Glasbemessung ist eine komplexe Aufgabe, für die heute leistungsfähige Bemessungsprogramme eingesetzt werden. In seinem Beitrag stellte Prof. Franz Feldmeier aus Rosenheim die Möglichkeit vor, hierzu auch Diagramme einzusetzen. Er arbeitet aktuell an diesem Projekt zur schnellen Abschätzung der benötigten Gläser nach“ DIN 18008-2:2020“, auch ohne Software. Die Tabellen sollen für häufig verbaute Gläser erstellt werden, und eine leichtere Handhabe bei „einfacheren“ Scheiben in Bezug auf eine statische Sicherheit ermöglichen.
Ziel sei es, bei Standardgläsern nicht das universelle und komplexe Bemessungsprogramm einschalten zu müssen, welches eine Vielzahl an Eingaben erfordert, sondern eine schnellere Abschätzung anhand von Diagrammen: Im Fokus stehen dabei Gläser bis 3x5m mit 4-seitiger Lagerung, die bei quaderförmigen Baukörper bis 18m Höhe verbaut werden.
Die Diagramme sollen für senkrecht eingebaute Fenster unter Standard-Klimalasten nach DIN 18008 gelten . Beim Wind gibt es 4 Zonen sowie 5 Windlaststufen für den Geschwindigkeitsdruck sowie 5 Werte für den Windsog.
Wenn die technischen Details mit den Behörden geklärt sind und die Verwendung der Diagramme als Typenstatik generell genehmigt wird, könne der Einsatz solcher Diagramme zum Ende des Jahres erfolgen, so die Auskunft von Professor Feldmeier.
So lässt sich die Kantenfestigkeit von Glas optimieren
Dr. Frank Schneider vom Fachverband Konstruktiver Glasbau (FKG) gab interessante Einblicke zur Festigkeit der Glaskante. In seinem Beitrag erläuterte er, wie relevant die jeweilige Glaskante für die Bruchanfälligkeit der Scheibe ist. Maßgeblichen Einfluss auf die Kantenqualität hat unter anderem der Zuschnitt. Die Qualität der Kante hänge insgesamt sehr von der Herstellung der Scheibe sowie von den beim Zuschnitt entstehenden (Micro-)Brüchen ab.
Beim Zuschnitt gibt es eine Reihe von Parametern, die helfen, die Kantenfestigkeit zu steigern, so führen z.B. niedrigere Schneiddrücke zu einer höheren Kantenfestigkeit (doch Vorsicht vor zu niedrigem Druck). Dr. Schneider: „Mit neuen Schneidrädchen erzielt man deutlich schlechtere Kanten als beim Zuschnitt mit „eingefahrenen“ Rädchen. Weiter sind der Scheiddruck und die Schneidgeschwindigkeit relevant. Auch die Schneidflüssigkeiten haben einen positiven Einfluss auf die Kantenfestigkeit.
Das Brechen selbst habe jedoch keinen Einfluss auf die Kantenfestigkeit, so Dr. Schneider. In seinem Vortrag unterstrich er, dass das Aussehen der Schnittkante hingegen keinen Rückschluss auf die Kantenfestigkeit zulässt.
Nach Dr. Schneiders Aussage gebe es einen optimalen Schneiddruck. Dieser erlaubt ein leichtes Öffnen des Risses sowie eine entsprechend gute Kantenfestigkeit. Dieser variiere jedoch von Anlage zu Anlage, so dass diese individuell eingestellt werden müssten. Positiv: Für diese Verbesserungen sei keine Investition notwendig. Ein optimierter Schneidprozess lasse sich zudem immer wieder reproduzieren, so Dr. Frank Schneider.
Die vorgestellten Untersuchungen zur Kantenfestigkeit bezogen sich auf 8mm Floatglas. Er denke, dass sich die Ergebnisse in gewissen Sinn jedoch auch auf VSG übertragen lassen.
Durch die Veranstaltung führte Christian Anders, Obmann des Technischen Ausschusses VFF.
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Hier noch ein Veranstaltungshinweis: Am Dienstag, den 30.06.2020, wird Block 3 der VFF-Tagung Normung und Technik 2020 stattfinden. Ab 14:00 wird es um „Besondere Anforderungen bei Konstruktion und Montage“ gehen.
Referenten sind Wolfgang Jehl, Produktmanager Geschäftsbereich Prüfung, ift Rosenheim, und Manuel Demel, ift Projektingenieur Geschäftsbereich Technik.
Hier der Link zur Anmeldung https://register.gotowebinar.com/register/983888491874143499