die Gläser wechseln von transparent zu opak oder umgekehrt. Die Gläser lassen sich zudem in die Gebäudesteuerung einbinden. Produktionsstart der Flüssigkristallscheiben ist für Ende 2017 geplant.
Martin Zitto, Mitarbeiter des Technologiekonzerns, wird als Referent auf der glasstec-Konferenz „function meets glass“ über die neuen Flüssigkristallgläser berichten. Sein Vortag findet am 20.9.2016 um 11.00 Uhr statt.
So bringt Glas Licht ins Dunkel
Wie eine lichtleitende Ebene im Isolierglas ein Fenster, eine Trennwand oder eine Fassade zur Lichtquelle macht, demonstriert die ALED-Technik von LightGlass aus Österreich.
Das Unternehmen präsentiert ein intelligentes Architekturglas dessen Technik es erlaubt, die Transparenz von herkömmlichen Isoliergläsern mit einer homogenen und blendfreien Beleuchtung zu koppeln. Dabei reguliert sich das System automatisch gemäß der aktuellen Lichtsituation. Das Glas kann so die Beleuchtungsfunktion im Raum übernehmen, etwa bei Nacht oder in Zimmern ohne Tageslichteinfall.
Gesteuert und programmiert wird LightGlass über eine App, die Einbindung in gängige Gebäudesteuerungen ist möglich. Die Entwickler präsentieren auf der Sonderschau verschiedene Beispiele für den Wohn- und Objektbau.
Produktion – Das große Thema heißt Glasindustrie 4.0
Wie werde ich morgen produzieren, wie muss ich automatisieren, um konkurrenzfähig zu bleiben und wie sieht es mit der Vernetzung mit Kunden und Zulieferern aus?
Diese Fragen rund um Industrie 4.0 sind die großen Themen der Glasverarbeiter, der sich auch viele kleinere und mittlere Unternehmen (KMUs) stellen müssen.
Bei der Diskussion um Industrie 4.0 heben alle Beteiligten die Mehrwerte hervor, sprechen von der „effizienteren Produktion“ und weiter von „intelligenten Produkten und Maschinen“.
Doch wo genau fängt dieses Konzept an zu tragen? Kann man mit dem bestehenden Maschinenpark eine Vernetzung durchführen und wie sieht dann die praktische Umsetzung im Detail aus? Und vor allem, was kostet das Ganze?
Antworten auf diese Fragen erhalten Messebesucher in Düsseldorf. Und zwar nicht nur bei Maschinen- und Software-Ausstellern, sondern auch auf dem gtl-Symposium.
Thementag „Industrie 4.0“
Der 21. September des gtl-Symposiums ist als Thementag der „Industrie 4.0“ gewidmet. Die Fachreferenten durchleuchten die transparente und vernetzte Produktion und erläutern weiter, wie die IT-gestützte Vernetzung von Maschinen, Steuerungs- und Produktionssoftware aussehen kann, inklusive der Qualitätssicherung, dem Versand und der Logistik-Einbindung.
Dort erfahren Besucher auch, welche Rolle Sensoren und Barcodes bei der Vernetzung im Zug von Industrie 4.0 spielen, um im Betrieb und in der Fertigung alle relevanten Daten zu erfassen, zu bündeln und für die Auswertung bereitzustellen.
Es wird weiter aufgezeigt, wie sich aus dieser Auswertung die notwendigen Maßnahmen ableiten lassen, um den gesamten Produktionsprozess – inklusive Logistik – zu optimieren.
Als wichtiges Thema im Kontext von Industrie 4.0 wird darüber hinaus auch die Datensicherheit und deren Umsetzung behandelt.
Der Laser wird mehr und mehr zum Alleskönner
Seit wenigen Jahren sind Laser in der Glasbearbeitung im Einsatz und liegen gut im Trend. Neben den vielfältigen Möglichkeiten, mittels Lasergravur Designgläser zu gestalten, rückt der Laser jetzt auch mehr und mehr in Qualitätskontrolle und selbst in den Zuschnitt vor. Beim gtl-Symposium wird Lasertechnik für die Glasverarbeitung in mehreren Beiträgen diskutiert.
Das Programm des gtl-Symposiums finden Sie auf www.glasstec.de (unter Programm).
Fassade im Fokus
Ein Besuch auf der glasstec lohnt sich auch für Metall- und Fassadenbauer. Denn mit welchen Anwendungen und Produkten heute und in Zukunft die Gebäudehüllen und Fassaden gestaltet werden, erfahren die Besucher bei den Ausstellern in den Hallen 9, 10 und 11 sowie auf der „glass technology live“.
Zudem finden die Fachbesucher in direkter Nachbarschaft zur „glass technology live“ das Kompetenzcenter Glas + Fassade. Dieses richtet sich gezielt an Glas- und Fassadenbauer und -planer sowie an Bauingenieure und Architekten. Das Kompetenzzentrum bietet zahlreiche Informationen von Instituten und Verbänden.
Darunter sind der Bundesverband Flachglas (BF), das ift Rosenheim, der Unabhängige Berater für Fassadentechnik e.V. (UBF), die Hochschule Augsburg (Institut für Bauwesen und Immobilie), die FH Dortmund (Fachbereich Architektur), die TU Darmstadt (Institut für Werkstoffe und Mechanik) sowie die Gütegemeinschaft Mehrscheiben-Isolierglas.
Die neuen Trends im konstruktiven Glasbau zeigt am 20. und 21. Spetember 2016 die Konferenz „engineered transparency“ auf.
Unter dem Schwerpunkt „Energie, Glas und Fassade“ präsentieren internationale Planer und Forscher in über 70 Vorträgen die jüngsten Entwicklungen im Fassadenbau und beim konstruktiven Glasbau.
Die Konferenz findet unter der Federführung der TU Dresden und der TU Darmstadt statt. Das Programm und die Anmeldung findet man unter www.engineered-transparency.eu.
So entwickelt sich Isolierglas weiter
Den Anforderungen an Fenster, Fassade, Isolierglas und an Glasbeschichtungen widmet sich am 23. September der Vortragsblock des Bundesverband Flachglas. Dort wird u. a. das MEM4WIN Projekt vorgestellt: Bei dieser 4-fach-Einheit aus Dünngläsern wurden neben Verschattungs- und Lichtlenksystemen auch Segmente mit organischer Photovoltaik, Solarthermie und Leuchtdioden (OLED) integriert.
Darüber hinaus informieren Fachreferenten am Nachmittag des 23. Septembers über die aktuellen gesetzlichen Vorgaben für Glasverarbeiter und ISO-Hersteller und zeigen die neuesten Änderungen und Anpassungen auf nationaler und internationaler Ebene auf.
Auch über den Stand bei der Entwicklung eines europäischen Standards zur Glasbemessung wird referiert. Dabei wird die Frage diskutiert werden, ob und wie die Glas DIN 18008 angepasst wird und ob aus dieser nationalen DIN mittel- oder langfristig eine EN-Norm wird.
Neben dem umfangreichen Rahmenprogramm stehen in den Messehallen 1200 Aussteller bereit, um die Besucher umfassend über alle Entwicklungen rund um Flachglas zu informieren und die neuesten Glasprodukte, Maschinen und Anwendungen im Detail zu erläutern.
Der Weg nach Düsseldorf wird sich auch in diesem Jahr wieder lohnen.—