Um nachträglich einen Sonnenschutz an Fenstern oder Fassaden zu realisieren, gibt es verschiedene Methoden: Wenn Verschattungseinrichtungen wie Jalousien, Rollläden oder Markisen nicht eingesetzt werden können, rückt das Glas in den Mittelpunkt der Betrachtung. Je nach Bestand und Nutzung empfiehlt sich der Austausch veralteter Fenster und/oder der Einsatz moderner Isoliergläser. Die Bandbreite der Produkte bietet individuelle Lösungen, die den Komfort erhöhen und den Aufwand für Kühlung senken.
Einfacher und scheinbar wirtschaftlicher ist das Aufbringen von Sonnenschutzfolien. Dies kann unter bestimmten Bedingungen sinnvoll sein, ist jedoch nicht ohne „Nebenwirkungen“.
Um „böse Überraschungen“ beim Nachrüsten von Isoliergläsern mit Sonnenschutzfolie zu vermeiden, sollte man jedoch einige Aspekte beachten, die die Funktionsfähigkeit des Isolierglases und die Gewährleistung betreffen. Die Gremien des Bundesverbandes Flachglas haben die folgenden Informationen für Bauherren und Anwender zusammengestellt.
Das sollte jeder Verarbeiter wissen
1. Die Sonnenschutzfolie wird in der Regel raumseitig angebracht auf „Position 4“ bei 2-fach-Isolierglas. Dies ist jedoch die ungünstigste Oberfläche für das Anbringen eines Sonnenschutzes, da die Sonneneinstrahlung das komplette Glas bzw. die ISO-Einheit passieren muss, bis sie reflektiert wird. Der g-Wert ist also niedriger, je weiter außen die Reflexionsfläche liegt.
2. Nachträglich raumseitig angebrachte Sonnenschutzfolien erhöhen je nach Reflexionsgrad der Folie die Absorption von Strahlung in der raumseitigen Scheibe. Diese heizt sich zusätzlich auf, die thermische Belastung und somit das Bruchrisiko steigen. Zudem bewirkt die so aufgeheizte raumseitige Scheibe ein stärkeres Aufheizen der gesamten Isolierglaseinheit. So erhöht sich auch die termische Belastung des ISO-Randverbunds. Es kommt zu einer Verstärkung aller Symptome, die unter dem Begriff Isolierglas-Effekt bekannt sind, wie Reflexionsverzerrungen oder zusätzliche Spannungen. Weitere Folge: Die Lebensdauer des Isolierglases kann geringer ausfallen.
3. Während bei der Bemessung von Isoliergläsern mit Sonnenschutzfunktion der Faktor Absorption berücksichtigt wird, ist dies beim nachträglichen Aufbringen von Sonnenschutzfolien naturgemäß nicht mehr möglich.
4. Die Risiken, die mit dem Einsatz von Sonnenschutzfolien einhergehen, haben Auswirkungen auf die Gewährleistung. Werden die Eigenschaften von ISO-Produkten durch nachträglich angebrachte Sonnenschutzfolien verändert, trifft den Glashersteller keine Haftung für daraus entstandene Probleme und Schäden. Mehr noch, die Beweislast liegt beim Kunden/Verarbeiter.
5. Auch bei der Montage sind einige Faktoren zu beachten. Die Folie muss optimal auf dem Glas haften. Sie sollte sorgfältig, ohne den Einschluss von Blasen, Falten oder Schmutz, ausgeführt werden. An Glasrand, Glashalteleisten und Glasabdichtungen muss besonders sorgfältig gearbeitet werden, bei großen Flächen ist auf Stoßstellen zu achten. Auch ein langfristiges Schrumpfen der Folie sowie eine mögliche Unverträglichkeit der Folie mit Verglasungsdichtstoffen muss ausgeschlossen bzw. berücksichtigt werden.
Fazit
Das Nachrüsten mit Sonnenschutzfolien kann an bestimmten Stellen und für bestimmte Nutzungen durchaus sinnvoll sein. Man sollte jedoch auch die möglichen Folgen für Material und Gewährleistung beachten und die Folie besonders sorgfältig auswählen und montieren.—
Tipps für die Praxis
Weitere Informationen zum Thema gibt der Bundesverband Flachglas. Darüber hinaus findet der Verarbeiter eine Vielfalt von Informationen und Downloads rund um Glas und Glasverarbeitung unter